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Dicke Diesel an der Nebelhöhle

Beim 5. Internationalen Lkw-Oldtimer-Treffen an der Nebelhöhle wurden 212 Fahrzeuge und Teams erwartet, trotz schrecklichen Wetters haben sich am Freitag bereits 156 eingefunden.

Lange Schnauze, viel drunter: der Daimler Kurt aus den 50er-Jahren.
Lange Schnauze, viel drunter: der Daimler Kurt aus den 50er-Jahren. Foto: Steffen Wurster
Lange Schnauze, viel drunter: der Daimler Kurt aus den 50er-Jahren.
Foto: Steffen Wurster

SONNENBÜHL-GENKINGEN. Frank Gerber wollte schon als 18-Jähriger mal einen Laster »mit zwei Meter langer Schnauze« haben. Es hat eine Weile gedauert, aber heute besitzt der Pfullinger zwei quietschgelbe Ungetüme vom Schweizer Hersteller Saurer. Das Saurer-Logo ist auf dem 5. Internationalen Lkw-Oldtimer-Treffen an der Nebelhöhle häufig zu sehen, das liegt auch an Gerbers Kontakten in die Schweizer Szene, glaubt der Organisator der Interessengemeinschaft »Freunde historischer Lkw«.

Das Treffen an der Nebelhöhle ist mittlerweile eine Institution, ein festes Datum in der Szene, meint »Moranus«, der nur unter seinem Spitznamen bekannte PR-Manager der Interessengemeinschaft. Recht hat er: 212 Gespanne haben sich angemeldet, bis Freitagmittag sind 150 angekommen. Einige dürften noch dazugestoßen sein, ein paar wetterbedingte Absagen hat es aber gegeben. Frank Gerber zeigt Verständnis, als er das Smartphone aus der Hand legt: »Der Omnibus aus Heilbronn kommt nicht, sein Scheibenwischer schafft's nicht, meint der Fahrer.« Ein anderer, in der Region gut bekannter Bus ist aber da: Dominik Wilms hat den Oldtimer der Schwäbischen Alb-Bahn mitgebracht.

Trucker trotzen dem Sauwetter

Es hagelt auch wirklich Katzen am dritten Tag des Treffens, die Nebelhöhle liegt im Dunst und »macht ihrem Namen alle Ehre«, frotzelt Moranus. Die Fahrer sammeln sich im für die Witterung etwas zu kleinen Zelt-Café oder unter Pavillons - die Planendächer müssen immer wieder von der feuchten Last befreit werden, der laute Platsch wird je nach Nähe zum Aufschlagsort mit Unmutsäußerungen oder Gelächter quittiert. »50 Liter sollen kommen, sagt der Wetterbericht, zehn haben wir bestimmt schon«, meint Gerber, der zum Wetterfrosch mutiert: »Ich weiß, es regnet«, nimmt er Neuankömmlingen den Wind aus den Segeln, bevor die nur Pieps sagen dürfen.

Saurer Lkw aus der Schweiz sind gut vertreten.
Saurer Lkw aus der Schweiz sind gut vertreten. Foto: Steffen Wurster
Saurer Lkw aus der Schweiz sind gut vertreten.
Foto: Steffen Wurster

Ein guter Teil der Lkw hat einen bewohnbaren Aufbau, etwa einen radlosen Wohnwagen. Und die Busse sind meist gut ausgebaut. »So wohnen manche nicht daheim«, glaubt Gerber. Die Monster-Camper seien bei dem Sauwetter klar im Vorteil, auch wenn sie eigentlich nicht als Regenschutz gedacht sind, meint er. Die Oldtimerfreunde sind nämlich mobil, die Fahrzeuge werden gern auch für den Urlaub genutzt, auch wenn sie sich in engen Gässchen schwertun. »Viele fahren gern zu weit entfernten Treffen, da ist man dann ein paar Tage unterwegs«, sagt Gerber, etwa nach Südtirol oder in die nordischen Länder. Bei den Events trifft man sich, man kennt sich, die Szene ist überschaubar. »Nach dem 5. Nebelhöhentreff kenne ich praktisch jeden«, meint Gerber.

Der Nachwuchs fährt Sattelzug

Der Pfullinger kam erst relativ spät zum Oldtimer-Lkw, der 18. Geburtstag war schon lange her, der Wunsch nach der Zweimeterschnauze aber immer noch da. Bei einer Fahrt in die Schweiz folgte er fasziniert einem Saurer bis zur Tankstelle, wo der Schweizer leicht genervt seinen Verfolger ansprach. Ein Gespräch entwickelte sich, eine Einladung zum Saurer-Treffen in der Schweiz folgte. Kurz danach stand der erste Saurer auf Gerbers Hof, der ist mittlerweile verkauft, steht aber auch an der Nebelhöhle. In Schweizer Armee-Oliv: Militärfahrzeuge sind oft der Einstieg, »günstig, wenig Kilometer, zu Tode gewartet.«

Günstig ist relativ, für Kauf und Unterhalt muss der Fan schon ein paar Euro ausgeben. Und man braucht Platz, eine Garage wie für den restaurierten Käfer reicht nicht. Ein Grund, dass viele erst spät zu ihrem Hobby kommen. Allerdings gibt es Nachwuchs: »Die kaufen sich einen Sattelzug und fahren durch ganz Europa, die leben das wirklich«, freut sich Gerber darüber, dass die Treffen nicht mehr wie ein »Rentnertreffen« aussehen.

Zwei Exponate aus der Mercedes Benz Trucks Classic-Sammlung.
Zwei Exponate aus der Mercedes Benz Trucks Classic-Sammlung. Foto: Steffen Wurster
Zwei Exponate aus der Mercedes Benz Trucks Classic-Sammlung.
Foto: Steffen Wurster

Die ältesten Fahrzeuge, die an der Nebelhöhle zu bewundern sind, stammen aus den frühen 1950er-Jahren, dazu kommt alles bis in die 90er. Mercedes, Opel und Scania gibt's als Marken noch, einige sind ganz oder zumindest als Lkw-Bauer verschwunden, etwa Kaelble, Henschel oder Borgward. Ganz was Seltenes sei das Krupp-Feuerwehrfahrzeug, erzählt Moranus. Die Kombi Krupp und Feuerwehr habe es nur in Essen gegeben, aus Lokalpatriotismus. Praktisch alle Fahrzeuge sind aus eigener Kraft angereist, sind zugelassen und versichert. Bernd Hufendiek hat allerdings zwei Daimler mit dem Tieflader gebracht. Er arbeitet für Mercedes Benz Trucks Classic, mit den Exponaten aus dem Lkw-Museum in Wörth macht er Werbung für die Classic-Sparte von Mercedes. »Das ist das erste Mal, dass hier ein Hersteller vertreten ist«, sagt Gerber, »da bemühe ich mich schon lang drum.«

Für Samstag ist eine Ausfahrt angesetzt, in ruhigem Tempo über die Alb und durchs Lautertal, am Freitag bestand noch etwas Hoffnung. Denn schließlich galt zu diesem Zeitpunkt die Unwetterwarnung nur für die Ostalb, klärte Gerber einen holländischen Trucker auf, »und das ist ganz was anderes.« (GEA)