GAMMERTINGEN. Die Erzieher und Erzieherinnen in Gammertingens Kindergärten – St. Michael, St. Martin, Feldhausen sowie Mariaberg – werden vor wachsende Herausforderungen gestellt. Die Zahl der Kinder mit »besonderem Betreuungsbedarf« wachse, erzählten unisono die Fachkräfte bei der Vorstellung des Kindergartenberichts 2023/24 im Gemeinderat. Sprachliche und körperliche Defizite oder Schwierigkeiten im sozialen Bereich, sprich beim Umgang mit den Altersgenossen oder den Betreuerinnen, halten sie auf Trab. Das meiste davon seien allerdings recht normale Verzögerungen in der Entwicklung.
Arbeit macht es trotzdem, auch weil die Kinder jünger in die Kindergärten kommen, selbst wenn man die Krabbelgruppen der unter Dreijährigen bei dieser Betrachtung außen vor lässt. Außerdem machen Krankheitswellen den Einrichtungen zu schaffen, Bindehautentzündungen kommen zurzeit wohl gehäuft vor. Die Erzieher bitten die Eltern, ihre Kinder dann zu Hause zu behalten, auch wenn das für Berufstätige nicht einfach sei. Dass bei externen Fachkräften zur Unterstützung, etwa für die Begleitung von Kindern mit Einschränkungen, mit langen Wartezeiten zu rechnen ist, macht das Leben auch nicht leichter. Die Stadt hat sich bei den Eltern umgehört. Sie sind mit den unterschiedlichen Betreuungsangeboten größtenteils zufrieden. Berufstätigkeit und Familienleben könnten gut und bedarfsgerecht abgedeckt werden – zumindest wenn nicht eine Bindehautepidemie dazwischen kommt.
Krabbelgruppe bis Förderklasse
Das Leistungsspektrum in den Einrichtungen ist mittlerweile enorm. Von den Krabbelgruppen der unter Dreijährigen (U3) über Sprachförderung und Frühenglisch bis zur Vorbereitung der Kinder auf die Schule – die Kindergärten haben sich von Spiel- und Aufbewahrungsorten zu pädagogischen Zentren gewandelt. Künftig soll die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter vertieft werden, durch das »Projekt schulreifes Kind« mit Grundschulförderklassen und einer Präventivklasse bereits ab vier Jahren, steht auf der Ideenliste der Erzieherinnen. Für ihren Einsatz bekamen die Erzieherinnen viel Lob von den Räten, die auch über eine Erhöhung der Beiträge entscheiden mussten. »Wir haben einen hohen Standard, wenn wir ihn halten wollen brauchen wir die Mittel«, sagte Karl Endriß. Gammertingen folgt der Empfehlung der kommunalen und kirchlichen Spitzenverbände und erhöht die Beiträge für den Jahrgang 2024/25 um 7,5 und für das Kindergartenjahr 2025/26 um 7,3 Prozent.
Eigentlich sollten in Baden-Württemberg die Elternbeiträge 20 Prozent der Kosten decken, davon ist nicht nur Gammertingen ein gutes Stück entfernt. Auch die jetzt beschlossenen Erhöhungen dürften durch Tarifabschlüsse und allgemeine Kostensteigerungen aufgefressen werden. Die drei städtischen Kindergärten haben 2023 2,6 Millionen Euro gekostet. 1,2 Millionen schoss das Land zu, 410.285 Euro oder 15,9 Prozent brachten die Eltern auf – an der Stadt blieben 951.183 Euro hängen. Macht 3.361 Euro pro Kind, am 1. März waren 283 Kinder angemeldet.
Immerhin hat sich die Personalausstattung verbessert, die im Vorjahr recht angespannt war – da tun sich andere Kommunen in der Region deutlich schwerer, die Fachkräfte sind rar. Zwei Kräfte pro Gruppe sollten es sein, das wird überall erreicht. Und im neuen Kindergartenjahr werden drei Auszubildende übernommen. Zu Beginn des Kindergartenjahres werden 17,9 Vollzeitkräfte zur Verfügung stehen.
Gute Personalausstattung
In der Sitzung hat der Rat auch über die Beiträge für die Ganztagsbetreuung an Schulen entscheiden. Zum Beginn des neuen Schuljahres werden die Gebühren ebenfalls um 7,5 Prozent erhöht. Gammertingen folgt auch hier der Empfehlung der Kirchen und kommunalen Landesverbände. Der Kostendeckungsgrad in der Ganztagsbetreuung beträgt für das Jahr 2023 knapp 62 Prozent, die Stadt schießt pro Jahr und Schüler über 900 Euro zu und die Verwaltung rechnet mit weiter steigenden Personalkosten. Neu ist ein zusätzliches Betreuungsangebot: An der Laucherttalschule und der Grundschule Feldhausen wird auch für die Klassen 1 bis 4 die Buchungsmöglichkeit für einen Tag pro Woche angeboten. (GEA)