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Astronom aus Ohnastetten erstellt Horoskope auf der Alb

Eckhart Landes liebt die Musik, Menschen und die Astrologie. In seiner Praxis auf der Alb erstellt er Horoskope

Die Konstellation der Gestirne zum Zeitpunkt der Geburt legt einem Menschen seine Bestimmung in die Wiege, sagt die Astrologie.
Die Konstellation der Gestirne zum Zeitpunkt der Geburt legt einem Menschen seine Bestimmung in die Wiege, sagt die Astrologie. Eckhart Landes erstellt Horoskope. FOTO: SCHRADE
Die Konstellation der Gestirne zum Zeitpunkt der Geburt legt einem Menschen seine Bestimmung in die Wiege, sagt die Astrologie. Eckhart Landes erstellt Horoskope. FOTO: SCHRADE

ST. JOHANN-OHNASTETTEN. »Es gibt einen Gott. Es gibt den Himmel. Und es gibt das Schicksal.« Eckhart Landes glaubt grundsätzlich an die Existenz von Wahrheiten, die die Wissenschaft nicht beweisen – aber eben auch nicht widerlegen – kann. Aufgewachsen ist er mit vier Geschwistern in einem tief protestantischen Haushalt im Badischen, im Stammbaum stehen über Generationen hinweg Pfarrer. Eckhart Landes hat die Familientradition nicht fortgesetzt, er ist andere Wege gegangen. Sie haben ihn über seine Liebe zur Musik zur Astrologie und schließlich auch auf die Alb geführt, wo er seit 24 Jahren lebt. Das eine ist ohne das andere in seiner Biografie nicht denkbar.

Gelernt hat Landes zwei Berufe: Orgelbauer und Musikalienhändler. Glücklich gemacht hat ihn keiner von beiden. Sein Klavierlehrer brachte ihn erstmals in Kontakt mit der Astrologie: »Er hat mich nach Geburtsdatum und -zeit gefragt.« Offenbar war der Musiker gewillt, nur Schüler mit passendem Horoskop zu unterrichten. Landes’ anfängliche Verwunderung wich bald der Faszination: Die schwarzen und weißen Tasten spielten im Unterricht immer weniger eine Rolle. Der Klavier- wurde zum Astrologielehrer. Später besuchte Landes Seminare von Wolfgang Döbereiner, der mit seiner »Münchner Rhythmenlehre« aus den 1950er-Jahren als Begründer einer modernen Astrologie gilt. »Er hat sie aus der dunklen Ecke des Okkultismus herausgeholt«, sagt Landes.

»Viele Aspekte spielen im Horoskop eine Rolle«

»Ich bin kein Wahrsager, ich lese nicht aus der Glaskugel«, stellt der 64-Jährige klar. Mit den kurzen Textschnipseln über Geld, Glück und Liebe, die man aus Illustrierten kennt, habe seine Arbeit nichts zu tun, betont er: »Ich gehe der Frage nach, was dem Menschen zum Zeitpunkt seiner Geburt in die Wiege gelegt wurde.« Dafür brauche er nicht nur Zeit, sondern von den Menschen, die bei ihm anfragen, auch möglichst exakte Daten: Das Geburtsdatum samt Uhrzeit und der Geburtsort spielen eine wichtige Rolle, um bestimmen zu können, unter welcher Sternenkonstellation ein Mensch geboren wurde und was das für seine Persönlichkeit zu bedeuten hat. Das steckt auch im Wort Horoskop, das aus dem Altgriechischen stammt: hora heißt Stunde, skopéin beobachten.

Menschen allein nach ihrem Geburtstag in zwölf Schubladen von Widder bis Fische zu sortieren greife also viel zu kurz. »Außer den Tierkreiszeichen spielen weitere Aspekte im Horoskop eine Rolle und machen es so individuell«, sagt Landes, der heute als Klavierstimmer und Astrologe arbeitet. In seiner Praxis in Ohnastetten empfängt er Klienten. Andere, die zu weit weg wohnen, trifft er über Skype im Internet – auch das geht. Hauptsache, die Kommunikation stimmt. »Viele, die zu mir kommen, sind in seelischen Nöten. Es geht um die Kinder, den Partner, die Gesundheit«, erklärt Landes, der seinen Gesprächspartnern mit Offenheit und Empathie begegnen will. Seine Arbeit, sagt er, habe deshalb auch ein »seelsorgerisches Element«, ohne sich dabei unmittelbar mit einem Pfarrer oder Therapeuten vergleichen zu wollen. »Ich möchte dazu beitragen, dass die Menschen ihrem eigenen Empfinden trauen, in sich hineinspüren und schauen: Ist das, was ich mache, wirklich das, was mich zufrieden macht und beglückt?« Landläufig heißt das Selbstverwirklichung, der Astrologe spricht von Berufung oder Bestimmung. Diese zu benennen und seinen Kunden begreifbar zu machen, sieht er als seine Aufgabe an – seine eigene Bestimmung.

Das Horoskop ist für Landes Werkzeug zur Deutung. Es zeige an, worum es einem Menschen gehe und welche Anlagen er habe – und weniger, was und wann in Zukunft im Detail geschieht. Wann gewinne ich endlich im Lotto? Wann treffe ich meinen Traummann? Und wie viele Lebensjahre sind mir vergönnt? Das sind allzu konkrete Fragen, um die es Landes nicht geht. Als Anhänger der Münchner Rhythmuslehre denkt er in Sieben-Jahreszyklen. Das, was der Astrologe darin liest, sind nicht exakt datier- und benennbare Ereignisse, sondern eher Grundstimmungen und Wendungen, die für bestimmte Lebensphasen sehr prägend sind.

»Die, die zu mir kommen, sind in seelischen Nöten«

»Horoskope sind kein Hokuspokus«, hält Landes Skeptikern entgegen. Auch wenn die Astrologie keine Wissenschaft ist, so gibt es doch gewisse Schnittstellen zu ihrer anerkannten Schwesterdisziplin, der Astronomie. Landes arbeitet mit sogenannten Ephemeriden. In den Tabellenwerken sind die täglichen Positionen der Planeten verzeichnet. Diese Daten sind, wie auch Längen- und Breitengrad des Geburtsorts, messbar – und Ausgangspunkt für die Astrologie, die sich seit Jahrtausenden als Deutungskunst versteht und die Grenzen der Empirie hinter sich lässt. Sie schreibt den Gestirnen und ihren sich ändernden Konstellationen in Raum und Zeit bestimmte Eigenschaften und Wirkungen zu.

Im vordigitalen Zeitalter hat Landes die gesammelten Daten und das, was er daraus ableitet, mit Bleistift und Lineal auf Tierkreiszeichen-Vordrucke übertragen. Heute gibt es dafür Computerprogramme. So entsteht eine astronomische Skizze der Himmelssituation im Augenblick der Geburt eines Menschen von dessen Geburtsort aus gesehen.

Natürlich kennt Landes sein eigenes Horoskop. Fische, Aszendenz Krebs. »Sensibelchen hoch drei«, merkt der Astrologe augenzwinkernd an. Landes lässt sich von seinen Sternen leiten – und hat so auch seinen Wohnort gefunden: Vom Kaiserstuhl, wo er mit seiner Familie zuvor gewohnt hat, kam er auf die Alb. »Es gibt viele schöne Orte, aber seine persönliche Lebensverwirklichung kann man am besten an dem für einen selbst richtigen Ort finden.« Auf der Suche nach »seinem« Ort ist er den Linien des »astrologisch-geographischen Atlas« von Wolfgang Döbereiner gefolgt: » Als ich von Beuron bis Schwäbisch Gmünd über die Alb gefahren bin, ist mir das Herz aufgegangen.« Ein großes Glück, dass er bald darauf in Ohnastetten ein Haus gefunden hat. Oder ganz einfach Schicksal. (GEA)