GOMADINGEN. Am Rad- und Wanderweg bei Dapfen, unterhalb der Martinskirche, befindet sich das Feuchtgebiet Riedwiesen an der Lauter. Eindrucksvoll raschelt das Schilf im Wind und sind Vogelstimmen zu hören, doch das Naturdenkmal, das in der Gemeinde Gomadingen liegt, darf nicht betreten werden und verbirgt seine Geheimnisse. Für den Naturschutz ist die rund drei Hektar große Fläche, die dem Land Baden-Württemberg gehört, von besonderem Wert.
2004 beschäftigte sich, wie das Landratsamt Reutlingen mitteilt, die Offenland-Biotopkartierung Baden-Württemberg zum ersten Mal mit den Riedwiesen, die von der Lauter und kleinen Zuflüssen durchnässt werden. Auch ein rund acht mal acht Meter großer Tümpel wurde damals gefunden. An Pflanzen wurden beispielsweise Schilf, Sumpfseggen und auch die Nachtviole mit ihren schönen rosa-violetten Blüten ermittelt. Die Erhebung bewertete die Riedwiesen als Versumpfungsgebiet von lokaler Bedeutung.
Im Laufe der Zeit veränderte sich das Gebiet. Als es 2012 erneut untersucht wurde, hatte sich das Schilf weiter ausgebreitet und die Nachtviole war auf dem Rückzug. Der Tümpel konnte aber nicht mehr ausgemacht werden und war möglicherweise inzwischen verlandet. 2014 wurde der Biber erfasst, 2016 entdeckte man im Rahmen des Biodiversitätschecks Gomadingen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb zwei Brutpaare des Sumpfrohrsängers, eines talentierten Nachahmers anderer Vogelstimmen. Das stark gefährdete Braunkehlchen, das in Afrika überwintert, war hier zu dieser Zeit im Sommer ebenfalls heimisch.
Auch die Pflanzen in den Riedwiesen wurden in Abständen aufgelistet. Zuletzt 2014 ermittelte man die Wilde Engelwurz mit ihren großen weißen Dolden, die leuchtend gelbe Sumpfdotterblume oder Kohldisteln mit ihrer breiten Palette an Grüntönen. Besonders originell ist die bis zu zwei Metern hohe Wilde Karde, auf deren Kolben schmale Ringe von violetten Blütchen zu sehen sind. Die Rasen-Segge zählt zu den gefährdeten Arten. Sie bildet an der Lauter die charakteristischen dicken Büschel, die fast wie kleine grüne Vulkane aussehen. Nicht mehr gefunden wurde beispielsweise der Arzneibaldrian, den man 2004 noch festgestellt hatte. Das Gebiet ist einem natürlichen Wandel unterworfen.
In der Begründung für die Naturdenkmale im Landkreis Reutlingen 2014 heißt es, dass sogenanntes »Feuchtgrünland« durch seine Vernässung generell ungünstig für eine Bewirtschaftung war und deshalb häufig trockengelegt und umgebrochen wurde. Im Gegensatz dazu wurden die Riedwiesen nur sehr extensiv bewirtschaftet und 2014 gar nicht mehr genutzt. Auf diese Weise konnte sich dort ein Bereich entwickeln, der als besonders pflege- und schutzbedürftig gilt und als Lebensraum für die dort vorkommenden, spezifischen Tier- und Pflanzenarten erhalten werden soll. (GEA)