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Aktuell Weihnachtsbaum

Alles Wissenswerte zu Weihnachtsbäumen

ST. JOHANN/METZINGEN. Wer einen Christbaum aus heimischer Erzeugung kauft, kann ein gutes ökologisches Gewissen haben und hat vermutlich auch länger Freude am Tannengrün. Weit gereiste Bäume werden in der Regel früher geschlagen. Von drauß vom Walde sind die Wenigsten. Längst werden die Bäume fürs Fest auf Plantagen produziert. Es gibt in der Region aber auch Weihnachtsbaumwälder, die in der Regel an den Wochenenden des 3. und 4. Advent zum Verkauf geöffnet und wo verbunden mit Glühwein, Spekulatius und Schneeflöckchenglückseligkeit in aller Ruhe ausgesucht werden kann.

Bei einer so großen  Auswahl fällt die  Entscheidung im Weihnachtsbaumwald von Jürgen Goller in Würtingen nicht leicht.
Bei einer so großen Auswahl fällt die Entscheidung im Weihnachtsbaumwald von Jürgen Goller in Würtingen nicht leicht. Foto: Thomas Warnack
Bei einer so großen Auswahl fällt die Entscheidung im Weihnachtsbaumwald von Jürgen Goller in Würtingen nicht leicht.
Foto: Thomas Warnack
Die Preise. Sie sollen laut dem Bundesverband der Christbaumerzeuger auf Vorjahresniveau bleiben. Folglich können Käufer für Nordmanntannen mit 18 bis 23 Euro pro laufendem Meter rechnen. Der Blaufichtenpreis werde sich bei 11 bis 14 Euro einpendeln und für Rotfichten bei 6 bis 9 Euro. Da das Angebot großer, schön gewachsener Nordmanntannen in diesem Jahr eher knapp sei, kostet der laufende Christbaummeter dann 20 bis 25 Euro.

Rangfolge. Die Nordmanntanne war im Zähljahr 2014 mit einem Anteil von 73 Prozent der mit Abstand beliebteste Baum. Dann folgen die Blaufichte mit 10 Prozent, sonstige Fichten mit 8 Prozent und die Kiefer und Nobilistanne (Edeltanne) mit jeweils 2 Prozent.

Saisonartikel. In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland zwischen 23 und 25 Millionen Bäume zum Fest verkauft. Von 40,5 Millionen Haushalten hatte der Christbaumerzeugerstatistik zufolge im Jahr 2014 fast die Hälfte einen natürlichen Weihnachtsbaum. Der Trend gehe zum Zweitbaum für den Garten, den Balkon oder die Terrasse heißt es.

Deutsch-französisches Verhältnis. 27 Meter misst »le sapin de Noel«, der Weihnachtsbaum auf dem Place Kleber im festlich geschmückten leuchtenden Strasbourg, dessen Zentrum zurzeit ein einziger Weihnachtsmarkt ist. Die Tanne, die aus dem französischen Moselland aus der Region Lothringen stammt, soll 80 Jahre alt sein und acht Tonnen wiegen und musste mit einem Spezialtransporter in die elsässische Hauptstadt gefahren werden. Die Tanne für Bundeskanzlerin Angela Merkel nimmt sich mit ihren 15 Metern Länge zwar wie ein Zwerg gegen ihren französischen Verwandten aus, wurde dafür zum Fällen in einem Garten im rheinland-pfälzischen Boppard am Riesenkran gehalten.

Ökologischer Fußabdruck. Ein Christbaum wird gepflanzt, wächst mit Sonnenlicht und Wasser- und Nährstoffnachschub aus dem Boden, wird gepäppelt, in Form gebracht, gefällt und transportiert. Dafür bindet ein Hektar Christbaumkultur in zehn Jahren, also etwa in einem Weihnachtsbaumleben, 145 Tonnen Kohlendioxid, zudem 300 Tonnen Staubpartikel. Zudem bildet die Kultur um die 100 Tonnen Sauerstoff. Ein Plastikbaum hat wegen des hohen Energieeinsatzes für die Produktion und die Entsorgung eine deutlich schlechte Ökobilanz.

Anbau. Nordrhein-Westfalen hat im Sauerland bundesweit die größte Anbaufläche von Weihnachtsbäumen. Zusammen mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden hier etwa zwei Drittel der deutschen Bäume produziert, erklärt der Christbaumverband. Kleinere Anbaugebiete gibt es auch in Bayern (Spessart), Baden-Württemberg (Odenwald, Ortenaukreis), Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Sachsen. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) beziffert die deutsche Tannenbaum-Anbaufläche auf etwa 30 000 bis 50 000 Hektar.

Import-Export. Das wichtigste Importland für Weihnachtsbäume ist Dänemark. Aus dem nördlichen Nachbarland werden jährlich vier Millionen Bäume, vor allem die 4- bis 4,5 Meter großen Nordmanntannen, importiert. Deutschland exportiert etwa eine Million Weihnachtsbäume vor allem in die Schweiz, nach Frankreich, Österreich und Polen.



Arbeitsplätze. Etwa 2 000 bis 4 000 Produzenten sind haupt- oder nebenerwerbsmäßig mit dem Anbau und der Kulturpflege von Christbäumen beschäftigt, informiert die SDW. Damit sichere die Tannenbaumproduktion rund 100 000 Dauer- und 50 000 Saisonarbeitsplätze.

Erziehung. Weihnachtsbäume müssen nach dem Pflanzen 8 bis 12 Jahre lang erzogen, gepäppelt und in Form gebracht werden. Pro Baum und Jahr investiert ein Erzeuger rund zwölf Minuten Arbeitsaufwand. Damit die natürliche Begleitflora zwischen den Bäumchen nicht die Oberhand gewinnt, werden gerne die englischen Shropshire-Schafe engagiert, weil sie im Gegensatz zu den Rehen im Wald kein Interesse an den saftigen Baumtrieben haben.

Nadeln. 201 940 bis 267 452 Nadeln hat eine elfjährige, 2,30 Meter hohe Nordmanntanne. Das hat der Weihnachtsbaumexperte Jürgen Schmidt vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz mit Sitz in Tier gezählt. Er hat sich dafür zwei Typen (Abies Nordmanniana Ambrolauri-Tlugi und Abies nordmanniana Kontinental) vorgenommen. Aus der Nadelmenge – quasi der Sauerstofffabrik – ergab sich eine Nadelfläche von 14 bis 18 Quadratmeter. Jürgen Schmidt unterscheidet in seiner Weihnachtsbaum-Broschüre – einer Muss-Lektüre für Christbaumerzeuger – drei Typen von Blaufichten, vier unterschiedliche Nobilistannen und 20 Herkünfte von Nordmanntannen.

Gütesigel. Ökologisch zertifizierte Bäume gibt es. Stammt das Tännchen aus Durchforstungen, musste einer Hochspannungstrasse weichen oder stammt aus einer Kultur, trägt es womöglich das FSC-Zeichen. Der Hinweis auf die Abstammung aus einer nachhaltigen und naturnahen Forstwirtschaft. FSC-zertifizierte Weihnachtsbäume wachsen frei von Pestiziden und Mineraldünger auf. Die im Verband organisierten regionalen Christbaumerzeuger im Land kennzeichnen ihre Produkte mit ihrem eigenen Qualitäts- und Herkunftszeichen, einer roten Banderole mit dem Aufdruck: »Christbaum aus Baden-Württemberg«.

Perfektion. In Dänemark, wo die Christbaumforschung an der Uni Kopenhagen angesiedelt ist, werden die Gene für den perfekten Wuchs, höhere Frosttoleranz und geringen Nadelverlust gesucht. Außerdem suchen die Forscher auch nach dem schwieriger zu entflammenden Weihnachtsbaum. Mittels Gentests wird nach Tannenbäumen gesucht, die in ihren Nadeln einen höheren Wasseranteil haben.

Säufer. Ein etwa zwei Meter hoher Weihnachtsbaum benötigt bis zu zwei Liter Wasser am Tag. Die Schnittfläche sollte deshalb im Wasser stehen, das selbstverständlich nachgegossen wird. (GEA)