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Die Ukraine im Herzen: Benefizkonzert im Adler in Meidelstetten mit Chervona Kalyna

Die elf Sängerinnen des ukrainischen Frauenchors sorgen im Adler in Meidelstetten beim Publikum für viele Emotionen, Erlös des Abends kommt der Hilfsorganisation »3 Musketiere« aus Reutlingen zu.

Gestalteten den Benefizabend im Adler in Meidelstetten: Die elf Sängerinnen des Chores Chervona Kalyna.
Gestalteten den Benefizabend im Adler in Meidelstetten: Die elf Sängerinnen des Chores Chervona Kalyna. Foto: Kirsten Oechsner
Gestalteten den Benefizabend im Adler in Meidelstetten: Die elf Sängerinnen des Chores Chervona Kalyna.
Foto: Kirsten Oechsner

HOHENSTEIN-MEIDELSTETTEN.. Es war eine Achterbahn der Gefühle, die das Benefizkonzert des Frauenchores Chervona Kalyna im Publikum auslöste: Auf tieftraurige Momente folgten heiter-gelöste, eben noch wurden Tränen aus den Augenwinkeln gewischt und gleich darauf fröhlich mitgeklatscht. Die Emotionen kochten hoch im Adler in Meidelstetten bei den zahlreichen ukrainischen Gästen sowieso und auch bei denen, die die Sprache nicht können – Musik wird verstanden, auch wenn einem die Worte nicht viel sagen. Elf geflüchtete Frauen haben sich zusammengetan, um die Lieder aus ihrer Heimat zu singen. Initiiert hatte den Chor Chervona Kalyna Assja Dittler aus Münsingen, um den Frauen Halt und Hoffnung in der Fremde zu geben. Und mit ihren Auftritten geben sie anderen Hoffnung, denn nicht nur dieses Konzert war geprägt von einem Wunsch: dem nach Frieden.

Sie sind vom Krieg geflüchtet und doch möchten die Sängerinnen mit ihren Auftritten eines: Die Zuhörer an der ukrainischen Lebensfreude teilhaben lassen, nicht nur an ihrer Traurigkeit - viele Lieder im Repertoire des Chores sind lustig und humorvoll. Das ist nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen: Die Sängerinnen streuen kleine Choreografien ein, Stillstand gibt’s bei ihnen auf der Bühne nicht. Frech und witzig sind vor allem die Momente, bei denen sich der Frauenchor einen Mann mit auf die Bühne holt: Wie das Leben so spielt, wird sich singend gekabbelt.

»Wir glauben, dass der Krieg endet und alles gut wird«

Es wird an diesem Konzertabend viel gelacht, gejauchzt und geklatscht, die Sängerinnen leben ihr Temperament aus und das Publikum macht in jedem Moment mit: Viele der Gäste singen lautstark mit – ob es sich nun um eher schwermütige Volksweisen aus alten Zeiten handelt oder Lieder, die Schlagern sehr ähnlich sind. Doch ob leise oder laut, getragen oder rasend schnell: Die Sängerinnen haben die Heimat im Herzen und machen das auch deutlich. »Wir glauben, dass der Krieg endet und alles gut wird«, meint Assja Dittler.

Immer wieder tritt eine von den Sängerinnen aus der Mitte des Chores heraus und präsentiert ihr Können als Solistin. Normalerweise singt der Chor mit Musik vom Band, bleibt die jedoch aus, sind Gänsehautmomente garantiert: Das gilt bei einem zu dritt vorgetragenen A-cappella-Lied ebenso wie bei dem Solovortrag einer erst 17-jährigen Sängerin, die sich bei zwei Volksliedern mit der traditionellen Bandura, einer ukrainischen Lautenzither, selbst begleitete – sie selbst den Tränen nah, zahlreiche Zuhörer brauchten ein Taschentuch.

»Die Ukraine bist du, die Ukraine sind wir«

Immer wieder war es die Liebe, über die gesungen wurde: Über die zwischen Mann und Frau, den Menschen überhaupt und zur Heimat – »Die Ukraine bist du, die Ukraine sind wir« erklang es zum Ende des Konzerts. Um eine Zugabe kam der Chor nicht herum und das nicht nur wegen des Gesangs auf höchstem Niveau, die elf Frauen boten auch viel fürs Auge schon allein wegen ihrer Kleidung. Im ersten Teil des Konzerts traten sie in einer modernen Version einer ukrainischen Traditionskleidung auf, im zweiten Teil waren sie ganz in Rot gekleidet und mit einem ebenso roten Kranz auf dem Kopf. Ihr Wunsch nach einem friedlichen Miteinander wurde im Adler gepflegt: Alt und Jung saßen in Frieden zusammen, Ukrainer und Deutsche kamen sich näher, unterhielten sich über dies und das, prosteten sich zu. Abgerundet wurde der Abend mit einem kleinen Büfett, bestückt mit selbst gebackenen Spezialitäten aus der Ukraine.

Emotionen pur: Ein Chormitglied beim Spiel mit der Bandura, dem ukrainischen Nationalinstrument.
Emotionen pur: Ein Chormitglied beim Spiel mit der Bandura, dem ukrainischen Nationalinstrument. Foto: Kirsten Oechsner
Emotionen pur: Ein Chormitglied beim Spiel mit der Bandura, dem ukrainischen Nationalinstrument.
Foto: Kirsten Oechsner

Der Erlös von deren Verkauf und die Eintrittsspenden kommen den »3 Musketieren« zu, einer Hilfsorganisation aus Reutlingen. Von dort aus wird das Kriegsgebiet in der Ostukraine unter anderem mit Hilfsfahrten unterstützt, dort harren immer noch Menschen unter unvorstellbaren Bedingungen aus – Wasser gibt es ebenso wenig wie Medikamente, der Winter war extrem kalt. Eigentlich hatte Markus Brandstetter von den »3 Musketieren« vor dem Benefizkonzert über die Arbeit berichten wollen, musste aber krankheitsbedingt kurzfristig absagen und konnte auf die Schnelle auch keinen Ersatz für den Vortrag finden. Claudia Leippert vom Organisationsteam des Benefizabends sprang spontan ein, damit die spendenden Gäste wenigstens ein paar Basisinformationen über die Hilfsorganisation bekamen. Auch wenn für diesen Teil des Abends etwas improvisiert werden musste, kam das Konzept, mit einem Benefizkonzert zu helfen, beim Publikum an: »Es ist schön, dass es den Adler gibt und so etwas gemacht wird«, meinte eine Seniorin. (GEA)