PFULLINGEN. »Als besonderes und nicht alltägliches Ereignis«, beschreibt der Bürgermeister den Moment, zu dem sich eine kleine Delegation vor der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Pfullinger Hallen eingefunden hat. Wo einst dessen Briefkasten hing, findet die Zeitkapsel im Gemäuer nun ihren Platz.
Sie beinhaltet unter anderem einen Stadtplan, einen Satz Euromünzen, den jüngsten städtischen Jahresrückblick, eine aktuelle Ausgabe des Echaz-Boten, Fotos der Gemeinderäte sowie eine Liste der Handwerker. Architekt Eberhard Wurst, der die laufenden Sanierungsarbeiten verantwortet, hat Pläne beigesteuert und Bürgermeister Stefan Wörner ein Grußwort verfasst, das den Bogen über die Sanierungs-Geschichte des Bauwerks sowie einen kurzen Abriss über die Historie bis zu seiner heutigen kulturellen Bedeutung für die Stadt spannt.
Schützen durch nützen überschreibt der Bürgermeister sein Grußwort an künftige Bürger und erläutert den Wert des historischen Multifunktionsgebäudes. Die Pfullinger Hallen seien als herausragendes Baudenkmal des beginnenden 20. Jahrhunderts in den vergangenen Monaten denkmalgerecht und zukunftsfähig saniert worden – eine baulich und finanziell bedeutende Maßnahme mit Kosten von rund 2,3 Millionen Euro.
»Damit wurde der Grundstein für eine vielfältige Nutzung der Pfullinger Hallen auch in den nächsten Jahrzehnten gelegt«, so Wörner. Brandschutzvorgaben hatten eine Sanierung notwendig gemacht, deshalb hat der Gemeinderat im Dezember 2019 entschieden, den Multifunktionsbau zu überarbeiten und auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.

Die Großküche wurde zu einer Cateringküche verkleinert, barrierefreie Toiletten eingebaut, die sanitären Anlagen erneuert und vor allem die Damen-Klos erweitert. Im Untergeschoss wartet ein großzügiger Bereich auf Männer und Frauen, die einfach nur mal müssen müssen. »Spätestens dann bemerkt der Gast, was sich hier verändert hat«, sagt Eberhard Wurst.
Dafür musste der Architekt eine neue Treppe einbauen. Am Ende des Ganges nach dem Eingang geht es nun breit und harmonisch und hell nach unten. Dort wo im Untergeschoss das Schlafzimmer des Hausmeisters war, haben die Architekten die abgehängte Decke entfernt, ein regelmäßiges halbrundes Gewölbe kam zum Vorschein. Dort finden sich jetzt genügend Toiletten. »Es gibt dann keine wartenden Damen mehr«, so Wurst.
Die Zustände bis dato waren im Grunde nicht tragbar: Zwei kleine Damen-Toiletten für ein Veranstaltungshaus, in dem bis zu 800 Menschen Platz finden, waren nicht mehr zeitgemäß. Zudem nutzten die Verantwortlichen den Moment und schufen für die Laiblinsschüler sowie Sportvereine einen eigenen Zugang zur Sporthalle. Sie müssen jetzt nicht mehr durch den Festsaal laufen.
Alle Arbeiten standen unter der besonderen Beobachtung des Denkmalschutzes, was Architekt Wurst und das Handwerkerteam immer wieder vor neue Herausforderungen stellte. Gleichwohl: Die Treppe etwa, die jetzt ins Untergeschoss zu den Toiletten führt, wirkt so, als ob sie schon immer dazugehört hat. Und so soll es ja auch sein.
Ganz fertig sind die Handwerker noch nicht mit den Sanierungsarbeiten. Kleinere Nacharbeiten müssen erledigt werden: Der Bühnenboden wird erneuert und das Parkett im Festsaal ausgebessert. Eine offizielle Eröffnungsfeier allerdings ist bislang vonseiten der Stadtverwaltung nicht geplant. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.