Generell hat sich in der menschlichen Lebenswelt das duale Prinzip häufig bewährt: Es gibt Berg und Tal, Himmel und Hölle, Mann und Frau sowie oben und unten, rein und raus und so weiter. Auch sprachlich hat sich das oft durchgesetzt: Bei den meisten Menschen außerhalb Schwabens gibt es ein »ja« und ein »nein«. Die Geistlichkeit hat das mit der Bibel im Rücken noch verstärkt: »Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel«.
Bei uns hier ist das alles etwas anders. Wir kennen ein triales Prinzip: Das hat schon der Stuttgarter Philosoph Hegel erkannt und seine Dialektik darauf aufgebaut. Seit dem gibt es ein »ja« und ein »nein« und das »so isch no au wieder«. Der gemeine Schwabe sagt allerdings immer nur »Noi, noi, noi!«
Ein Beispiel: Die Bauern außerhalb unseres Landes jubeln derzeit, weil sie eine große Ernte einfahren. Oder sie schimpfen, weil eben nichts gewachsen ist - hü und hot halt. Dem Schwaben passt es grundsätzlich nicht, was er sieht: Hängen beispielweise - erstens - seine »Obstbeem pratzelvoll«, dann jammert er, »weil mer des älles verschaffa« muss und die Preise fürs Obst im Keller sind. Hängt - zweitens - keine einzige Zwetschge auf dem Baum, jammert er, weil er nun gar nichts verdient, es »koin Zwetschgakucha geit ond koin Schnaps«. Und es ist - drittens - »sowieso älles letz«, also verkehrt, schlimm, falsch.
Dabei ist das Wort "pratzelvool", deswegen der ganze Vorspann nur geschrieben wurde, so schön: Es hängt wohl mit dem Wort "prasseln zusammen, beschreibt lautmalerisch, was passiert, wenn der "pratzelvoole Boom" seine Früchte fahren lässt. Dann liegt alles "pratzelvoll". Auch wenn es regnet oder hagelt, "pratzelts", das ist dann das bei Fernsehmetereologen so beliebte und furchtbare Wort "Starkregenereignis".
Wenn es Ohrfeigen pratzelt, dann ist man in eine Schlägerei geraten. Und wenn es in der Küche pratzelt - dann ist das grad gewaschene Obst heruntergefallen oder ein Stück Speck brutzelt fröhlich in der Pfanne. (ara)
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