ENINGEN. Soll sich Eningen weiter ausdehnen? Oder setzt man beim Wachstum auf die sogenannte Innenverdichtung? Bebaut also verstärkt freie Flächen im Ort? Saniert Altbauten? Fest steht: Die Eninger wollen zehn Jahre nach der letzten Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) die Weichen für die Zukunft stellen. Im Hinblick darauf, wo künftig Wohnungen und Wohnhäuser gebaut werden, wo sich Betriebe ansiedeln oder ausdehnen können.
Das wie und wo wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats kontrovers diskutiert. Die Flächen-Vorratshaltung offenbart laut SPD-Gemeinderätin Rebecca Hummel ein Dilemma: »Wir wissen alle, dass wir mehr Wohnraum brauchen.« Denn dass die Kinder und Enkel wegziehen, weil sie im Ort keine Wohnung finden oder keinen Bauplatz, das will man nicht. Auf der anderen Seite aber sind Kommunen, die so schön in die Natur eingebettet liegen wie Eningen - auf der einen Seite die Achalm, auf der anderen die Alb, dazwischen Streuobstbäume, FFH-Mähwiesen und Biotope, aber auch landwirtschaftlich genutztes Land - vorsichtig, wenn es darum geht, die Umgebung weiter zuzubauen. Stichwort: Bodenversiegelung. »Wir alle haben den Wunsch, wenig Fläche zu versiegeln.« Für Hummel ist jedoch auch klar: »Ich möchte nicht auf Jahre hinweg bremsen.«
Dem schloss sich schließlich die Mehrheit im Rat an: Gegen die Stimme von Thomas Rose (GAL) und bei drei Enthaltungen seiner Fraktionskollegen und -kolleginnen von der grün-alternativen Liste stimmte das Gremium dem im Technischen Ausschuss im Februar schon vorberatenen Entwicklungskonzept zu.
Das sieht vor, für Wohnbau im Außenbereich etwa 2,4 Hektar im Gebiet Bag/Taläcker, 5,8 Hektar am Bruckberg, 1,2 Hektar im nördlichen und 0,6 Hektar im südlichen Gebiet Ob Hofen Tommental sowie 3,6 Hektar im Scherbental Nord auszuweisen - insgesamt 13,6 Hektar. Zwei Gebiete wurden reduziert und zwei aus naturschützerischen Gründen ganz ausgespart: das Burgtal nördlich der Achalmstraße und der Paul-Jauch-Weg.
Im Ortsinnern sollen 0,8 des 1,6 Hektar großen Möve-Areals für sogenannte Wohnentwicklungsflächen reserviert werden. Weiteres Gewerbe soll nicht auf das ehemalige Fabrikgelände ziehen, um dem dortigen Discounter keine Entwicklungsmöglichkeiten zu verbauen. Für Gewerbeflächen im Außenbereich bleiben 5,2 Hektar im Bereich Steinröhren und 5,8 Hektar auf den Kugeläckern im FNP enthalten.
Die Grünen hingegen hätten, wie GAL-Rätin Annegret Romer betonte, die »konzentrierte Innenentwicklung« favorisiert. Sie geht davon aus, dass im Zuge des demografischen Wandels im Ort in den kommenden Jahren genügend Flächen freiwerden, um den Bedarf an Wohnbau zu decken. Auch Angela Spoljar vom Ortsbauamt zufolge bleibt die innerstädtische Nachverdichtung weiterhin eine wichtige Aufgabe. Florian Weller von der CDU verwies jedoch darauf, dass man beim FNP »in Jahrzehnten« denke: »Das ist immer eine Vorsorgeplanung«, deshalb stimme er zu.
Als nächster Schritt geht die Neufassung des Flächennutzungsplans an den Nachbarschaftsverband Reutlingen-Tübingen, der sie prüft und das weitere Verfahren veranlasst. (GEA)