Sowohl Bürgermeister Schweizer als auch Rupert Klos vom Rechtsamt der Gemeinde war es ernst: »Es wird kein fertiges Konzept im Rathaus ausgearbeitet«. Man will in einem Prozess, der bis zum Herbst weitgehend beendet sein soll, im Dialog mit den Eningern zusammen herausbringen, wie sich der Ort entwickeln kann. Nachdem viel Geld in große Projekte im Ort gesteckt wurde, die Pflichtaufgaben für die Kinder- und Jugendbildung weitgehend bewältigt sind, ist nun der richtige Moment für die Ortsentwicklung gekommen, weil die Gemeinde derzeit finanziell gut dasteht und dann wohl auch vom Verkehr entlastet wird, wenn der Scheibengipfeltunnel in Betrieb geht, sagte Schweizer.
Was wünschen die Bürger?
Nun wolle man wissen, was wünschen sich die Eninger, was fehlt in der Ortsmitte, was soll man tun, um den Ort noch lebenswerter zu gestalten? Allerdings sei das »kein Wunschkonzert«, sondern man brauche einen langen Atem, um diese Entwicklung anzustoßen, so der Schultes.»Nicht für die Schublade arbeiten wollen wir«, betonte Professor Ruther-Mehlis, es gehe da »ums Herz des Ortes«, das alles am Leben hält und eine große Bedeutung hat für die Identität der Kommune und fürs soziale Leben. Dabei soll nichts übergestülpt werden, sagte seine Mitarbeiterin Katharina Nickel. Jede Gemeinde müsse nämlich da ihren eigenen Weg finden aus den Möglichkeiten, die sie habe. Ziel des Projekts, bei dem die Bürger eingebunden sein müssen, sei es, ein umsetzbares Konzept zu bekommen.
Das Projektteam habe »eine erkennbare dörfliche Struktur Eningens« gefunden, so Nickel, sowie viele fußläufige Verbindungen, also die Kompaktheit des Orts und eine hohe Lebensqualität. Gelobt würden die Kultur- und Vereinsangebote sowie die Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs. Auch übers Einzelhandelsangebot hätten sich Interviewpartner zufriedenstellend geäußert. Negativ werde gesehen, dass es keine echte Ortsmitte gebe, keinen Festplatz; vielen fehlten Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien im Ort.
Viele potenzielle Flächen
Beobachtet habe man den schlechten Erhaltungsstand von Gebäuden, wobei fast überall auch erste Sanierungsmaßnahmen zu finden seien. Auffallen würden die Leerstände von Geschäftsräumen. Schließlich sei klar geworden, dass Eningen viele potenzielle Flächen habe, aus denen etwas gemacht werden könnte: Beispiele seien der alte Straßenbahnhof, der Pfarrgarten, der Krügerpark, berichtete Nickel.Sowohl über einem Holzmodell der Ortsmitte aus den Achtzigerjahren gebeugt wurde beratschlagt, als auch an sogenannten Diskussionsinseln: Dort waren die Projektmitarbeiter damit beschäftigt, die vielen Ideen zu sammeln und aufzuschreiben. Dabei, so sagte Alfred Ruther-Mehlis am Ende der Veranstaltung – auch Ortsbaumeister Rainer Klett und Rupert Klos machten diese Erfahrung – seien sehr unterschiedliche Ideen gekommen: Manche hatten das große Ganze im Blick, andere Einzelheiten wie das Absenken von Bordsteinen. Es seien aber nichts Utopisches genannt worden, sondern Vorschläge mit viel Bodenhaftung, »die Leute überlegen sich schon, was passt zum Ort«, so Ruther-Mehlis.
Große Themen waren der Verkehr und Parkplätze, wobei da beide klassische Seiten angesprochen wurden: Manche wollten direkt mit dem Auto vor die Läden fahren, andere eine Fußgängerzone. Viele Vorschläge gab es für die Gestaltung von Plätzen; ein Biergarten wird vermisst. Ein »kleiner See mit Enten«, größere »Fahrradfreundlichkeit«, eine Seilbahn hoch auf die Achalm wurde vorgeschlagen, manche wollen das alte Rathaus »wegsprengen« und stattdessen einen echten Marktplatz. Und immer wieder wurde gefragt: »Wo ist unsere Ortsmitte?« (GEA)

