PFULLINGEN/LICHTENSTEIN. Wilhelm Hauffs Märchen »Das kalte Herz« hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren und ist Jahresthema des Wilhelm-Hauff-Museums in Lichtenstein-Honau. Jetzt hat der »TalentCAMPus«, das Ferienprogramm für kulturelle Bildung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, in Pfullingen, einen sehr sehenswerten Spielfilm darüber gedreht.
Im Märchen geht es um allzeit aktuelle Themen wie Gier und falsche Wünsche. Esther-Annie Dietz und junge Schauspielerinnen und Schauspieler haben den Inhalt in die Gegenwart und die Gegend um Pfullingen übertragen. Bei ihr ist der arme Köhlerjunge Peter Munk (gespielt von Johannes »Jojo«) ein armer Schüler: Er wird in seiner Klasse gemobbt. Nach einem Ausweg suchend, stößt er auf das Hauff-Märchenbuch und erfährt: Sonntagskinder haben drei Wünsche frei. Man muss nur in den Wald gehen und ein Sprüchlein aufsagen und schon erscheint die »Schatzhauserin« (Minusch Dietz).
Teuflisches im Angebot
Peter ist nach anfänglichem Schreck begeistert und wünscht sich »Heutiges«: coole Klamotten, fertige Hausaufgaben und viele Follower in den sozialen Medien. Da kann die »Schatzhauserin« nur mit dem Kopf schütteln: »Was für dämliche Wünsche.« Zumal die fiese »Rapperin Michaela« (Hannah Schweizer) als Gegenspielerin wahrhaft Teuflisches im Angebot hat. Peter kriegt Kohle, wenn er ihr sein Herz im Austausch gegen ein Herz aus Stein gibt. »Das kühlt auch schön im Klimawandel«, verspricht Michaela. Peter geht darauf ein, reist mit dem Geld um die Welt, doch – nichts berührt ihn mehr. Alles ist »voll öde«.
Als er im Affekt auch noch seine Freundin Naila (Loriane Nguene) erschlägt, ist die Zeit zur Umkehr gekommen. Mithilfe des verbliebenen dritten Wunsches geht alles gut aus und Peter erkennt: Ein warmes Herz ist das Beste von allem. Unterstützt wurde die Produktion, mittlerweile die dritte nach »Die Nachtfräulein« und »Ein Spaziergang in die Pfullinger Sagenwelt«, unter anderem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die VHS Pfullingen, das Kreisforstamt und das Friedrich-Schiller-Gymnasium, in dem die Schul-Szenen gedreht wurden.
Überzeugende Leistung und Lachanfälle
Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler agieren engagiert und überzeugend, sind witzig, nachdenklich oder frech – je nach Anforderung. Der Film ist so professionell, dass man fast vergisst, wie viel Arbeit vom Drehbuch, Kamera, Regie und Schnitt (Esther-Annie Dietz) über das tolle Make-up und die Frisuren (Laura Retter, Tabea Vohrer) und die passende Musik in der Produktion stecken. Vielfach wurde schlau getrickst, etwa die im Garten nachgedrehte Szene mit der Rappermaske, bei den schlagenden Herzen aus Pappmaché oder dem Nachdunkeln des Netzumhangs der »Schatzhauserin« durch Kaffee. Wie viel Spaß das alles machte, kann man auch an den Outtakes erkennen: Wegen Lachanfällen mussten einige Szenen mehrfach wiederholt werden.
Absolut begeistert zeigten sich Museumsleiterin Jutta Kraak und der Ideengeber und Organisator Alexander Tomisch von der VHS Pfullingen: »Es ist fantastisch gemacht. Das schauen sich auch Schülerinnen und Schüler an, denn es ist ja ihre Lebenswelt.« »Es hat Spaß gemacht, wir waren eine coole Truppe«, sagte auch Laura Retter, die wie Minusch Dietz gleich zwei Rollen spielte. »Ich stelle sehr gerne Fantasiefiguren dar«, sagte sie. Johannes »Jojo« (Hauptfigur Peter) nimmt regelmäßig an Musical-Workshops teil und meinte auf die Frage, ob er sich wohl auch das berufsmäßige Schauspiel vorstellen könne, ganz souverän: »Es liegt im Spektrum meiner Berufswahl.« Der Film ist dauerhaft im Hauff-Museum zu sehen und auf dessen Homepage sowie auf der Homepage der Stadt Pfullingen verlinkt. (GEA)