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Werbeoffensive für Landwirtschaft

PFULLINGEN. Was gut ist, klappt auch ein zweites Mal. Das gilt für die »Gläserne Produktion«, zu der am Sonntag sechs Pfullinger Landwirte und eine Gärtnerei ihre Betriebe öffneten. Vor zwölf Jahren taten sie dies schon Mal. 10 000 Besucher schauten damals vorbei. Gestern waren es - nach ersten Schätzungen - weit mehr.

Die interessanten Angebote lockten viele Menschen an, sehr zur Freude der Landwirte, die die Aktion mit viel Engagement vorbereitet hatten. Und sie hatten das Glück des Tüchtigen an ihrer Seite: Das tolle Wetter lud zu einem Spaziergang von Hof zu Hof auf der eigens für diese Aktion zur »Fußgängerzone« umgewandelten Kreisstraße nach Gönningen geradezu ein. An der Aktion beteiligt waren: Tannenhof (Martin Koch), Grundhof (Helmut Munz), Eckhof (Albrecht Koch), Stollhof (Martin Stoll), Schwillehof (Hans-Dieter Schwille), Finkhof (Siegrun Fritz) und die Gärtnerei Karl-Heinz Bayer.

Wer sich bei der Produktion über die Schultern schauen lässt, dem vertrauen die Verbraucher. Bei denen wiederum wächst das Verständnis für die aktuell sehr schwierige Situation der Landwirte. Das ist ein wichtiges Ziel der gemeinsamen Aktion von Landwirten, Kreislandwirtschaftsamt, Kreisbauernverband und Stadt Pfullingen.

Schwierige Lage

Bürgermeister Rudolf Heß hat die paradoxe Situation, in der sich die Landwirtschaft befindet, bei der Eröffnung der Schau im Tannenhof so formuliert: »Welche Überwindung muss es einen Landwirt kosten, seine eigene Produktion zu vernichten, um wirtschaftlich überleben zu können«. Wachstum und Gedeihen liegen aber nicht allein in Menschenhand. Diese Botschaft vermittelte ein ökumenischer Festgottesdienst zum Auftakt der »Gläsernen«, den Pfarrerin Esther Rapp-Aschermann mit Konfirmanden gestaltete. Musikalisch begleitet wurden sie vom CVJM-Posaunenchor der evangelischen Kirche unter der Leitung von Jörg Kleih.

Hans-Jürgen Stede, Erster Landesbeamter des Landratsamts Reutlingen, unterstrich - wie zuvor Heß für die Stadt Pfullingen - die Verbundenheit des Landkreises mit den Landwirten. Die Gläserne Produktion sei eine Werbeoffensive für die hervorragenden regionalen Produkte. Er dankte allen Mitveranstaltern, insbesondere der Stadt Pfullingen, »für die gute Zusammenarbeit« bei der »Gläsernen«. Für Gebhard Aierstock, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, zeigt diese Schau auch, dass »die Landwirtschaft zukunftsfähig und nachhaltig ist«, wenngleich die Situation schwierig, für manche Betriebe sogar existenzgefährdend geworden sei. Die Landwirtschaft habe Zukunft, wenn und weil sie auf Qualität setze, den Kontakt mit den Verbrauchern suche, innovativ sei.

Beim Aktionstag zeigten die Pfullinger Landwirte denn auch hochmoderne Einrichtungen. Beispiel Melkroboter, ein Objekt für Technikfans: Eine Portion Kraftfutter lockt die Kuh in den Melkstand. Der Roboter wäscht das Euter, legt die Melkzitzen an, die Milch strömt - ohne mit der Luft in Kontakt zu kommen - in den Behälter. Weitere Beispiele sind Biogas- oder Fotovoltaikanlage, Eiersortieranlage.

Zum Bauernhof gehören Tiere. Große und kleine Besucher fanden sie in Kuh-, Schweine- oder Hühnerstall - und ganz besonders liebe Exemplare im Streichelzoo des Schwille-Hofs. Dieser Betrieb ist zugleich ein gelungenes Beispiel für den Wandel. Aus einem landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb wurde ein Landwirtschaft-Erlebnishof für Jung und Alt.

Zum Bauernhof gehören Lebensmittel: Es gab reichlich Gelegenheit, sich von der guten Qualität zu überzeugen, ob in den Hofläden oder an den Imbissständen. Ob Schmalzbrot oder Hirschgulasch, Schupfnudeln oder Steaks, Milch oder Kaffee: Alles konnte unbeschwert genossen werden nach dem Motto der Gläsernen Produktion: »Es ist gut zu wissen, was man isst und trinkt«. (GEA)