ENINGEN. Der Duft von Popcorn liegt in der Luft. Viele junge Menschen aus Eningen hat es in die Gemeindebücherei getrieben. Sie wollen die Kommunalpolitiker der Achalmgemeinde kennenlernen, mit ihnen diskutieren und allgemeine Informationen über das Wählen erhalten. Sie alle verbindet nämlich eins: Am 9. Juni werden sie das erste Mal wählen gehen. Dabei stehen gleich zwei große Wahlen auf dem Programm: die Kommunal- und die Europawahl. Was die jungen Menschen bewegt und warum sie ihre Stimme vergeben wollen. Ein Einblick.
»Ich finde es superwichtig, wählen zu gehen«, sagt Hannes. »Ich glaube, dass wir so den vielen extremen Parteien die Chance nehmen können, groß zu werden.« Auch seine Begleitung kann dem nur zustimmen: »Ich möchte in einer sicheren Demokratie leben und dazu gehört es auch, dass ich meine Stimme vergebe und wählen gehe«, sagt Paula. Die beiden Erstwähler sprechen damit dem Eninger Bürgermeister Eric Sindek aus dem Herzen, der die Meinung der beiden teilt und allen Menschen ans Herz legt, ihre Stimme zu nutzen und am 9. Juni ein Wahllokal aufzusuchen, »oder sich die Briefunterlagen zukommen zulassen«.
Engagierter Nachwuchs
Es ist spannend zu beobachten, wie engagiert der Nachwuchs an das Thema rangeht. An sechs Themeninseln wird angeregt diskutiert und überlegt, wie sich Eningen weiterentwickeln könnte. Die jungen Menschen scheuen sich dabei nicht, ihre Meinung kundzutun. Im Gegenteil: Auf kleinen Zetteln wird festgehalten, welche Ideen und Wünsche sie zu den Themen »Straßen/Radwege«, »Freizeitangebote/Vereine/Sportstätten«, »ÖPNV/Mobilität«, »Ausbildung«, »Klima/Nachhaltigkeit« und »Zukunftsperspektive Eningen 2030« haben. Schnell füllt sich eine Tafel mit den vielen Anregungen.
Ein Treffpunkt für Jugendliche, der auch außerhalb der Ortsmitte sein kann, digitale Anzeigen an den Bushaltestellen, die über alle Verspätungen informieren, oder eine Grünfläche an der Stelle des alten Rathauses: Die Ideen sprudeln nur so aus ihnen hinaus. Die Vertreterinnen und Vertreter der Eninger Parteien - CDU, FWV, GAL und SPD - sind begeistert und scheinen sich einig: Das sind Ideen, die in die Kommunalpolitik einfließen sollten.
Vor Ort persönlich informieren
»Es ist superinteressant zu sehen, wer hier für uns in Eningen Politik macht und weiter machen möchte«, sagt Max und spricht das an, was viele Erstwähler denken. Oftmals erscheinen ihnen die Politiker nicht sehr nahbar. »So können wir einfach mal gucken, welches Gesicht hinter welchem Namen steht und wer sich wofür einsetzt.« Für Max und seine Begleiterin Mara ist es wichtig, sich vor Ort persönlich zu informieren. »Klar gibt es beispielsweise über die Sozialen Medien auch Informationen und Wahlinhalte, aber heutzutage muss man mit den vielen Infos im Netz so vorsichtig sein und immer hinterfragen, was richtig und was falsch ist.«
Neben den Themeninseln und den Ständen der einzelnen Parteien ist auch der Kreisverband der Jungen Europäer Reutlingen in der Gemeindebücherei vertreten. »Viele junge Menschen sind zu uns gekommen, um allgemein Fragen zu stellen«, sagt der Vorsitzende Markus Hehn. Wie wird gewählt? Welche Parteien gibt es? Wie viele Stimmen kann ich vergeben? Das seien die häufigsten Fragen der Erstwähler. »Einigen war die Europawahl ein Begriff, andere wussten nicht, dass sie auch dafür wählen können«, sagt Hehn.
Wahlberechtigung nutzen
Zweien, denen es auch so ging und die einiges dazugelernt haben, sind Juliana und Tom. »Das ist ja meine erste Wahl und davor hatte ich einige Fragen, die sich jetzt geklärt haben«, sagt Juliana. Sie findet es wichtig, ihre Berechtigung zu nutzen und wählen zu gehen, denn: »Mit meiner Stimme kann ich etwas bewirken.« Auch Tom sieht das so und fügt hinzu: »So können wir mitbestimmen und bekommen eine Chance, jemanden zu wählen, der unsere Meinung unterstützt und vertritt.«
Während sich die jungen Menschen mit den Kommunalpolitikern austauschen, läuft im Hintergrund ein Info-Film der Landeszentrale für politische Bildung zum Thema »Wie wird ein Stimmzettel ausgefüllt?« Inhaltlich geht es auch darum, wie der Zettel falsch ausgefüllt und dann ungültig werden kann. »Das ist auch superwichtig«, findet Annika. »Nicht, dass ich etwas falsch mache und meine Stimme verschenke.« Für die Erstwählerin ist es eine Pflicht, wählen zu gehen: »Frauen haben so lange dafür gekämpft, wahlberechtigt zu ein und dieses Privileg möchte ich nutzen und ehren.«
Neugierig und offen
Neugierig und offen sind die jungen Menschen in der Gemeindebücherei. Sie quetschen die Älteren über alles Mögliche aus. »Wie kann man denn jemanden abwählen, wenn der nicht mehr so handelt, wie versprochen?«, fragt beispielsweise ein junger Mann. Die Erstwähler scheinen sich Gedanken zu machen, dass ihre Stimme missbraucht werden könnte, trotzdem sind sie sich einig: Wählen ist wichtig. »Ich möchte mein Recht auf Mitbestimmung auch nutzen und nicht verschwenden. Die Politik betrifft mich ja direkt«, sagt Nadine. »Es gibt so viele Menschen, die nicht wählen gehen, sich aber hinterher über alles aufregen. Ich bin der Meinung, dass man sich nur aufregen darf, wenn man auch seine Stimme abgegeben hat.« (GEA)