PFULLINGEN. Mit rund 25 Gästen unternahm Professor Waltraud Pustal, Landschaftsarchitektin und Vorsitzende des Geschichtsvereins Pfullingen, am Samstag bei bestem Wetter einen »Literarischen Spaziergang« durch die wundervollen Orchideenwiesen des Naturschutzgebiets Hochwiesen - Pfullinger Berg. Der Event »Was uns Blumen erzählen« fand auf Wunsch und in Kooperation mit der Pfullinger Stiftung »Zeit für Menschen« statt.
Harry Pokk, Vorsitzender der Pfullinger Stiftung, begrüßte unter den Gästen auch Gründungsmitglieder. Auch in Pfullingen gebe es »Pflänzchen«, die Starthilfe brauchten. Dafür könne die Stiftung sorgen. Wer spende, könne sicher sein, dass sein Geld in Pfullingen bleibe.
Waltraud Pustal hatte, wie sie berichtete, schon während des Studiums großes Interesse für Pflanzen, die nicht nur schön aussahen, sondern auch symbolische Bedeutung oder Heilwirkung haben. »Bereits auf mittelalterlichen Gemälden sind Blumen in ihrer Charakteristik deutlich abgebildet«, so die Professorin.
Frühling lässt sein blaues Band...
Sie begann die Wanderung mit dem bekannten Frühlingsgedicht »Er ist´s« von Eduard Mörike und fuhr fort mit den Versen »Blumenweg auf der Alb« von Fritz Schray, ehemaliger Hauptkulturwart des Schwäbischen Albvereins und Autor des Buches »Blumen der Alb und was sie erzählen«. Blumen seien in ihrem Wachsen, Werden und Vergehen auch Symbol für das menschliche Leben, schreibt er darin.
Besonders interessant so Pustal, sei der Wiesenbocksbart, dessen weitere Namen wie Milchblume oder Süßstengel schon auf seine Bedeutung hinweisen: Er ist essbar, war vor allem für Kinder eine süße Delikatesse und galt als »Starkmacher«. Bereits in der Antike wurde er auch in der Arzneimittellehre beschrieben. Da der Wiesenbocksbart pünktlich mittags seine Blüten schließt, diente er Hirten und Feldarbeitern auch als Uhr für den Mittagspause.
Ein »Allrounder« ist der Salbei, der mit seinen blauen Blüten nicht nur hübsch anzusehen ist, sondern auch gegen Kopf- und Halsschmerz, Krämpfe oder Atemnot hilft. Bereits Hildegard von Bingen oder der heilkundige Abt Walahfrid Strabo von der Reichenau lobten die Blume, die im Volksglauben auch als Marienpflanze gilt: Der Salbei soll der Heiligen Familie auf der Flucht vor Herodes Schutz geboten haben.
Sicher einer der Höhepunkte des Spaziergangs war die Entdeckung der sehr seltenen Hummelragwurz, die das Insekt nachahmt und mit ihrem trügerischen Duft insbesondere Langhornbienen zur Bestäubung anlockt. (GEA)