ENINGEN. Hochwasser ist ein Thema, das seit einigen Jahren in der Region an Bedeutung gewinnt. Grund dafür sind meist Starkregen-Ereignisse, die für Überschwemmungen sorgen. »Die sind heutzutage vor allem, wenn es lange Zeit warm war, nicht selten«, sagt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Einer der Gründe, die Starkregen begünstigen können, sei die Topografie, also die geografische Lage. Die Gemeinde Eningen am Fuße der Schwäbischen Alb liegt in einer solchen Gegend. Das wurde bei der jüngsten Gewässerbegehung mit dem Gemeinderat deutlich. Warum das so ist, was für den Hochwasserschutz getan wird und warum es dabei Problem gibt, erklärt Daniel Schmid, der in Eningen unter anderem für das Hochwasser- und Starkregenmanagement zuständig ist.
Wie entsteht der Starkregen in Eningen eigentlich? »Vor allem an der Schwäbischen Alb ziehen die Wetterlagen überwiegend nach Nordosten und müssen dabei einige Höhenunterschiede überwinden«, erklärt der DWD-Sprecher. »Wolken, die aufsteigen, kühlen dabei ab und regnen sich dann auch ab.« Dabei lasse sich beobachten: je stärker die Auftriebe, desto stärker der Niederschlag. »Wenn es dann noch zuvor warm war, dann begünstigt das den starken Regen.« Warme Luft könne nämlich mehr Wasser in sich tragen. »Eigentlich müsste Eningen als ein Starkregen-Risikogebiet eingestuft werden«, stellt Daniel Schmid klar. Daher sei es in Eningen besonders wichtig, Vorkehrungen gegen Starkregen und daraus resultierende Überschwemmungen zu treffen.
Gewässer regelmäßig kontrollieren
Dazu kann unter anderem an den örtlichen Flüssen und Bächen angesetzt werden. »Einmal im Jahr kommt das Reutlinger Landratsamt vorbei und wir schauen uns gemeinsam alle Gewässer in Eningen an«, erklärt Schmid. Dabei geht es zum einen darum, zu kontrollieren, ob das Gewässer ein guter ökologischer Lebensraum ist. »Zum anderen schauen wir, ob auch die hydraulischen Funktionen gewährleistet sind.« Also ob das Wasser gut fließen kann, ohne dass es beispielsweise durch Gegenstände behindert wird. Schmid hat dabei eines über die Jahre hinweg immer wieder beobachtet: »Es liegen überraschend viele Dinge in und an unseren Flüssen und Bächen, die ein Hindernis darstellen.« Im schlimmsten Fall können solche Gegenstände sogar bei Starkregen mitgeschwemmt werden und an anderer Stelle den Abfluss behindern.

Die Gewässerschau führt den Gemeinderat am Rennenbach entlang, der später zum Ortsbach wird. »Gewässer und dessen Ufer verändern sich immer wieder ganz natürlich«, sagt Schmid. Es gilt dann, diese Veränderungen zu beobachten und gegebenenfalls zu unterstützen. Das geht beispielsweise, indem man Hänge in Ufergegenden stabilisiert, damit diese nicht abrutschen und ein Gewässer zuschütten. »In vielen Fällen ist aber tatsächlich der Mensch schuld an den Veränderungen.« An einer Stelle wird besonders deutlich, was Schmid damit meint: Ein Gütle mit direktem Zugang zum Rennenbach ist sehr verwildert. »Hier gibt es mehrere Probleme, das Gütle senkt sich ab und der Zaun droht in den Bach zu fallen, zudem gibt es keinen Gewässerrandstreifen, der Pflicht ist«, sagt Schmid. Es wird deutlich: Hier muss etwas getan werden, denn wenn das Gütle mitsamt dem Zaun weiter abrutscht, könnte der Rennenbach nicht mehr ungehindert fließen.
Pegelmesser zu Kontrolle der Wasserhöhe
Eningens Lage am Fuße des Albtraufs begünstigt also, dass es vermehrt zu Starkregen-Ereignissen kommt. Damit die Wassermassen ungehindert abfließen, werden die Gewässer kontrolliert. Ein Problem bleibt aber dennoch bestehen: »Die Gemeinde liegt in einer Art Senke«, sagt Schmid. »Selbst, wenn das Wasser gut fließen kann, besteht trotzdem die Möglichkeit, dass es sich im Tal sammelt.« Dazu hat er mit seinem Team Pegelmesser zur Kontrolle der Wasserhöhe an verschiedenen Stellen in Eningen angebracht. »Wenn der Wasserstand steigt, dann bekommen der Bauhof, die Freiwillige Feuerwehr, die Feuerwehr in Reutlingen und ich eine Information aufs Handy.« So seien alle wichtigen Akteure informiert und man könne im Problemfall schnell handeln.
Ein allgemeines Problem, das Schmid beschäftigt: »Es ist viel auf einmal, auf das wir achten und das wir umsetzten müssen.« Eigentlich sollte der Fokus immer bachaufwärts liegen, damit es innerorts nicht zu Überschwemmungen komme. Gleichzeitig müsse innerorts jedoch gewährleistet werden, dass die Gewässer frei von Fremdmaterial und zudem ein guter ökologischer Lebensraum sind. »Das kann keiner alles auf einmal schaffen.« Er wünscht sich daher besondere Unterstützung für Eningen. »Wir sollten wirklich als Starkregen-Risikogebiet eingestuft werden, das würde schon etwas helfen.« (GEA)