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Aktuell Konzert

Von Argentinien ins Echaztal

Das Thomas Selle-Ensemble bot barocke Musik aus Deutschland und Südamerika in der Galluskirche Honau

Das Selle-Ensemble in der Galluskirche in Honau.  FOTO: BÖHM
Das Selle-Ensemble in der Galluskirche in Honau. FOTO: BÖHM
Das Selle-Ensemble in der Galluskirche in Honau. FOTO: BÖHM

LICHTENSTEIN. Ein außergewöhnliches Konzert bekam das Publikum in der voll besetzten St. Gallus Kirche in Honau zu hören. Gerade ist das ausführende Thomas Selle-Ensemble von seiner Konzertreise in Argentinien zurückgekehrt, und nun präsentierte es am Samstagabend in der Heimat dasselbe Programm.

Vor 29 Jahren wurde das heute 25-köpfige Ensemble von Steffen Hinger gegründet. Heute steht es unter der Leitung von Nikolai Ott (29), der als Jugendlicher ein Jahr in Argentinien verbracht hatte. Sein Gastvater ist bis heute Dirigent des Ensemble Auris aus Villa General Belgrano, das sich seit seiner Gründung 2006 mit barocker Musik aus Europa beschäftigt, sowie des Coro Gaudeamus aus Río Cuarto, der sich seit 2018 verstärkt italienischen Madrigalen widmet.

Vier Konzerte

Mit diesen beiden Chören hatte das Selle-Ensemble vier Konzerte in Argentinien gegeben und auch Mozarts Te Deum aufgeführt. »Für uns waren es schöne und inspirierende Begegnungen«, berichtete Dr. Martin Braun, Vorsitzender der Freunde des Thomas Selle-Ensembles.

Mit dem Renaissancestück »Verbum caro factum est« (»Das Wort ward Fleisch«) von Hans Leo Haßler gestalteten die Sängerinnen und Sänger den Auftakt. Die feine, einfühlsame Art, in der die klaren Stimmen Ton für Ton sorgfältig gestalteten, sorgte für einen exquisiten Hörgenuss. Als versierte Instrumentalisten kamen die Violinisten Kathrin Hirnbein und Friedemann Kienzle, Sebastian Walser (Cello) und Clara Hahn an der Orgel hinzu.

Es folgten Psalmvertonungen des Schweizer Jesuiten Martin Schmid, der vor allem in Bolivien als Missionar, Musiker und Baumeister tätig war. Aus zwei seiner Briefe, die Nicolai Ott vortrug, ging Schmids Bemühen hervor, für die Urbevölkerung Instrumente herzustellen und sie zu unterrichten. Europäische Barockmusik wirkte sich im Land nachhaltig prägend aus. Auch die Kompositionen des Jesuitenmissionars Domenico Zipoli fanden weite Verbreitung. Von ihm sang der Chor »Beatus Vir« (Psalm 111) und brachte die darin enthaltenen Zusagen von Segen, Reichtum und Fülle für Gottesfürchtige überzeugend zum Ausdruck.

Der Altmeister zum Schluss

Bei den auf Deutsch gesungenen Stücken wie »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes« von Heinrich Schütz oder dem doppelchörig aufgeführten »Sei nun wieder zufrieden, meine Seele« von Johann Ludwig Bach kam die deutliche Aussprache des Chors besonders zum Tragen. Zauberhaft erklangen die hellen Stimmen der Sopransolistinnen Stephanie Hermanutz, Helma Hinger, Isabelle Métrope und Alexandra Nestel bei »Stehe auf, meine Freundin« von Thomas Selle nach dem biblischen »Hohelied der Liebe«. Der Schluss galt Altmeister Johann Sebastian Bach, von dem der Lobpreis »Lobet den Herrn, alle Heiden«, erklang.

Am Sonntag wurde das mit viel Beifall bedachte Konzert auch in der Christuskirche Reutlingen aufgeführt. (gb)