LICHTENSTEIN-HONAU. »Honau holt auf, Honau holt auf – das ist ein sehr knappes Rennen«, schallte es am Sonntag aus den Lautsprechern, die im gesamten Lichtensteiner Teilort zu hören war. Und womöglich sogar im Schloss Lichtenstein, oberhalb vom Tal. Die Begeisterung in der kleinen Gemeinde am Beginn des Echaztals war auf jeden Fall groß. Riesengroß. Ebenso groß wie der Beifall, mit dem alle Läuferinnen und Läufer bedacht wurden.
»Hopphopphopp, du schaffst das«, riefen stets mehrere Zuschauerinnen und Zuschauer den Sportlern aller Altersklassen zu. Dicht an dicht stand das Publikum in den Straßen der Gemeinde. »Das ist der einzige Straßenlauf bei diesem jährlich stattfindenden Sportereignis«, berichtete Ferdinand Schneider als TuS-Sportvorstand und Mitorganisator des Großevents in der kleinen Kommune.
Jedes Jahr wieder wird der sportliche Wettbewerb durchgeführt, jedes Mal in einer anderen der teilnehmenden Gemeinden rund ums Schloss Lichtenstein. Honau war zuletzt 2005 und 2013 Gastgeber. »Dieses Jahr sind Genkingen, Undingen, Kleinengstingen, Holzelfingen und Honau dabei«, so Schneider. »Das waren schon mal mehr teilnehmende Vereine.« Unterhausen etwa hatte sich auch schon beteiligt. Dort hatte es ebenfalls einen Straßenlauf gegeben.
»Man sieht Start und Ziel nicht auf einen Blick, wie in den Stadien der anderen Vereine«, erklärte Schneider. Der Lauf durch die Gassen habe daher aber auch eine besondere Atmosphäre, die Begeisterung sei stets riesengroß, bei allen teilnehmenden Vereinen. Das bestätigte auch Rolf Werz vom TuS Honau, der am Sonntag die Pistole in der Hand hielt und für jedes Rennen den Startschuss ertönen ließ.
»Das ist dieses Jahr schon der 94. Lauf, wir wollen die 100 auf jeden Fall vollkriegen«
"Der Lauf hat eine lange Tradition, da hat jede und jeder schon teilgenommen, der Enkel genauso wie die eigenen Kinder und ich selbst natürlich auch", sagte Werz zwischen zwei Startschüssen. Ebenfalls Zustimmung signalisierte Carmen Henker, im TuS-Vorstand für die Finanzen zuständig. »Das ist dieses Jahr schon der 94. Lauf, wir wollen die 100 auf jeden Fall vollkriegen«, sagte sie und schmunzelte zusammen mit Ferdinand Schneider und Administrationsvorstand Marc Epple.
Denn zwar kennen sich die teilnehmenden Vereine gut, doch die Teilnehmerzahlen schrumpfen. In Honau waren es knapp 400, die sich auf 66 Teams mit jeweils sechs Läuferinnen und Läufer verteilten. Die Schülerinnen und Schüler liefen sechsmal 75 Meter, die Strecken steigerten sich dann bei den Jugendlichen von 100 über 200, 300, 400 bis zu 800 Metern.
Der jüngste Läufer war gerade mal vier Jahre alt. Am Schluss gab es Medaillen, Pokale und Urkunden, aber eine Veranstaltung, bei der man sich dann weiter zu Kreis-, Landes- oder gar Bundesmeisterschaften qualifizieren kann, ist es nicht. Und darum geht es den Organisatoren auch nicht. »Im Vordergrund steht das Bewahren der Tradition«, betonte Henker.
Favorit war der TSV Holzelfingen, betonte Schneider. »Der hat vergangenes Jahr auch gewonnen.« Aber: »Kleinengstingen hat ihm den Kampf angesagt«, sagte der TuS-Vorstand. Und Honau? »Wir sind der Joker«, betonte Carmen Henker. Ferdinand Schneider sei in den vergangenen Jahren immer mitgelaufen. So wie eigentlich fast jede und jeder in Honau die Erfahrung schon von Kindesbeinen an gemacht hat. »Dieses Jahr musste ich organisieren«, sagte Schneider.
»Ich weiß selbst noch, wie aufregend das war, als Kind hier zu stehen und auf den Startschuss zu warten«, betonte Rolf Wer. In diesem Sinn habe sich im Lauf der Jahrzehnte nichts verändert. Auch am Sonntag wieder kämpften die angetretenen Läuferinnen und Läufer verbissen um jeden Meter. Bis zum Ziel. Um dort dann die Hände in die Luft zu reißen – oder sich einzugestehen, dass es dieses Mal nicht zum Sieg gereicht hat. Aber im nächsten Jahr. Dann auf jeden Fall. Wieder und wieder. Außer, man muss organisieren. (GEA)