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So hilft das Pfullinger Integrationsteam Geflüchteten

Der Frauentreff in Pfullingen ist eines von vier Projekten des städtischen Integrationsbüros, das geflüchteten Menschen helfen soll. Ein Blick hinter die Kulissen.

Es sind vor allem Frauen und Kinder, die beispielsweise aus der Ukraine flüchten. Das städtische Integrationsteam der Stadt Pful
Es sind vor allem Frauen und Kinder, die beispielsweise aus der Ukraine flüchten. Das städtische Integrationsteam der Stadt Pfullingen hilft ihnen dabei, sich in ihrem neuen Alltag in Deutschland zurechtzufinden. Foto: Christoph Soeder/dpa
Es sind vor allem Frauen und Kinder, die beispielsweise aus der Ukraine flüchten. Das städtische Integrationsteam der Stadt Pfullingen hilft ihnen dabei, sich in ihrem neuen Alltag in Deutschland zurechtzufinden.
Foto: Christoph Soeder/dpa

PFULLINGEN. Nach und nach füllt sich der Raum in der Daimlerstraße in Pfullingen mit Frauen und ihren Kindern. Sie alle verbindet eins: ihr Flucht aus ihrer Heimat und der Wille, in Deutschland Fuß zu fassen. Jeden Montag treffen sie sich dazu im Frauentreff, den das Forum für kulturelle Begegnungen gemeinsam mit dem Integrationsbüro der Stadt Pfullingen ins Leben gerufen hat. Und jeden Montag sprechen und diskutieren die Frauen über die verschiedensten Themen. »Wir geben ihnen für jedes Treffen ein Thema vor und laden dann immer dazu passende Gäste ein«, erklärt Nana Mamphoria. Die Integrationsmanagerin hofft so, den Frauen mehr Halt und Sicherheit geben zu können. »Wir wollen ihnen einen geschützten Raum bieten, in dem sie alles ansprechen können.«

Wie sieht die Arbeit einer Sozialpädagogin aus? Was bedeutet Zivilcourage und welchen Stellenwert hat sie in Deutschland? Die Themen, die im Frauentreff behandelt werden, folgen keiner klaren Linie. »Wir wollen immer das ansprechen, was die Frauen auch beschäftigt«, erklärt Mamphoria. »Dazu treffe ich mich zweimal im Jahr mit allen und wir versuchen eine Themenliste aufzustellen.« Sie kennt viele der Geflüchteten, aus ihrem Arbeitsalltag als Integrationsmanagerin bei der Stadt Pfullingen. Dort kümmert sich ein vierköpfiges Team unter anderem um Asylbewerber und auch um geflüchtete Menschen. »Unser Ziel ist es dabei, ihnen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern und beispielsweise auch bei bürokratischen Hürden zu helfen.« Neben privaten Terminen zählen dazu auch solche gemeinschaftlichen Projekte wie der Frauentreff.

Ehrenamtliche Helfer

Neben dem Frauentreff gibt es noch das Sprachcafé, den offenen Spiele-Treff für Jung und Alt und Nachhilfe für geflüchtete Kinder. »Um solche Projekte realisieren zu können, arbeiten wir eng mit dem Forum für kulturelle Begegnungen, der Volkshochschule und der Stadtbücherei zusammen«, sagt Mamphoria. Auch von einigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bekommt das Team Unterstützung. »Die geflüchteten Menschen kommen in ein fremdes Land, mit fremder Sprache und fremder Kultur, da ist es gut, wenn sie von Einheimischen Hilfe bekommen.« Auch im Frauentreff wurde das Thema deutlich: Die Anwesenden sprechen viele Unsicherheiten an und diskutieren, wie sie sich in Deutschland einleben können. »Werden die Kinder in der Schule gefragt, welchem Geschlecht sie angehören«, fragt beispielsweise eine Frau. In der Ukraine würden sich Mädchen noch wie Mädchen anziehen und Jungen wie Jungen, da sei das »dritte Geschlecht« in ihrem Alter kein Thema.

Im Verlauf der Diskussion wird klar: Hier geht es nicht um Diskriminierung, sondern um Angst. Um die Angst ihre Kinder mit den vielen neuen Eindrücken nach teils anstrengend Fluchten zu überfordern und auch der Angst etwas Falsches zu machen. Das Fazit: »Wahrscheinlich sollten wir als Mütter alle etwas entspannter werden. Manchmal machen wir aus einer Mücke einen Elefanten.« Und genau darum geht es Mamphoria in ihrer Arbeit: »Ich möchte, dass im Rahmen all unserer Projekte genau solche Gespräch stattfinden, damit vermeintliche Tabu-Themen angesprochen werden und die Neuankömmlinge dann bestenfalls mit mehr Sicherheit in ihren Alltag gehen können.«

Deutsch als Fremdsprache

Dass das Interesse nach solchen gemeinschaftlichen Projekten da ist, zeigt sich im Frauentreff: Gut eineinhalb Stunden hören die geflüchteten Frauen aufmerksam zu, stellen unzählige Fragen, schnappen sich jeden Flyer, der ausgegeben wird und schreiben sogar mit. Dass Deutsch dabei für sie eine Fremdsprache ist, ist kein Problem. Zwischendrin gibt es immer wieder Pausen zum Übersetzen. Das Besondere dabei: Die Frauen mit besseren Deutschkenntnissen übersetzen für die mit weniger guten. »Fast alle besuchen einen Sprachkurs und das in ganz verschiedenen Niveaus«, erklärt Mamphoria. Gleichzeitig sind alle dazu angehalten, Deutsch zu sprechen. Sichtlich stolz kommt eine türkischstämmige Frau zum Treff und verkündet, dass sie das Level B-1 bestanden hat und wird dazu von allen anderen freudestrahlend beglückwünscht - von Neid keine Spur. »Das ist uns sehr wichtig«, sagt Mamphoria. »So wie wir vom Integrationsbüro die geflüchteten Menschen unterstützen, sollen sie sich auch gegenseitig helfen oder nach Hilfe fragen. Nur so können wir eine Gemeinschaft werden.« (GEA)

Helfer gesucht

Einige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen das Integrationsteam der Stadt Pfullingen bei ihrer Arbeit. »Wir freuen uns aber, wenn sich noch mehr dazu entscheiden, uns zu unterstützen«, sagt die Integrationsmanagerin Nana Mamphoria. »Wir sehen, wie gut den geflüchteten Personen der Kontakt tut und, dass der Bedarf danach viel höher ist, als dass wir diesen alleine stemmen können.« Interessierte, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, können sich direkt bei Mamphoria per Mail melden. (GEA) nana.mamphoria@pfullingen.de