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Aktuell Erkenntnistheorie

Philosophie und Wein im Pfullinger Kulturhaus

In der Reihe »Philosophie im Kloster« sprach Professor Dr. Helmut Pape über den amerikanische Philosophen und Erkenntnistheoretiker Charles Sanders Peirce.

Der Philosoph Professor Dr. Helmut Pape benannte die Fantasie als einen möglichen Weg zu wissenschaftlicher Erkenntnis.
Der Philosoph Professor Dr. Helmut Pape benannte die Fantasie als einen möglichen Weg zu wissenschaftlicher Erkenntnis. Foto: Gabriele Böhm
Der Philosoph Professor Dr. Helmut Pape benannte die Fantasie als einen möglichen Weg zu wissenschaftlicher Erkenntnis.
Foto: Gabriele Böhm

PFULLINGEN. Nach der Pandemie und der Baustelle im Klosterareal gab es am Donnerstag einen Neuanfang der Reihe der Neske-Bibliothek »Philosophie im Kloster«. Bibliotheksleiterin Felicitas Vogel begrüßte im Kulturhaus rund 30 Gäste und gab einen kurzen Rückblick auf vergangene Veranstaltungen, die seit 2011 in dieser Reihe stattgefunden hatten. Dann hatte Professor Dr. Helmut Pape das Wort, der 1981 mit einer Untersuchung zur Philosophie und Semiotik des US-amerikanischen Mathematikers, Philosophen und Logikers Charles Sanders Peirce (1839 bis 1914) promovierte. Nach einer Professur an der Universität Hannover ab 1991 lebt Pape, der mehr als 30 Bücher veröffentlichte, heute als freier Philosoph und Schriftsteller in Bamberg, wo er Philosophie unterrichtet.

Zu Pfullingen hat er eine besondere Beziehung, da seine Lebensgefährtin von dort stammt. 2003 gründete Pape die Firma »Vinosophia«, deren Produkte Weine mit Philosophen und ihren Konzepten verbinden soll, so gibt es zum Beispiel »Kant-Wein« oder »Galilei-Wein«. Diese Idee entstand während Papes Zeit in Südfrankreich, wo er den geistes- und kulturwissenschaftlichen Zirkel »Académie du Midi« mitbegründete. Einige der Weine, konnten an diesem Abend verkostet werden.

In seinem Vortrag »Fantasie und der Anfang aller Theorie« zog Pape den Schriftsteller E.T.A. Hoffmann heran, dessen Werke bekannt seien für »ausschweifende Fantasie und skurrile Gestalten« wie sprechende Tiere. »Doch ist dies nur Fantasie?«, fragte er. Die Figuren und Ereignisse entsprängen dem menschlichen Gehirn, das unbewusst auf vielerlei Erfahrungen, Erkenntnissen und Beobachtungen zurückgreifen könne. Insofern könne Fantasie durchaus der Ausgangspunkt für Theorien oder Vermutungen sein. Nach wissenschaftlicher Vorgehensweise müssten daraus formulierte Thesen anschließend als richtig bewiesen oder aber verworfen werden.

Schon Peirce habe geäußert, dass geistige Prozesse eines Menschen nicht nur innere Vorgänge eines Individuums, sondern immer auch an dessen Wahrnehmung des Äußeren gebunden seien. »Deshalb ist eine strikte Trennung zwischen Fantasie und Erkenntnis nicht möglich«, so Pape. Erkenntnis erwachse auch aus der Bereitschaft, eigene Irrwege in Kauf zu nehmen. »Wissenschaftliche Prozesse sind immer auch eine Geschichte der Irrtümer.« Die »fantasiegestützte Vermutung« könne das Wissen erweitern. Peirce habe mit dem von ihm wieder ins Licht gerückten Begriff der »Abduktion« eine Methode aufgezeigt, die mit einer von Beobachtungen abgeleiteten Hypothese beginnt, für die dann mögliche Erklärungen gefunden werden müssen.

Neue Ideen könnten in den »vier B's« auftauchen, erläuterte der Referent: Bett, Bad, Bahn, Badewanne. Beispielsweise könnten Träume, die aus dem Unterbewussten kämen und damit auf Erfahrungen des Individuums zurückgriffen, wichtige Impulse für wissenschaftliche Hypothesen liefern.

Die Veranstaltung in Kooperation mit der Initiative für ein Kulturhaus (i'kuh) wurde gefördert aus Landesmitteln durch die Arbeitsstelle für Literarische Museen in Baden-Württemberg. (GEA)