PFULLINGEN. Schon lange spielt die evangelische Kirchengemeinde in Pfullingen mit dem Gedanken, einen eigenen Kindergarten zu betreiben (wir berichteten). Konzepte wurden entworfen, letztlich aber wieder verworfen. Nun aber soll's endlich klappen: Die Magdalenenkirche soll umgewidmet und zu einem dreigruppigen Kindergarten mit 55 Plätzen, 10 davon im U3-Bereich, ausgebaut werden. Eine Idee, die bei der Stadt Pfullingen angesichts der angespannten Situation in der Kinderbetreuung schon früh auf offene Ohren stieß. Und auch der Gemeinderat ist überzeugt von dem Konzept, stimmte dem Vorhaben in seiner Sitzung am Dienstag geschlossen zu.
Bereits seit einiger Zeit stehen Kirchengemeinde und Stadt in Kontakt, führen Gespräche, wie das Projekt umgesetzt und vor allem finanziert werden könnte. Dass die Umwidmung der Kirche überhaupt zur Diskussion steht, hat pragmatische Gründe. Von 2009 bis 2021 hat die Kirchengemeinde fast 20 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Entsprechend soll nun die Infrastruktur angepasst werden. Im Juli fiel dann im Kirchengemeinderat die Entscheidung, das Projekt Kindergarten in der Magdalenenkirche tatsächlich angehen zu wollen.
Kirchengemeinde Pfullingen bleibt Eigentümerin
Aus organisatorischen Gründen soll die evangelische Gesamtkirchengemeinde Reutlingen, wie auch bei anderen evangelischen Kindergärten im Reutlinger Stadtgebiet, die Trägerschaft im Auftrag des Kirchenbezirks übernehmen. Die Kirchengemeinde Pfullingen soll über einen Ausschuss an der inhaltlichen Entwicklung der Einrichtung beteiligt werden, ist in der Verwaltungsvorlage zu lesen. Ebenso, dass die Kirchengemeinde weiterhin Eigentümerin des Gebäudes bleibt.
Die Kosten für den Umbau werden aktuell auf 2,7 Millionen Euro geschätzt. Wie bei anderen Einrichtungen, die nicht von der Stadt betrieben werden, hat die Stadt vor, sich mit einem Investitionskostenzuschuss in Höhe von 70 Prozent und somit rund 1,89 Millionen Euro zu beteiligen. Ebenso will sie, wie bei anderen freien oder kirchlichen Trägern auch, 75 Prozent der Betriebskosten übernehmen. Laut vorläufiger Betriebskostenberechnung werden dies rund 560.500 Euro jährlich sein.
Hohe Standards, hohe Kosten
Über die Höhe der geschätzten Umbaukosten wunderte sich UWV-Rätin Ute Jestädt: »Die Kirche ist 2000 renoviert worden. Wie kann das jetzt so teuer sein?« Sie kritisierte in diesem Zusammenhang, die stetig steigenden Auflagen, die vieles verkomplizierten. Auch Bürgermeister Stefan Wörner nutzte die Gelegenheit, um mit Blick auf Land und Bund erneut zu betonen, dass es geboten sei, gewisse Standards zu überdenken. Anke Burgemeister (GAL) regte an, in Absprache mit der Kirchengemeinde, zu prüfen, inwiefern die neuen Kita-Räumlichkeiten auch anderweitig genutzt werden könnten, etwa als Begegnungszentrum für Menschen aus der Nachbarschaft.
Inbetriebnahme im September 2025 geplant
Laut Plan könnte die Einrichtung im September 2025 in Betrieb gehen. Für die Stadt Pfullingen wäre dies angesichts zahlreicher fehlender Betreuungsplätze zumindest ein kleiner Lichtblick. Laut Bedarfsplanung fehlen in der Echazstadt aktuell 75 Plätze, in den nächsten zwei Jahren würde die Zahl auf knapp 80 steigen. »Wenn nicht ausgebaut wird«, betonte Therese Albrecht, bei der Stadtverwaltung für die Kinderbetreuungseinrichtungen zuständig.
Um dem Mangel an Kita-Plätzen möglichst schnell entgegenzuwirken, ist die Stadt aber bereits aktiv geworden. Anfang 2025 sollen dank der Sport-Kita im neuen Arbach-Quartier weitere 55 Plätze zur Verfügung stehen. Der Umbau einer Wohnung in der Schulstraße Anfang 2024 soll weitere 28 Plätze bringen. Zudem sind mittelfristig zwei weitere neue Einrichtungen geplant, wann die allerdings umgesetzt werden können, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. (GEA)