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Pfullinger Expertin: So gelingt die Erholung im Urlaub

Eigentlich ist Urlaub die schönste Zeit des Jahres. Doch viele kommen laut einer Studie schlecht erholt aus den Ferien zurück in den Alltag. Eine Stresspräventionstrainerin aus Pfullingen gibt Tipps, wie man besser entspannen kann.

Trotz Sonne und Strand: Viele kommen schlecht bis mittelmäßig erholt aus dem Urlaub.
Trotz Sonne und Strand: Viele kommen schlecht bis mittelmäßig erholt aus dem Urlaub. Foto: Clara Margais/dpa
Trotz Sonne und Strand: Viele kommen schlecht bis mittelmäßig erholt aus dem Urlaub.
Foto: Clara Margais/dpa

PFULLINGEN. Endlich Urlaub! Viele sehnen sich nach Erholung in entspannter Atmosphäre. Doch fast der Hälfte der Berufstätigen gelingt das nicht, wie aus einer repräsentativen Studie der Krankenkasse Pronova BKK hervorgeht. Bei dieser gaben 43 Prozent der Befragten an, dass sie schlecht bis mittelmäßig erholt aus den Ferien zurückkommen. »Das schleppt man mental mit in den Arbeitsbeginn«, weiß Petra Wendel, Stresspräventionstrainerin aus Pfullingen. Das kann gefährlich werden. »Wenn es im Urlaub nie zur Erholung kommt, kann dies förderlich für einen Burnout sein.« Die 62-Jährige hat Tipps parat, wie die Erholung im Urlaub gelingen kann.

Vor dem Urlaub: Vorbereitungen treffen

Erwartungen herunterschrauben: Die Grundlage für Entspannung im Urlaub wird bereits zu Hause geschaffen. Es fängt im Kopf an. »Bei vielen sind die Erwartungen sehr hoch«, sagt Wendel. Man malt sich den perfekten Traumurlaub mit einem unvergesslichen Moment nach dem anderen aus. »Wenn das nicht erfüllt wird, ist man enttäuscht und bekommt das Gefühl, dass man sich gar nie erholen kann.«

Prioritäten setzen: In den letzten Tagen vor dem Urlaub sollten Berufstätige möglichst normal arbeiten. »Nicht alles vor dem Urlaub erledigen wollen«, lautet der Tipp von Wendel. Es helfe, sich zu überlegen, was man auch nach der Rückkehr fertig machen kann. Wichtig sei eine gute Absprache mit den Kollegen und die Organisation von Vertretungen. Das reduziere den Stress und fördere die Erholung. Gleiches gilt für Arbeiten zu Hause: Wer auf den letzten Drücker noch die Wohnung auf Vordermann bringen und im besten Falle auch noch die Steuererklärung abgeben will, provoziere unnötigen Stress, der mit in den Urlaub genommen wird.

Petra Wendel aus Pfullingen ist ausgebildete Stresspräventionstrainerin, Sonderschullehrerin, Psychodramaleiterin und Supervisor
Petra Wendel aus Pfullingen ist ausgebildete Stresspräventionstrainerin, Sonderschullehrerin, Psychodramaleiterin und Supervisorin. Foto: Privat
Petra Wendel aus Pfullingen ist ausgebildete Stresspräventionstrainerin, Sonderschullehrerin, Psychodramaleiterin und Supervisorin.
Foto: Privat

Ein wenig vorplanen: Für großen Ärger bei der Anreise sorgen gerade zu Ferienzeiten vor allem Staus. »Überlegungen, wann auf den Straßen weniger Verkehr ist, sind daher sinnvoll«, sagt die Stresspräventionstrainerin. Schon ein, zwei Wochen vor der Abfahrt sollten wichtige Reisemodalitäten wie Vignetten oder Fährtickets organisiert werden. Damit der Kopf von Arbeit auf Urlaub umschalten kann, empfiehlt Wendel, einen Puffertag einzubauen, bevor man aufbricht. Gerade bei längeren Anfahrten sollten genügend Pausen eingeplant und ausreichend Beschäftigung wie Hörspiele für Kinder eingepackt werden. »Den Urlaub an sich sollten man aber nicht bis ins letzte Detail im Vorfeld durchtakten«, sagt Wendel. »Die ersten ein, zwei Tage kann man vorplanen. Den Rest kann man vor Ort machen und sich inspirieren lassen.«

Rückkehr vorbereiten: Mindestens einen Puffertag sollte zwischen Rückkehr und Arbeitsbeginn eingeplant werden. Arbeitnehmern empfiehlt Wendel, mitten in der Woche wieder einzusteigen, falls dies möglich ist. »Dann ist es nicht allzu lange bis zur nächsten kurzen Erholung am Wochenende.« Wichtige Besprechungen, die viel Arbeit mit sich bringen, sollten mit ein paar Tagen Abstand zur Rückkehr in den Job terminiert werden.

Während des Urlaubs: Richtig abschalten lernen

Anspruch an sich selbst herunterschrauben: Jeden Tag Sport treiben, alle Sehenswürdigkeiten besuchen und die besten Fotos für die sozialen Medien schießen. »Wer mit diesem Anspruch an Selbstoptimierung in den Urlaub geht, hat die besten Voraussetzungen, nicht erholt aus den Ferien zu kommen.« Stattdessen sollte man lieber nachsichtig mit sich selbst sein, sagt Wendel. »Zum Beispiel das Joggen sein lassen, wenn ich keine Lust habe.« Das beste Mittel zur Entspannung sei sowieso, sich so richtig auszuschlafen. Mit Vorsicht sind die sozialen Medien zu genießen. »Man sollte vor allem nicht seinen eigenen Urlaub mit den Fotos von anderen vergleichen. Das kann die Laune richtig runterziehen.«

Miteinander sprechen: »Jeder sollte das Recht haben, im Urlaub das zu tun, worauf er Lust hat«, sagt Wendel. Deswegen lautet ihr Rat: »Man sollte sich mit dem Urlaubspartner gut absprechen, dass alle auf ihre Kosten kommen.« Sinnvoll sei es dabei auch, sich Zeiten für Freiräume zu schaffen: »Wenn etwa jemand klettern gehen will, aber sonst niemand aus der Gruppe, sollte das möglich gemacht werden.«

Abstand zur Arbeit gewinnen: Beim Partner über einen nervigen Kollegen abzulästern ist keine gute Idee, sagt die Stresspräventionstrainerin. »Ohne eine emotionale Distanz, wird der Stress aus dem Job reproduziert und überträgt sich vielleicht sogar auf das Gegenüber.« Ganz tabu muss die Arbeit aber nicht sein. Alle Mails zu lesen sei zwar nicht unbedingt sinnvoll, aber in Maßen können es manchen sogar helfen, den Urlaub besser genießen zu können. »Da muss jeder den richtigen Weg für sich selbst finden.«

Nach dem Urlaub: langsam wieder hochfahren

Sich Zeit lassen: »Oft sind Menschen nach dem Urlaub langsamer in dem, was sie tun«, sagt Wendel. »Entschleunigung ist ja auch das Ziel des Urlaubs.« Das Tempo sollte man versuchen, möglichst lange zu erhalten. Dabei helfe zum Beispiel, am ersten Tag im Büro nicht gleich alle aufgelaufenen Mails zu beantworten.

Urlaub in den Alltag integrieren: Die Urlaubsstimmung kann auch im Alltag noch etwas länger aufrechterhalten werden, sagt Wendel. Das gehe zum Beispiel mit Souvenirs oder Urlaubsfotos, die zu Hause platziert werden. Oder mit Angewohnheiten, die aus den Ferien übernommen werden, wie morgendlichem Schwimmen. Auch Vorfreude hilft. Deshalb sei es ratsam, gleich die nächste Auszeit zu planen. (GEA)