PFULLINGEN. Die ganz Großen sitzen in Norddeutschland. Doch auch sie kamen vorbei, als Thomas Keppler seinen Betrieb modernisierte und auf eine innovative Bewässerung umstellte. Der Name Hortense hat einen guten Ruf, nicht nur bei den Kollegen und den großen Wiederverkäufern, die sich bei der Baumschule am Ortsausgang von Pfullingen mit Ware eindecken, sondern auch bei den Kommunen und Privatkunden, die dort einkaufen. Sie alle müssen sich nun nach einem neuen Lieferanten umsehen, denn zum Jahresende schließt die Baumschule samt dem dazugehörigen Garten-Center ihre Türen. Die Stadt hat das Gelände aufgekauft. Ein großer Teil gehörte ihr schon vorher.
Geschäftsführer Thomas Keppler hat alle Hände voll zu tun. Seit klar ist, dass er die Baumschule aufgibt, hat er Zug um Zug Personal abgebaut, beziehungsweise seinen Mitarbeitern frühzeitig, die Chance gegeben, sich eine neue Arbeit zu suchen. Bis zu 40 Mitarbeiter standen mal auf der Lohnliste der Baumschule, die ihre Anfänge in den frühen Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in der Pfullinger Achalmstraße hatte. Dort hat sein Vater Gerhard Keppler einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb gegründet, zu dem auch ein kleiner Laden gehörte. 1974 ist der Betrieb dann an den Ortsausgang von Pfullingen in Richtung Unterhausen gezogen.
Pachtvertrag läuft aus
Bis zu 30.000 Bäume standen auf dem großen Gelände, anfangs direkt im Acker, später in Containern. Ein Markenzeichen der Baumschule ebenso wie die moderne Bewässerungsanlage, die nicht nur Regenwasser nutzt, sondern auch das überschüssige Gießwasser wieder in den Kreislauf einspeist, auch das Wasser, das die Pflanzen nicht aufnehmen, wird recycelt. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern angesichts des großen Wasserbedarfs – bis zu 100.000 Liter an einem heißen Sommertag – auch ökonomisch. Apropos Ökonomie. Die Baumschule läuft gut. Die Gründe für die Geschäftsaufgabe liegen woanders, erklärt Keppler, der sich die Grundlagen für die Neuausrichtung des Betriebs unter anderem in den USA und in Norddeutschland angeeignet hat – etwa den Umstieg auf die reine Containerkultur. Zum einen wollen seine Kinder nicht in den Betrieb einsteigen, wofür er Verständnis hat, denn Bäume verkaufen, ist kein leichtes Geschäft.
Zum anderen läuft der Pachtvertrag mit der Stadt für einen großen Teil der Fläche in absehbarer Zeit aus. Etwa die Hälfte des etwa drei Hektar großen Geländes gehörte bereits der Kommune. Ein Umstand, der es nicht leichter macht, einen Nachfolger zu finden. Zum anderen ist auch die restliche Fläche für die Stadt interessant.
Und die zeigte vor geraumer Zeit auch Interesse am Kauf vor dem Hintergrund, dass dort mittel- bis langfristig Infrastruktur für die Regionalstadtbahn gebaut werden soll. Außerdem sucht die Kommune schon länger eine Fläche zur Auslagerung des städtischen Bauhofs, der inzwischen von Wohnbebauung umgeben ist und dieser weichen soll.
Hürden vor Nutzungsänderung
Entsprechende Überlegungen erläuterte Pfullingens Pressesprecher Markus Hehn. Er machte aber auch deutlich, dass bis zur Verwirklichung beider Vorhaben noch ein umfangreicher Planungsprozess notwendig ist, im Zuge dessen der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss. Zurzeit werde ein Nutzungskonzept erarbeitet, das die Belange der Stadt und der Regionalstadtbahn unter einen Hut bringen soll. Bis zu Realisierung der beiden Projekte könnte das Gelände auch genutzt werden – etwa für unterschiedliche Veranstaltungsformate, so Hehn.
Das große Interesse der Stadt gab für Thomas Keppler auch den Anstoß, über eine Geschäftsaufgabe nachzudenken. Anfangs ist ihm das nicht leicht gefallen, räumt er ein, inzwischen kommt er damit zurecht. Er schaue nach vorne, sagt Keppler. Schon immer galt für ihn: »Wenn ich was entscheide, dann ziehe ich es auch durch.«
Und es schwingt schon Stolz mit, wenn er auf seine Lebensleistung blickt. Rund 5.000 Bäume jährlich hat er im Topf produziert und vermarktet. Dazu hat auch immer ein gutes Bauchgefühl gehört, um einschätzen zu können, was den in zwei, drei Jahren auf dem Markt gefragt sein wird. Große Garten-Center, auch aus anderen Bundesländern, gehörten bis zum Schluss zu seinen Kunden. »Da muss schon was stimmen«, sagt Keppler.
Zum Jahresende schließt Hortense die Pforten, vom 1. Januar an bestimmt die Stadt, was auf dem Gelände, das den Ortseingang schon seit Jahrzehnten prägt, geschieht. (GEA)