PFULLINGEN. Dieses Thema kommt nie gelegen. Die Stadt Pfullingen erhöht die Kindergartengebühren ab 1. September. Konkret steigen die Kosten für eine Familie mit einem Kind und einem Jahreseinkommen bis 45 000 Euro in der Regelgruppe mit 30 Stunden um 9 Euro auf 119 Euro je Monat. Aber gleichzeitig erhöht sich auch das Betreuungsangebot auf insgesamt zwölf unterschiedliche Modelle, unter denen die Eltern wählen können.
Dieser Vorschlag von neuen und flexibleren Angeboten kam bei den Gemeinderäten sehr gut an. Im U-3 Bereich gibt es künftig vier weitere Möglichkeiten der Betreuung. Der Gemeinderat segnete den Vorschlag der Verwaltung ab - bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung. Unter anderem Malin-Sophie Hagel wollte da nicht mitgehen, obwohl das neue flexiblere Modell der GAL-Gemeinderätin ihre Entscheidung, dagegen zu stimmen, »sehr schwer« machte.
Betreuungszeiten nach Bedarf
Bisher gibt es in der städtischen Ganztagesbetreuung nur die Möglichkeit zwischen 37,5 Stunden (Plusgruppe 7 bis 14.30 Uhr) und 50 Stunden (7 bis 17 Uhr) zu wählen - im U-3 Bereich waren nur 50 Stunden möglich. Mit den vorgeschlagenen Bausteinen 37,5, 40, 45 und 50 Stunden - einheitlich für U3 und Ü3 Ganztagesbetreuung - besteht die Möglichkeit für Eltern, die Betreuungszeiten in den Ganztagesgruppen nach ihrem Bedarf zu wählen. Familien, die aktuell einen 50 Stunden Ganztagesplatz haben, können bei Bedarf in einen niedrigeren Betreuungsbaustein wechseln.
Die Gebühren wurden entsprechend angepasst. »Uns fällt das nicht leicht«, sagte Stefan Wörner. Der Bürgermeister wies aber eindringlich auf die Folgen hin, wenn nicht erhöht wird. »Das würde dann in Zukunft überdurchschnittlich hohe Gebührensprünge erfordern, die in der Praxis kaum umsetzbar sind.« Die Erhöhung spült 67.000 Euro an zusätzlichen Gebühren in die Stadtkasse. Die Einnahmen der Kindergartengebühren betrugen im Jahr 2023 rund 840.000 Euro.
4.300 Euro pro Platz
Die Aufwendungen im Bereich Kindertagesbetreuung beliefen sich im gleichen Jahr auf rund 8,2 Millionen Euro. Dies ergibt eine Kostendeckung von aktuell 10 Prozent, was der Hälfte der von den Landesverbänden empfohlenen Kostendeckung von 20 Prozent entspricht. Die Landeszuschüsse beliefen sich 2023 auf rund 3,5 Millionen Euro. Abzüglich der Elternbeiträge und Landeszuschüsse trug die Stadt Pfullingen Kosten in Höhe von 3,9 Millionen Euro. Dies entspricht rund 4.300 Euro pro Platz.
Stephan Wörner stimmte dem Vorschlag nicht zu. Der UWV-Rat plädiert dafür, das Geld aus anderen Bereichen zu beschaffen. »Da ist noch Luft nach oben. Mittelfristig sollten wir überlegen, ob wir nicht ganz von Kitagebühren wegkommen, Heilbronn hat das auch geschafft.« Wörner sah seinen Vorschlag auch als Anregung für den nächsten Doppelhaushalt, um die Weichen neu zu stellen.
Ute Jestädt findet, dass Kinderbetreuung Bildungsarbeit ist und die sollte zum Nulltarif sein. Die UWV-Rätin ärgert sich immer, wenn sie hört, dass Berlin und Brandenburg dies schaffen. Gleichwohl sieht sie die Notwendigkeit, die Gebühren zu erhöhen und stimmte »schweren Herzens« zu. Gert Klaiber gab sein Jawort, weil es ihm nicht ums Neinsagen gehe, sondern um die Realität. »Was nichts kostet, hat auch keinen Wert«, so der CDU-Rat, der die Stadt für das Angebot lobte. »Es ist beeindruckend, was die Stadt für die Kinder getan hat.« Und die Stadt investiert weiter. In den kommenden Jahren nimmt sie insgesamt 7,8 Millionen Euro in die Hand, um neue Betreuungsplätze zu schaffen. Ähnlich wie Klaiber sieht es auch Traude Koch (GAL). »Diejenigen, die es nutzen, sollen auch beteiligt werden«. Die Entscheidung für eine kostenfreie Betreuung liege beim Land, so Koch. Gegen die Erhöhung stimmten Stephan Wörner (UWV), Christine Böhmler (FWV), Sandra Bertsch (UWV), Malin-Sophie Hagel (GAL). Britta Wayand (FWV) enthielt sich. (GEA)