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Peoplemover: Das Tor der Stadt ist verkauft

PFULLINGEN/REUTLINGEN. Das Geschäft ist still und heimlich über die Bühne gegangenen. Die praktische Abwicklung des Deals zwischen Pfullingen und Reutlingen wird aber für jede Menge Aufsehen sorgen. Das garantieren schon die Dimensionen des Objekts: Reutlingen kauft den Pfullingern den Peoplemover ab. Der ungewöhnliche Aufzug soll in Zukunft den Steg an der Reutlinger Stadthalle ersetzen. Über den Kaufpreis vereinbarten die Partner Stillschweigen.

Der Peoplemover prägte mehr als ein Jahrzehnt den Ortseingang von Pfullingen. Jetzt will Reutlingen mit der Modernität der Anlag
Der Peoplemover prägte mehr als ein Jahrzehnt den Ortseingang von Pfullingen. Jetzt will Reutlingen mit der Modernität der Anlage punkten. Foto: Markus Niethammer
Der Peoplemover prägte mehr als ein Jahrzehnt den Ortseingang von Pfullingen. Jetzt will Reutlingen mit der Modernität der Anlage punkten.
Foto: Markus Niethammer
In den beiden Rathäusern will man wenig zu dem spektakulären Geschäft sagen, eines ist aber sicher, die Verhandlungen laufen schon seit Monaten. Dabei ging’s, wie man hört, vor allem auch um den Zustand des Kaufobjekts, das doch auch schon fast 14 Jahre auf den Stahlträgern hat. 2001 war der Peoplemover mit großem Brimborium an den Start gegangen. Selbst der spätere Ministerpräsident Stefan Mappus ließ sich an diesem Tag von dem ungewöhnlichen Aufzug über die noch viel stärker befahrene B 312 »lupfen«.

Kein faules Ei

Damals trug noch der Bund die Verantwortung für den Peoplemover. Das änderte sich aber mit der Fertigstellung des Ursulabergtunnels. 2004 übernahm Pfullingen die Anlage und damit auch die Kosten für die Wartung. Und die waren nicht gering und der Aufzug störanfällig. Mehr als einmal stand die Anlage zwischen 2001 und 2009 still, bevor die Stadt dann die Reißleine zog. Rund 120 000 Euro hatte Pfullingen bis dahin in den Betrieb gesteckt. Nun sollten für die folgenden fünf Jahre nochmals über 175 000 Euro für einen sicheren Betrieb fällig werden. Das konnte und wollte die Stadt nicht mehr tragen und der Gemeinderat entschied, den Aufzug endgültig stillzulegen.

In dieser Vorgeschichte sehen Insider auch den Grund für die langen Verhandlungen, letztendlich wollte sich die Stadt Reutlingen vor Ostern kein faules Ei ins Nest legen, wiewohl sie schon dringend nach einem vernünftigen Ersatz für den Steg an der Stadthalle sucht. Und da passt der Peoplemover mit seiner modernen Anmutung, wie man hört, hervorragend hin, eine farbliche Angleichung des Aufzugs an die Stadthalle sei problemlos möglich, der Braunton werde dem Stahlgerüst ein elegantes Finish verleihen.

Falls die Transportkapazität der acht Personen fassenden Kabine wieder erwarten nicht ausreichen sollte, wäre auch eine Erweiterung der Anlage möglich. Letztlich hat aber vor allem eines den Käufer überzeugt: die Modernität, die das System transportiert, von der sich die Verantwortlichen auch eine Ausstrahlung auf das Image Reutlingens versprechen.

Härtetest um 10 Uhr

Wenn die Anlage läuft. Und dafür hat die Stadt Pfullingen wohl doch noch einmal Geld in die Hand genommen und den Peoplemover von Grund auf überholen lassen. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit schlägt jetzt ein modernes elektronisches Herz im Stahlmantel.

Muss es auch, denn heute kommt eine Abordnung aus Reutlingen, um den Peoplemover auf Herz und Nieren zu prüfen. Dabei bietet sich für die Pfullinger auch das letzte Mal Gelegenheit, mitzufahren. Von 10 bis 10.30 Uhr ist der Aufzug in Betrieb. Ein Einstieg ist nur vom Gehweg hinterm Kaufland aus möglich, um einen eventuellen Andrang zu kanalisieren.

Besteht der Aufzug den Härtetest, dann beginnen die Abbauarbeiten für den »Nomlupfer« zeitnah. Hängt die Anlage mal wieder, hat Pfullingen anscheinend noch eine Frist, um nachzubessern. Auch sollen die während des ersten Betriebsjahres auftretenden Störungen auf Kosten Pfullingens behoben werden. Diese Kröte hat der Pfullinger Gemeinderat wohl geschluckt, um den Verkauf in trockene Tücher zu bekommen. In Reutlingen sei man sich schon im Klaren, dass die laufenden Kosten für das Projekt relativ hoch sind. Doch sei die Zahl der Nutzer am neuen Standort um ein Vielfaches größer als in Pfullingen. Aufwand und Ertrag stünden dann in einer angemessenen Relation.

Mit dem Abbau beginnt dann der technisch schwierigste Part des Geschäfts. Vor allem der Abtransport der großen Querverbindung zwischen den beiden Türmen verspricht ähnlich spektakuläre Bilder wie seinerzeit beim Aufbau. Damals war die B 312 für den Verkehr gesperrt. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, ist dieser Schritt für die Pfingstferien geplant. Danach bekommt die Anlage den neuen Anstrich und wird im Laufe der Sommerferien in Reutlingen installiert. Wann das geschieht, ist noch offen. Bis die Anlage wieder »moved«, wird es also noch dauern. Grund genug, heute Abschied zu nehmen. (GEA)