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Neue Sonderausstellung des Württembergischen Trachtenmuseums Pfullingen zeigt Hauben

»Unter der Haube« heißt die neue Sonderausstellung im Württembergischen Trachtenmuseum in Pfullingen, die am Sonntag, 5. Mai, eröffnet wird. Auf zwei Etagen werden rund 100 Hauben, Kappen, Hüte und Kopftücher präsentiert, die einst nicht nur den Kopf schützten, sondern auch Status, Wohlstand und Zugehörigkeiten zeigten.

Aus dem 19. Jahrhundert stammt ein besonders aufwendiges Schappel, eine Festtagshaube.
Aus dem 19. Jahrhundert stammt ein besonders aufwendiges Schappel, eine Festtagshaube. Foto: Gabriele Böhm
Aus dem 19. Jahrhundert stammt ein besonders aufwendiges Schappel, eine Festtagshaube.
Foto: Gabriele Böhm

PFULLINGEN. »Unter der Haube« heißt die neue Sonderausstellung im Württembergischen Trachtenmuseum, die am Sonntag, 5. Mai, eröffnet wird. An diesem Tag beginnt die Pfullinger Museumssaison. Auf zwei Etagen werden rund 100 Hauben, Kappen, Hüte und Kopftücher präsentiert, die vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur die Köpfe der Trägerinnen und Träger schützten, sondern auch deren Status oder Konfessionszugehörigkeit signalisierten. Die Ausstellungsobjekte stammen aus dem Fundus des Albvereins.

»Die einfachste Kopfbedeckung ist das Kopftuch«, berichtet Museumsleiterin Anke Niklas. Es wurde in gestreifter Form - bekannt von der goldenen Totenmaske des Tut-anch-Amun - bereits von den Ägyptern getragen. Aus Gräbern weiß man, dass sich auch die Germanen Tücher um den Kopf banden. Selbst Queen Elizabeth II. schätzte beim Aufenthalt auf ihren Landsitzen ein Kopftuch. In den 1960er-Jahren band man Kopftücher um kunstvolle hohen Toupierfrisuren. In der Ausstellung zu sehen sind einfache Kopftücher, wie sie die Landbevölkerung bei der Arbeit verwendete und schwarze Tücher mit teuren Spitzen und bunten Mustern für Festtage.

»Die Haube ist eine Weiterentwicklung des Tuchs, um es nicht immer wieder neu binden zu müssen«, erklärt Anke Niklas. Doch auch in den Hauben drückten sich Unterschiede der Trägerinnen aus. »Zeige mir deinen Hut und ich sage dir, wer du bist«, laute deshalb ein Motto der Ausstellung.

Museumsleiterin Anke Niklas mit schwarzen Pietistenhauben. Die Fransen an den Bändern signalisieren Wohlstand.
Museumsleiterin Anke Niklas mit schwarzen Pietistenhauben. Die Fransen an den Bändern signalisieren Wohlstand. Foto: Gabriele Böhm
Museumsleiterin Anke Niklas mit schwarzen Pietistenhauben. Die Fransen an den Bändern signalisieren Wohlstand.
Foto: Gabriele Böhm

Bereits im frühen Mittelalter seien Frauen durch Hauben regelrecht verhüllt worden. »Haare galten als erotisch und durften nicht gezeigt werden. Nur Mädchen, die noch nicht 'unter der Haube waren', durften das Haar offen flattern lassen.« Bei den sogenannte Backenhauben seien mit breiten Bändern auch die Ohren der Frauen zugebunden worden. Im Museum gibt es zahlreiche Beispiele zu sehen von Hauben aus schwarzem Seidenmoiré von der Schwäbischen Alb, die ursprünglich pietistischen Frauen gehörten. Aufwendige Gold- und Silberverzierungen wurden unter den Bändern verborgen, um sie nicht öffentlich zur Schau zu stellen. Fransen waren dennoch ein sichtbares Zeichen für Wohlstand. Getragen wurden die Hauben bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Bis zum 30-jährigen Krieg (1618-1648) gab es strenge Kleiderordnungen, welche Schicht welche Kleidung zu tragen hatte, um schnell erkennbar zu sein. »Später entfielen diese Ordnungen und es gab mehr Freiheit in der Gestaltung.« Dennoch wurden Hauben und Hüte immer genutzt, um Zugehörigkeiten und Gesinnungen zu demonstrieren. So standen Jakobinermützen für die einfache Bevölkerung in der Französischen Revolution (1789-1799). Im Biedermeier gingen noble Herren nicht ohne Zylinder aus dem Haus.

Zu sehen ist auch der Rosenhut, der ebenso wie der Bommelhut nicht im ganzen Schwarzwald, sondern dort nur in einem bestimmten Tal getragen wird. Besonders kostbar sind die Radhauben (um 1850) und die goldenen Riegelhauben, die in ganz Süddeutschland üblich waren und auf den Haarknoten gesetzt wurden. Schwarz galt lange Zeit als Festtagsfarbe und zeigt sich auch bei einem Brautkleid aus Betzingen. Auf dem Kopf trugen sowohl die Braut als auch die Brautjungfern »Schappel«, kunstvolle Kronen. In Pfullingen bekamen junge Mädchen zur Konfirmation ein Schappel, das sie bis zu ihrer Hochzeit an Festtagen trugen. (GEA)

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist bis Oktober 2024 immer sonntags von 14 bis 17 Uhr im Trachtenmuseum in der ehemaligen Baumannschen Mühle im Pfullinger Schlösslespark zu sehen, es gibt Kaffee und Kuchen. Weitere Termine und Gruppenführungen sind nach Vereinbarung (Anmeldung beim Kulturamt Pfullingen) möglich. (gb)