LICHTENSTEIN-UNTERHAUSEN. Gelb wird es im nächsten Frühjahr um die Johanneskirche herum blühen. Zwölf Kisten Narzissenzwiebeln haben die Pfarrer Thomas Henning und Michael Keller gewonnen. Eberhard Wörner hatte seine spektakuläre Wette verloren. Mit »Wetten, dass Sie es nicht schaffen, dass 333 Menschen in Lichtenstein in 111 Tagen jeweils 222 Euro für die Sanierung der Johanneskirche spenden« hatte er die beiden Pfarrer herausgefordert. Es kamen über 79 000 Euro zusammen.
Beim Gemeindefest löste Wörner seine Wettschuld ein und wog die Pfarrer nach dem Gottesdienst mit Narzissenzwiebeln auf. Dabei übersah er großzügig, dass die Pfarrer sich mit je einem großformatigen Buch auf die Wippe stellten.
Als Dank gab’s Chili con Carne aus der Hand der Gottesdiener. Nach anderthalb Stunden hatten Henning und Keller mit tatkräftiger Unterstützung einiger Gemeindemitglieder 31 Kilogramm Hackfleisch angebraten, 140 Zwiebeln geschält und angebraten, 15 große Dosen Bohnen, acht Dosen Tomaten und etwas Wasser dazugegeben und das Ganze abgeschmeckt. »Es schmeckt wirklich«, freuten sich die einen über die ungeahnten Kochkünste ihrer Pfarrer. »Man kann’s essen«, hieß es andernorts mit typisch schwäbischem Understatement. Immerhin waren bis ein Uhr fast dreihundert Portionen ausgeteilt, die Töpfe so gut wie leer.
Führungen durch das Gebäude
Derart gestärkt nahmen Gemeindefestbesucher an den Führungen durch die Kirche teil. Nicht nur, um zu sehen, wofür die Spendengelder verwendet werden, sondern auch, weil der Tag des offenen Denkmals den entsprechenden Rahmen bot. Architekt Uwe Seiferth, Kirchengemeinderat Lukas Schwenk und Pfarrer Thomas Henning machten auf Besonderheiten aufmerksam, erläuterten die Geschichte der Fresken im Altarraum, führten auf Dachboden und Glockenturm und in die Sakristei.Denn die Johanneskirche birgt immer noch viele Geheimnisse. »Es wurde unheimlich viel herumgebastelt an der Kirche im Laufe der Zeit«, so Schwenk. Davon zeugten unter anderem zehn Putzschichten. An den ältesten Schichten sind mittelalterliche Farbspuren zu sehen. »Unterhausen muss eine sehr reiche Gemeinde gewesen sein, die es sich leisten konnte, die Kirche außen rot zu verputzen.«,
Erst jüngst hat ein Gutachten die bisher angenommene Reihenfolge der Entstehung von Turm und Sakristei auf den Kopf gestellt. Bisher hatte man angenommen, dass der östliche Teil der heutigen Sakristei als Kapelle um 940 erbaut wurde und erst um 1170 der Wehrturm. Doch die neuesten Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Turm zuerst gebaut wurde, später erst die Sakristei, die vermutlich nie eine eigene Kapelle war. Die Anfänge des Bauwerks müssen auf die Zeit um 1170 zurückdatiert werden.
Um die Kirche zu erhalten, wird derzeit vieles saniert: die Sakristei, das Kirchendach, der Innenraum der Kirche, das Turmdach, die Orgel. Es entstehen 700 000 Euro Kosten, ohne die Restaurierung der Fresken. GEA)