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Aktuell Ausgleich

Lichtenstein führt ein Ökokonto ein

Die Guten ins Töpfchen: Lichtenstein will Gebiete ökologisch aufwerten, um damit spätere Eingriffe in die Natur auszugleichen.

Im Naturschutzgebiet Greuthau soll ein Hutewald entstehen. Noch wird am Konzept gearbeitet. Wird es umgesetzt, könnte auch diese
Im Naturschutzgebiet Greuthau soll ein Hutewald entstehen. Noch wird am Konzept gearbeitet. Wird es umgesetzt, könnte auch dieses Gebiet Ökopunkte beisteuern. Foto: Pieth
Im Naturschutzgebiet Greuthau soll ein Hutewald entstehen. Noch wird am Konzept gearbeitet. Wird es umgesetzt, könnte auch dieses Gebiet Ökopunkte beisteuern.
Foto: Pieth

LICHTENSTEIN. Gut daumendick stapeln sich die DIN-A4-Blätter der Beratungsvorlage für den Aufbau eines Ökokontos, der den Lichtensteiner Gemeinderat in seiner letzten Sitzung in diesem Jahr beschäftigte. »Was lange währt, liegt endlich vor«, machte SPD-Rat Rolf Goller deutlich, dass das Vorhaben länger brauchte, als erwartet. Denn durch die Sitzungen des Gremiums spukte der Gedanke schon seit Jahren als eine Möglichkeit, die vielfältigen Naturschutzflächen und -maßnahmen in der Gemeinde auch »gewinnbringend« einzusetzen. Letztlich geht es bei einem Ökokonto darum, sinnvolle ökologische Maßnahmen auf ein Konto einzuzahlen. Die sogenannten Ökopunkte kann die Gemeinde dann wieder von der hohen Kante holen, wenn sie in die Natur eingreift, etwa bei der Ausweisung eines Baugebiets, und dafür Ausgleichsmaßnahmen machen müsste. Diese kann sie dann mit den Ökopunkten abgelten.

Den Auftrag für den Aufbau des Ökokontos hatte der Gemeinderat 2019 an das Esslinger Büro Blaser vergeben, das in der Sitzung Anfang November seine Vorschläge präsentierte, die auch mögliche Flächen beinhalteten, die aufgewertet und in das Ökokonto eingezahlt werden könnten. Damals hatte der Gemeinderat die Entscheidung aus formalen Gründen vertagt.

Die Kernzone bringt 4,2 Millionen Ökopunkte

Am Donnerstag diskutierte das Gremium nur kurz über das Projekt, um es dann einstimmig zu beschließen. Auf der Habenseite des Kontos stehen erst mal »nur« 4,2 Millionen Punkte. Das kommt daher, dass sich die Gemeinde die Kernzone, die sie ins Biosphärengebiet eingebracht hat, anrechnen lassen kann. Was FWV-Rat Wilfried Schneider etwas wunderte, »weil es Punkte gibt, für etwas, das schon da war«. Gleichwohl freute er sich darüber. Ob weitere Gebiete, die das Planungsbüro vorgeschlagen hatte, aufgewertet werden, etwa Hecken am Boxberg oder eine Magerweide in Holzelfingen, das soll zuerst fachlich abgestimmt und mit den Ortschaftsräten beraten werden. Diese Entscheidung fällt also später.

Rolf Goller hat vorgeschlagen, auch den geplanten Hutewald im Naturschutzgebiet Greuthau in das Ökokonto einzubeziehen. Bürgermeister Peter Nußbaum gab ihm recht. Geprüft wird auch ein Gelände südlich des Sportplatzes des TV Unterhausen. Dort seien früher Pflegemaßnahmen gemacht worden, erklärte Günther Frick (FWV).

Sendler fordert Sensibilität für die Natur

Arnold Sendler (OGL) bat das Gremium, die Sensibilität für die Natur zu behalten. An dieser sollte man sich auch in Zukunft erfreuen, ohne dass es im Kopf »rattert«. Denn aus dem Ökokonto könnte auch eine Art Ablasshandel werden, um umweltbelastende Maßnahmen umzusetzen, erklärte er. Marco Gass (CDU) verstand die Befürchtungen Sendlers, teilte sie aber nicht. Er machte klar, dass für ihn der Verkauf von Ökopunkten an andere Kommunen nicht infrage käme. Er begrüßt den Aufbau des Kontos, »weil es Flexibilität ins zukünftige Handeln der Kommune bringt«.

Wilfried Schneider teilte Sendlers Ansicht. Im Umgang mit den Ökopunkten müsse man mit Bedacht vorgehen. Nußbaum ist dagegen davon überzeugt, dass das Konto nicht ausgebeutet wird. (GEA)