PFULLINGEN. Die Magdalenenkirche wird zur Kindertagesstätte umgebaut. Bereits im Juli 2023 traf der Kirchengemeinderat die Entscheidung, im Dezember stimmte der Gemeinderat zu (der GEA berichtete). Am Sonntag, 9. Juni, wird zum letzten Mal ein Gemeindegottesdienst in der vertrauten Predigtstätte gefeiert. Doch »der Geist des Evangeliums wird an diesem Ort bleiben«, wie der geschäftsführende Pfarrer Benjamin Lindner betont. Auch der Gemeindebezirk selbst bleibt erhalten.
1967 erbaute Architekt Eugen Riehle die Kirche in der neu entstandenen Burgweg-Siedlung in Pfullingen-Nord. Diese wurde auch namengebend für die Kirche, die ab November 2000 unter Federführung des Architekten Eberhard Wurst umfassend saniert worden ist. Als die Kirche dann wieder genutzt werden konnte, sie ihren heutigen Namen.
Christlicher Umgang gilt auch für Kindergarten
»Für viele Menschen ist die Kirche eine Heimat«, so Lindner. Man wisse, dass es schmerzlich sei, dass das Gebäude nicht mehr für Gottesdienste und Gruppen zur Verfügung stehe. »Doch ist Kirche weniger ein Bauwerk als die Gemeinschaft der Menschen in Jesus Christus.«
Es gehe um den christlichen Umgang miteinander - eine Maxime, die auch im neuen evangelischen Kindergarten gelten soll. Die Kirchengemeinde bleibt Eigentümerin des Gebäudes und wird auch die geistliche Betreuung der Kinder sowie der Erzieherinnen und Erzieher übernehmen. Sie ist auch an der inhaltlichen Gestaltung des Kindergartens beteiligt. Trägerin des Kindergartens wird die evangelische Gesamtkirchengemeinde Reutlingen im Auftrag des Kirchenbezirks.
Schwindende Mitgliederzahlen erzwingen Umnutzung
Die Magdalenenkirche gehört seit 2017 mit der Martins- und der Thomaskirche zur evangelischen Kirchengemeinde Pfullingen. Die beiden Kirchen verbleiben als Predigtstätten, während Gruppen und Kreise der Magdalenenkirche in der Thomaskirche und im Paul-Gerhard-Haus ein neues Domizil gefunden haben. Von Anfang an habe man die Menschen mitgenommen und an den Entscheidungen beteiligt, sagt Joachim Kalk, Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Aktuell wird noch ein Veranstaltungsraum in der Burgwegsiedlung für Seniorinnen und Senioren gesucht, damit diese keine langen Wege zurücklegen müssen.
Schwindende Mitgliederzahlen bei den Kirchen haben auch bei der Magdalenenkirche den Ausschlag gegeben, nach einer neuen Nutzung zu suchen. »Mit drei Gemeindezentren können wir finanziell und personell nicht in die Zukunft gehen«, sagte Lindner. Doch der Kindergarten sei keine »Notlösung«, um das Gebäude zu erhalten. »Der Ursprungsgedanke war die Schaffung eines evangelischen Kindergartens in Pfullingen.«
Drei Gruppen für rund 50 Kinder
»Wir wollen deutlich machen, dass wir als Kirche hier ein neues Angebot schaffen und Familien helfen möchten, die dringend einen Kita-Platz suchen«, so Kalk. Vorgesehen sind eine U3- und zwei Ü3-Gruppen, insgesamt sollen rund 50 Kinder aufgenommen werden. Die Gruppenräume liegen nach den Vorplanungen von Architekt Wurst im Erdgeschoss, das eine Gesamtnutzfläche von 662 Quadratmetern hat. Ins Untergeschoss mit 57 Quadratmetern kommen Ruhe-, Werk- und Besprechungsräume. »Wir sind überzeugt, dass es ein sehr schöner Kindergarten wird«, sagt Lindner. Glücklicherweise müsse nicht massiv in die Substanz eingegriffen werden. Auch das attraktive Atrium mit Oberlicht bleibe erhalten.
Gebäude wird auf den neusten Stand gebracht
Gleichzeitig werde das Gebäude auf den neusten Stand gebracht, erläutert Kalk. Isolierung und Heizung -vorgesehen ist eine Wärmepumpe - müssten ertüchtigt werden. In diesem Zusammenhang soll auch die bereits vorhandene PV-Anlage auf dem Dach überprüft werden. »Wichtig ist uns, dass diese Arbeiten bereits vor der Kita-Eröffnung abgeschlossen sind.« Demnächst müssten Fachingenieure Heizung, Lüftung, Statik oder Schadstofffreiheit überprüfen. Man hoffe, so Pfarrer Lindner, dass die Einrichtung zum Kindergartenjahr 2025/2026 öffnen könne.
Im Moment wird von Baukosten in Höhe rund 2,7 Millionen Euro ausgegangen, die nach Möglichkeit gehalten werden sollen. Die Obergrenze seien drei Millionen Euro, die die Stadt Pfullingen als Hauptzuschussgeber gesetzt habe. Die Pfullinger Kirchengemeinde selbst nehme rund eine halbe Million Euro in die Hand. »Wir tun, was in unseren Kräften steht«, so Lindner.
Beim Abschiedsgottesdienst am Sonntag wird der Chor der Magdalenenkirche singen, es gibt Grußworte, einen Rückblick auf die vergangenen Jahre sowie ein gemeinschaftliches Mittagessen. Unterdessen wird der Kirchturm weiter über die Gemeinde wachen, denn das Bauwerk mit der Inschrift »Magdalenenkirche« bleibt erhalten. (GEA)