LICHTENSTEIN-HONAU. Benedikt Hinger, der musikalische Leiter des Chors, entschied sich für anspruchsvolle Kompositionen wahrer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter die Kantate »Alles was ihr tut, mit Worten oder mit Werken« von Dieterich Buxtehude. An der Seite der 29 Sängerinnen und Sänger agierte das Projektorchester mit Instrumenten der Violinfamilie und Blasinstrumenten, begleitet wurde der Chor auch an der Orgel. Weitere Glanzpunkte setzten die Solisten Julia Hinger (Sopran), Helma Hinger (Alt), Benjamin Maier (Tenor) und Klaus-Dieter Kübler (Bass).
»Das wird spannend mit diesen schönen Werken«, betonte Pfarrerin Katharina Dolmetsch-Heyduck in ihrer Begrüßung. Doch sie war sich sicher: »Kein Problem, sie werden den Anspruch einlösen.« Den zum Beispiel auch die Psalmkantate »Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen« von Georg Philipp Telemann an Chor und Orchester stellte, ebenso wie Joseph Haydns Terzett »Die Himmel erzählen die Ehre Gottes« aus dem Oratorium »Die Schöpfung«.
Musik und Theologie im Zusammenklang
»Der musikbegeisterte Reformator Martin Luther hätte sich über das Konzert heute gewiss gefreut. Genau das ist es ja, was er wollte«, versicherte Dolmetsch-Heyduck. Dass in den Kirchengemeinden gesungen werde und singend die Theologie den Menschen direkt ins Herz gebracht werde. Für ihn sei die Musik die Zwillingsschwester der Theologie, denn sie bringe zum Klingen, was die Theologie nur aussprechen könne, also der perfekte reformatorische Zusammenklang. Ähnliche Gedanken über den Zusammenklang aller Stimmen fänden sich schon bei Ignatius von Antiochien, der um das Jahr 100 n. Ch. in Kleinasien gelebt habe, so die Pfarrerin weiter. Er hatte die Vorstellung, dass Gott für jeden eine Lebensmelodie habe, zitierte sie den katholischen Theologen und Schriftsteller Johannes Bours. Diese ergebe erst im Zusammenhang und Zusammenklang des Ganzen eine Harmonie.
Eine solche Lebensmelodie habe sich laut Hinger auch bei Chor und Orchester gezeigt. »Wir hatten nur eine gemeinsame Probe. Schön, wie schnell sich das findet«, gab er zu verstehen. Die Vorbereitungen auf das Jubiläumskonzert hätten großen Spaß gemacht. Und auch die Konzerte selbst - am Vorabend in der Engstinger St. Martinskirche -, beide sehr gut besucht, könnten Sänger und Musiker genießen.
»Es war sehr anspruchsvoll, aber wir waren alle mit Begeisterung dabei. Es ist sehr gut gelaufen, die Kirche voll besetzt, dann die Zugabe, das ist schon was Besonderes«, meinte Chorsprecherin Andrea Alle. Sie wies darauf hin, dass beim Jubiläumsgottesdienst im Mai einige Jubilare geehrt wurden. Unter anderem Margarete Dreyer und Sigrid Häbe, die sich gleich nach ihrer Konfirmation vor 75 Jahren dem Chor angeschlossen hatten: »Also noch etwas ganz Besonderes.« (GEA)