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Aktuell Heimatgeschichte

Jeden Monat ein Original

ENINGEN. So viel Originelles wie diesmal war im Alt-Eningen-Kalender noch nie: »Eniger Originale und Originelles« heißt die 27. Ausgabe des Kalenders, den der SPD-Ortsverein unter Federführung von Rolf Hespeler seit vielen Jahren herausgibt. Wie immer stammen die Fotos - diesmal mit Motiven von Eninger Bürgern - von Privatpersonen und vom Heimat- und Geschichtsverein. Zu bekommen ist der Kalender 2011 ab Samstag auf dem Weihnachtsmarkt im Ort und an den üblichen Verkaufsstellen, beispielsweise im Bürgerbüro im Rathaus.

So sahen die Eninger noch in den Sechziger-Jahren aus, allerdings nur als Filmkomparsen (von links): Johannes Groß, Christel Arm
So sahen die Eninger noch in den Sechziger-Jahren aus, allerdings nur als Filmkomparsen (von links): Johannes Groß, Christel Armbruster und Julius Hahn im Februarblatt des Alt-Eningen-Kalenders. GEA-REPRO
So sahen die Eninger noch in den Sechziger-Jahren aus, allerdings nur als Filmkomparsen (von links): Johannes Groß, Christel Armbruster und Julius Hahn im Februarblatt des Alt-Eningen-Kalenders. GEA-REPRO
War in diesem Jahr, also in der Ausgabe 26, die Geschichte der Mobilität dargestellt, die Entwicklung von verschiedensten Verkehrsmitteln und anderen Spuren im Ort erinnert worden, so sind im neuen Kalender Menschen im Mittelpunkt: Originale. Damit sind Personen gemeint, die durch ihre Persönlichkeit, durch ihren Beruf oder ihre geistigen oder körperlichen Besonderheiten auffielen und dabei eine gewisse Berühmtheit errangen - zumindest in Eningen am Ende des 19. und bis über die Mitte der 20. Jahrhunderts hinaus.

Reinhold Ralls Herzenswunsch

Es ist den Kalendermachern - neben Hespeler waren Franz Georg Gaibler und Gabriele Karus, Frank Ausmeier und Peter Weckherlin beteiligt - damit wieder gelungen, ein Stück Heimatgeschichte auszugraben. Wie Rolf Hespeler sagt, stammt die Idee zu diesem Thema von Reinhold Rall - sei dem »sein Herzenswunsch«. Vielen der abgebildeten Eninger Originale dürften noch manchen Eningern persönlich begegnet sein oder sich zumindest an Erzählungen über diese erinnern.

Gleich im Januar ist der »Jakob-Mach-Maul-no« mit seiner Frau zu entdecken, der seinen Spitznamen wohl in Anspielung auf eine eigenwillige Mimik bekommen hatte und der eigentlich Jakob David Rall hieß. Im Februar-Blatt dann die auf dem Foto oben abgebildeten Eninger, als Komparsen eines verfilmten Stückes von Friedrich Hebbel, der »Agnes Bernauer«. Das zog die Eninger damals ins Kino, so wird im Kalendertext informiert, war Eningen doch Drehort des Films für die Außenaufnahmen, und nicht nur die oben Abgebildeten kamen so auf die Leinwand.

Auf weiteren Blättern ist dann beispielsweise die »Oma Hulda«, Gattin des Wagnermeisters Gottlob Armbruster und Mutter von zwölf Kindern zu entdecken, die übrigens auf die ungewöhnlichen Vornamen »Phenelle Blaudine« hörte, wird verraten. Auch an die »Zigarren-Waltherin«, Beate Walther, wird mit Bild und Text erinnert, der Tochter eines Achalm-Pächters, die nach Auflösung einer Zigarren-Fabrik, in der sie gearbeitet hatte, in Heimarbeit zusammen mit ihrem Mann weiter Zigarren wickelte. Mit Christian Rall, genannt Ango, ist einer der letzten hauptberuflichen Weingärtner im Ort portraitiert, der als Symbolfigur noch bei der örtlichen Narrenzunft Häbles-Wetzer lebendig ist.

Zecherbund-Lied

Auch der »Ausscheller« Reinhold Rall, der einst mit Glocke und Stimme Nachrichten im Ort verbreitete, ist zu finden ebenso der einstige Gemeindebote Karl Wick. Dass die Eninger viel mit Ziegen zu tun hatten, der »Kuh des kleinen Mannes«, ist auf mehren Kalenderblättern zu sehen, so beim Portrait des »Hörnlesmichel« (Eugen Rall) oder beim »Bockbauer« Gottlieb Sättele, der einst mit einem Geißengespann durch die Straßen zog. Rund zwei Jahre lang hat sich Hespeler mit der Bildersuche beschäftigt, verschiedene Informationen gesammelt, beispielsweise von Werner Hespeler das sonst nur mündlich überlieferte »Zecherbund-Lied«.

Nachfahren der Originale hat er um Einverständnis gefragt; manchen sei es nämlich nicht unbedingt gleich recht gewesen, dass Vater oder Mutter so in einem Kalender erscheinen sollten. Fürs nächste Jahr, so meint er, wird es eine Änderung geben - statt Alt-Eningen will er zusammen mit der Fotogruppe der Naturfreunde »was Neues« machen - neue Ansichten aus Eningen soll dann die 28. Kalender-Ausgabe bringen. (GEA)