PFULLINGEN. Was vor zwei Jahren begann, fand einen würdigen Abschluss: Am Donnerstag wurde der Wolfgangweg in der St. Wolfgangkirche mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Anschließend wurde auf dem Kirchplatz, dem Ausgangspunkt des Pilgerwegs, die Statue des Heiligen enthüllt, geschaffen von der Bildhauerin Annette Zappe aus Kempten. Für den musikalischen Rahmen sorgte der CVJM-Posaunenchor.
Wolfgang, um das Jahr 924 in Pfullingen geboren, wurde mit zehn Jahren zur Ausbildung auf die Klosterinsel Reichenau geschickt. Über mehrere Stationen gelangte er nach Regensburg, wo er 22 Jahre als Bischof wirkte und bestattet ist. Der Ort ist Zielpunkt des neuen, 340 Kilometer langen Pilgerwegs, der über 19 Etappen führt, gleichzeitig Lebensstationen Wolfgangs.
»Es ist ein wunderbares Miteinander von Kirche und Kommune«
Gewirkt hatte der Heilige auch in St. Wolfgang am gleichnamigen See. Dekan Hermann Friedl konnte unter den vielen Gästen auch eine Delegation aus Österreich rund um Bürgermeister Franz Eisl und Pfarrer Simon Lukyamuzi begrüßen. Zusammen mit der Arbeitsgruppe Pilgerweg (wir berichteten) trugen sie sich ins Goldene Buch der Stadt ein. »Es ist ein wunderbares Miteinander von Kirche und Kommune«, so Bürgermeister Stefan Wörner. Es sei beeindruckend, dass ein vor 1100 Jahren geborener Sohn der Stadt noch heute eine solche Wirkung entfalte. »Das zeigt auch, dass die Ökumene lebt.« In kurzer Zeit hätten sich sehr gute Kontakte zu Orten entlang der Pilgerstrecke entwickelt.
Pilgern, so Weihbischof Matthäus Karrer in seiner Predigt, sei in der Kirche verankert. »Das Christentum ist eine Religion der Bewegung. Man geht zu den Menschen hinaus und verkündet die frohe Botschaft.« Pilgern habe inzwischen eine breite Masse erfasst auf der Suche nach Sinnhaftem erfasst. An der Schnittstelle zwischen Religion und Freizeit böten Pilgerwege, die Europa wie ein Netz durchzögen und teilweise seit Jahrhunderten begangen würden, eine Möglichkeit. »Die positiven Rückmeldungen der Pilgernden, die sich auf den Weg gemacht haben, sprechen für sich. Es gibt eine tief im Menschen verankerte Sehnsucht. Beim Pilgern entdeckt man die Liebe Gottes.«
»Wer einen Weg baut, hat ein Ziel und sucht Begegnungen«
»Letztlich suchen wir den, der Leben schafft«, sagte Ursula Halter, Gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats und Teil der sechsköpfigen Arbeitsgruppe um Wolfgang Silver. »Wer einen Weg baut, hat ein Ziel und sucht Begegnungen.« Wichtiges Symbol sei der Pilgerstab, der für Ausdauer und Standhaftigkeit stehe. Anschließend weihte Bischof Karrer einen geschmückten Pilgerstab, der ab Freitag bei der offiziellen Erstbegehung des Pilgerwegs mitgeführt und wie ein Staffelstab an jeder Etappe an die nächste Gruppe weitergegeben wird. Erste Station ist Bad Urach, dessen katholischer Pfarrer Dr. Alain Rabarijaona ebenfalls zugegen war.
Im Kirchhof las Dekan Friedl das von ihm verfasste Pilgerlied »Pilgerweg von Pfullingen nach Regensburg« nach Psalm 122, in dem es immer wieder um Frieden geht. Auch Weihbischof Karrer hatte für seine Predigt Beifall bekommen, als er betonte, Pilgerwege seien auch Friedenswege.
Ursula Halter dankte der Künstlerin Annette Zappe für ihr Engagement und ihr großes Einfühlungsvermögen bei der Schaffung der Wolfgangstatue sowie der Umgestaltung von Brunnen und Kirchplatz. »Ihre Skulpturen setzen oft mutig und im Vertrauen ihre Schritte«, sagte der evangelische Pfarrer Helmut Goßler. Die Statue zeigt Wolfgang als jungen Mann, der durch das Tor seines Pfullinger Elternhauses schreitet und ein Kirchenmodell als Symbol für die von ihm initiierten Gotteshäuser und reformierten Klöster sowie eine Bibel mit dem Vers »Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens« in den Händen hält. Der abgerissene Mantelsaum, so Zappe, stehe für seine niedere Herkunft, aber auch die Brüche in seinem Leben. Seinen Mantel zieren das Wappen von Regensburg, Wellen als Symbol für sein segensreiches Wirken und ein Wolf für die dunkle Seite des Lebens.
Mitorganisator Werner Bothe von der AG betonte, es brauche viele, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen und dankte der Kirchengemeinde, der Kommune und der Diözese Rottenburg-Stuttgart für ihre vielfältige Unterstützung. »Es soll ein Weh sein für alle, die auf der Suche sind. Wichtig ist immer der erste Schritt.« In der St. Wolfgangkirche wurde im Beichtstuhl eine »Wolfgang-Ecke« mit Pilgerheft, -stempel,-medaille, Infomaterial und einer Reliquie eingerichtet. (GEA)