Ein Jahr später hat sich Tobies, Diplomwissenschaftler, Realschullehrer und Fachjournalist in Sachen Wetter und Klima, mit tatkräftiger Hilfe seiner Freunde in der Karl-Kuppinger-Straße eine Wetterstation eingerichtet: »Eine Davis, Pro Vantage 2, wireless«, zelebriert er die Fakten - ein bisschen erinnert er dabei an einen Harley-Fahrer, der von seinem schönen Motorrad schwärmt. Die Messdaten sendet die auf dem Gartengrundstück eines befreundeten Nachbarn aufgestellte »Davis« heute indirekt über einen Repeater auf dem Garagendach zum Server. Jeder kann die Wetterdaten im Internet sehen - und nutzen. Tobies informiert über die Temperatur vor Ort, Windgeschwindigkeit, Luftdruck und vieles mehr.
Panoramablick im Netz
Seit Kurzem ist auch eine Livecam online. Der minütlich aktualisierte Panoramablick reicht von Südwesten bis in den Nordnordosten der Stadt. In der linken Bildhälfte ist Pfullingen unterhalb des Georgenbergs zu sehen, in der rechten das Stadtzentrum von Reutlingen zu Füßen der Achalm. Bei guter Sicht erkennt man in der Bildmitte im Hintergrund Tübingen und dahinter das Waldgebiet des Schönbuchs.Freilich, dieser »Wetterservice« ist nur ein kleiner Bereich der gemeinsamen Arbeit der vier Hobby-Meteorologen. Sind sie unter sich oder mit Gleichgesinnten im Netz unterwegs, geht's zur Sache. Was Laien als Sturm und Unterwetter wahrnehmen, nennen sie dann »Downbrust«. Ein - im Wortsinn - naheliegendes Beispiel vom 22. Juni 2008. »Pechschwarze Wolken, Starkregen, Hagel: Der Spuk am frühen Sonntagnachmittag gegen 13.20 Uhr war kurz, aber heftig. Das Unwetter hinterließ in der Pfullinger Oststadt und im Arbachtal in Eningen deutliche Spuren: umgestürzte Bäume, Schäden an Dächern, das Pfullinger Freibad musste geschlossen werden«, schrieb der GEA über dieses Unwetter.
Tobies war damals mittendrin im Geschehen, als Oststadtbewohner - in diesem Fall - unfreiwillig. Ansonsten hält die Wetterfreaks bei solchen Ereignissen nichts im heimischen Sessel. Ausgerüstet mit Kameras, Mess- und Navigationsgeräten, Handy und elektronischen Notizblöcken reisen sie Wetterereignissen hinterher, notieren akribisch jede außergewöhnliche Beobachtung, sammeln und sichten die Daten, stellen sie via »Wetterzentrale« allen Wetter- und Klimabeobachtern zur Verfügung.
Projekt Kaltluftseen
Dann gibt es auch noch das Projekt »Kaltluftseen«. Dabei suchen Tobies, Maximilian Conrad (Informatiker und Software-Entwickler), der IT-PC-Netzwerktechniker Jörg Henschel und der IT-Fachinformatiker Marco Kaschuba systematisch nach dem kältesten Flecken im Ländle.Dazu müssen sie nicht allzu weit reisen. Im Großen Rinnental in Sonnenbühl wurden lange Zeit die tiefsten Temperaturen in Baden-Württemberg gemessen. Doch im März 2005 war's bei Albstadt (Degerfeld) mit minus 36,1 Grad noch einen Kittel kälter.
Die Suche ist nicht abgeschlossen. Wenn es in kristallklaren Nächten bitterkalt wird, bringen die wackeren Schwaben ihre elektronischen Präzisionsthermometer in Position. In solchen Nächten mit wenig Luftbewegung strahlt die Wärme ins All ab. Die schwerere, kalte Luft sinkt nach unten. In zwei Meter Höhe wird dann die Temperatur gemessen. Die nebenberuflichen Forscher müssen schon mit einer großen Portion Leidenschaft ihrem Hobby frönen, sonst wird ihnen bei dieser klirrenden Kälte nicht warm ums Herz. (GEA)