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Aktuell Ortsmitte

Eninger Gemeinderat beschließt Abriss des Rathauses

Die Sitzung des Gemeinderates war mit Spannung erwartet worden. Ging es doch um die Entscheidung: Soll das Rathaus 1 in der Ortsmitte von Eningen abgerissen werden, oder nicht? Warum das Gremium letztendlich mehrheitlich für einen Abriss stimmte.

Das alte Eninger Rathaus. Ursprünglich stammt das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert und war mehrfach umgebaut worden. Es gilt unte
Das alte Eninger Rathaus. Ursprünglich stammt das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert und war mehrfach umgebaut worden. Es gilt unter anderem als technisch veraltet, zu klein und nicht barrierefrei. Eine Renovierung könnte einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Foto: Ralf Rittgeroth
Das alte Eninger Rathaus. Ursprünglich stammt das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert und war mehrfach umgebaut worden. Es gilt unter anderem als technisch veraltet, zu klein und nicht barrierefrei. Eine Renovierung könnte einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Foto: Ralf Rittgeroth

ENINGEN. Am Ende ging es dann doch schneller, als mancher Beobachter vielleicht gedacht hatte: Der Gemeinderat von Eningen hat sich grundsätzlich dafür ausgesprochen, das alte Rathaus abzureißen. Wann das geschehen soll und wie, das war nicht Teil des Entschlusses, auch nicht, wie viel das alles einmal kosten soll. Es ist ein Grundsatzbeschluss, den die Gemeinderäte am Donnerstagabend gefasst haben. Weitere Entscheidungen dürften diesem also noch folgen. Der Beschluss soll auch den Beginn für die Neugestaltung der Eninger Ortsmitte markieren.

»Wir hatten bereits im Jahr 2018 ein Workshop zum Thema neue Ortsmitte, jetzt ist es Zeit Nägel mit Köpfen zu machen«, so leitete Eningens Bürgermeister Eric Sindek die Gemeinderatssitzung ein. Er stellte erneut klar, dass es ein Gesamtpaket ist, dass auf Eningen in den nächsten Jahren zukomme. So ging dem Beschluss für einen Rathaus-Abriss auch der Grundsatzbeschluss voraus, in einen Wettbewerb »Neue Ortsmitte und Rathausneubau« einzusteigen.

»Wir steigen gleich morgen in die Bürgerbeteiligung ein«

Das bedeutet: Rathaus-Abriss und die Gestaltung einer neuen Ortsmitte gehören zusammen. Sindek ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er auf Tempo setzt: »Wir steigen gleich morgen in die Bürgerbeteiligung ein und informieren die Menschen in Eningen zunächst über die sozialen Medien.« Er skizzierte den weiteren Fahrplan so: »Im Juli kommen Vertreter der Landesregierung und des Regierungspräsidiums Tübingen nach Eningen. Dabei geht's um die Aufnahme in das Förderprogramm des Landes.« Sindek machte damit deutlich: »Ohne öffentliche Fördermittel kann das Projekt nicht verwirklicht werden: Dazu fehlen der Gemeinde schlicht die finanziellen Mittel.« Sollten die Gespräche den Weg in die angestrebten Förderung einleiten, könne der Architektenwettbewerb gestartet werden. Danach könne es so etwas wie eine Kostenschätzung für Rathausneubau und die Gestaltung einer neuen Ortsmitte geben. Dann nannte der Bürgermeister doch noch so etwas wie einen groben Zeitplan: »Vor 2030, vielleicht sogar 2032, sehe ich da noch keinen Startschuss.«

Aus dem Gemeinderat kamen vor der Abstimmung Wortmeldungen, die Zustimmung signalisierten. So sprachen Lena Hönes und Dr. Barbara Dürr von der Freien Wähler Vereinigung (FWV) davon, dass die Bürgerbeteiligung wichtig sei und eine neue Ortsmitte große Chancen böten. Barbara Dürr: »Wir werden eine recht große Fläche haben. Das muss ein Ort der Begegnung werden. Das wird den Menschen gefallen.« Annegret Romer von den Grünen mahnte: »Wir müssen den Umweltaspekt bei der Neubebauung beachten. Die Bauten müssen innovativ sein und sich in die Natur einfügen. Sie müssen klimafreundlich sein und nicht irgendwas aus Beton.« Es gelte, den Blick auf die Zukunft zu richten: »Wir blicken dabei auf 2040 und die Jahre danach.« Der Grundsatzbeschluss »Neue Ortsmitte mit Rathausneubau« fiel dann einstimmig. Teil des Beschlusses ist auch, dass ein sogenannter Projektbeirat gegründet wird, der aus Vertretern des Gemeinderates und der Verwaltung sowie »weiteren sach- und fachkundigen Gesellschaftsvertretern« bestehen soll. Dieser Beirat soll in Sachen neue Ortsmitte beratend tätig werden.

»Das Treppenhaus ist brandschutztechnisch eigentlich eine Katastrophe«

Bevor der Gemeinderat über den Abriss des Rathauses 1 abstimmte, gab Laura Schifer von der Gemeindeverwaltung einen Ein- und Überblick über den Zustand des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert. Das sei 1952 auf die derzeitige Größe ausgebaut und seither mehrfach umgebaut worden. Die Mängelliste sei lang, meinte sie. Dazu gehörten unter anderem die mangelnde Barrierefreiheit. Für Menschen mit Behinderungen sei das alte Rathaus schlicht nicht geeignet: "Wir bräuchten dringend einen Aufzug, doch der müsste außen an das Gebäude gebaut werden." Der Brandschutz entspreche nicht den gegenwärtigen Ansprüchen: »Das Treppenhaus ist brandschutztechnisch eigentlich eine Katastrophe«, so Schifer. Die Statik sei schlecht und voraussichtlich müsse bei einer Sanierung das ganze Gebäude entkernt werden. Die Sicherheitsrichtlinien des Arbeitsschutzes könnten nicht aufrechterhalten werden und die Energieeffizienz des alten Hauses sei eine der schlechtesten in Eningen. Sie fügte hinzu: "Der Datenschutz müsste dringend verbessert und an die aktuellen Anforderungen angepasst werden." Zum Abschluss präsentierte sie ein Foto, in dem ein Bautrockner dafür sorgt, dass es im Archiv nicht zu feucht wwird. Rathaus-Chef Sindek fügte hinzu: "Mit diesem Rathaus ist die Gemeinde Eningen kein guter Arbeitgeber." Schließlich müsse die Gemeindeverwaltung Mitarbeiter finden, die einen attraktiven Arbeitsplatz bräuchten.

In der anschließenden Aussprache über den Zustand des Rathausgebäudes meinte Lukas Schult (FWV): »Das gleicht ja einer Rocky-Horror-Picture-Show.« Cliff Werz von der CDU meinte: »Es ist angesichts dieser Lage schlicht eine logische Schlussfolgerung, ein neues Rathaus zu bauen.« Sein Parteifreund Dr. Joachim Sabierej stimmte dem zu: »Ein Neubau bietet die Möglichkeit zu hundert Prozent das zu bekommen, was wir brauchen.« Eine Sanierung des alten Rathauses bei laufendem Betrieb würde Bürger und Mitarbeiter »sicher in den Wahnsinn treiben«.

»Das gleicht ja einer Rocky-Horror-Picture-Show«

Bürgermeister Sindek wiederholte kurz vor der Abstimmung seinen Standpunkt, dass ein Abriss zudem die wirtschaftlichste Lösung sei. Er hatte bereits im Vorfeld davon gesprochen, dass eine Sanierung des alten Gebäudes möglicherweise einen zweistelligen Millionenbetrag kosten könne. Dem stimmte Florian Weller (CDU) zu: »Die bestehende Bausubstanz ist mit vernünftigen Mitteln nicht mehr zu stemmen.«

Der Gemeinderat entschied sich anschließend mehrheitlich für den Grundsatzbeschluss, das alte Rathaus abzureißen. Annegret Romer (Grüne) und Eckhart Hennenlotter (CDU) enthielten sich der Stimme. (GEA)