PFULLINGEN. Noch fehlt der Schriftzug über dem Eingang. BUNT heißt das neueste Kind im Ort, an dem unterschiedliche soziale Angebote der Stadt im Verbund mit Pro Juventa ihren Platz gefunden haben - jeder für sich, aber dennoch gemeinsam. Der Schülerladen Puls, das Jugendreferat, die Bücherstube, der Integrationstreff sowie die AWO bieten ab Mittwoch, 15. Mai, ihren jeweiligen Service an unterschiedlichen Tagen in der Badstraße 3 an.
Der Name BUNT steht für Bildung, Unterhaltung, Nachhaltigkeit und Treff, »also zusammenfassend das, was wir hier machen«, erklärt Julia Hildebrand, Leiterin des Schülerladens Puls und des Jugendreferats. Die Idee dahinter ist groß: Am neuen Standort in der Badstraße - den Bürgermeister Stefan Wörner »ideal findet, weil an den Bushaltestellen viele Schüler zusammenkommen« - bietet sie neue Chancen für alle, sich erstens selbst gut zu entfalten und zweitens gemeinsam zu wirken.
Der Zugang ist ebenerdig, barrierefrei, in einem großen Raum ist die Bücherstube untergebracht, im Raum daneben der Schülerladen, beide lassen sich dank einer großen Falttür miteinander verbinden. In einer Ecke befindet sich eine sehr gut ausgestattete Küche, eine behindertengerechte Toilette ist ebenfalls vorhanden. Wenn der Schülerladen öffnet, schieben die Jugendlichen die Kleiderständer bis in die Bücherstube und schaffen so ein großes Ganzes. »Aber wenn wir schließen, kommen die Kleiderständer und alles, was zu uns gehört, wieder in die Räume des Schülerladens«, erklärt Julia Hildebrand.
Die Theke aus dem ehemaligen Schülerladen ist mit umgezogen, sie wurde eigens für die neue Räumlichkeit angepasst und umgebaut. Das hat ein Helfer vom Bürgertreff übernommen, ehrenamtlich versteht sich.
Der Anstoß für die Umzugs-Aktion war im Grunde banal. Die Bücherstube in der Griesstraße musste aus ihrem Gebäude raus, weil es Platz machen musste für das Rathausergänzungsgebäude. Also hatten sich die Beteiligten von Stadt und Bürgertreff vor etwa einem halben Jahr auf die Suche gemacht. Die Räume in der Badstraße 3 boten sich an, waren aber mit rund 240 Quadratmetern für die Bücherstube allein zu groß. Daher suchten sie weitere Partner mit ähnlichen Angeboten. So kamen die Verantwortlichen des Fachbereichs Schule und Kinder des Rathauses auf den Schülerladen Puls, bis dahin beheimatet am Lindenplatz. Julia Hildebrand fand die Idee prickelnd, war aber nach zehn Jahren am alten Standort auch etwas wehmütig.
Der Integrationsdienst der Stadt suchte schon lang Räume. »Wir hatten nichts, wo sich die ehrenamtlichen Helfer sich mal treffen konnten für eine Besprechung«, erläutert Nana Mamphoria. Nachhilfe für Kinder in Deutsch und Englisch etwa soll jetzt ebenfalls dort stattfinden.
In den vergangenen sieben Wochen stemmten die Verantwortlichen den Umzug mit viel gegenseitiger Unterstützung und sehr viel Hilfe vom Bauhof. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 300.000 Euro. Die Stadt erhält dafür Fördermittel in Höhe von 60 Prozent für des Erwerb und das Herrichten, erläutert der Bürgermeister. »Das Schöne daran ist: Wir müssen nicht mehr als bisher bezahlen«, so Wörner.
Öffnungszeiten BUNT
Zu unterschiedlichen Zeiten bieten der Schülerladen Puls, die Bücherstube, das Jugendreferat, der Integrationsdienst und die AWO ihre Dienste an. Am Freitag, 21. Juni von 15 bis 17 Uhr steigt ein Eröffnungsfest.
Schülerladen Puls: Mittwochs von 9 bis 11.30 Uhr; donnerstags 15 bis 17.30 Uhr; freitags 11 bis 13.30 Uhr
Jugendreferat: täglich ganztägig
AWO-Beratung: Montags 13 bis 15 Uhr
Bücherstube: Mittwochs 17 bis 19 Uhr; freitags 9 bis 11.30 Uhr
Integrationsdienst: Mittwochs und freitags sowie am Donnerstagsvormittag. (diet)
Als »Glücksfall« bezeichnet er auch das Zusammenwirken der engagierten Mitarbeiter und Ehrenamtlichen. »Das begeistert mich schon lang, was hier für eine pragmatische Offenheit und respektvoller Umgang miteinander herrscht«, sagt Wörner, der kein weiteres Beispiel für ein solches Angebot in der Region und darüber hinaus benennen konnte. »Die Akteure geben alle das beste Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit funktioniert«, ergänzt Jörg Rein.
Der geschäftsführende Vorstand des Bürgertreffs sieht in der »Idee einer großen WG« viele Chancen. Der Raum werde großzügig und dauerhaft genutzt. Und: »Die Aktion hat auch zwischenmenschlich ein Zeichen gesetzt. Alle haben sich gegenseitig unterstützt«, betont Rein. Für Julia Hildebrand ist das Konstrukt BUNT etwas »Spannendes«. Die Leiterin des Schülerladens sieht darin viel Potenzial: »Man kann Neues denken und Beispiel geben.« Etwa wie es unterschiedliche Interessen mit verschiedenen Menschen schaffen, harmonisch an einem Strang zu ziehen, von der Verwaltung bis zum Verein. Das hat Leuchtturmcharakter. (GEA)