LICHTENSTEIN. Die Feste des Vereins der Pontischen Griechen immer am ersten Samstag im Februar sind ein Publikumsmagnet weit über die Landkreisgrenze hinaus. »Hauptaufgabe unseres Vereins ist der Erhalt und die Weitergabe der Kultur, der Tänze und der Sprache an die kommenden Generationen«, erklärt Vorsitzender Alexandros Theodosiadis. Ihren Ursprung haben die pontischen Griechen in der Antike, in den Berg- und Küstenregionen am Schwarzen Meer. Sie sprechen eine eigene Sprache.
Aufwendige, hochwertige Trachten – handgefertigt
»Musik und Tanz sind zentraler Bestandteil unseres Vereins, und das zeigen wir heute Abend.« Heiß erwartet wurden unter anderem die aufwendig gekleideten Tänzerinnen und Tänzer im Alter von drei bis 30, die sich im Kreis mit den unterschiedlichsten Schrittkombinationen bewegten. Nicht nur die Jüngsten waren aufgeregt, wie die achtjährige Eleonora, die seit ein paar Monaten mitmacht. Ihre Freundin hat sie zu den Proben mitgenommen und das Tanzen hat ihr sehr gefallen und Spaß gemacht. Wie auch Fani, deren Mutter schon mitgetanzt hat. Diese hilft mit beim Anziehen, denn die handgefertigte Tracht »Zipouna« mit langem Kleid meist aus Brokat, darunter eine lockere Hose, dann Jacke und Tuch mit Fransen muss sitzen und ist nicht ganz leicht. Auffallend auch die Tapla, eine kleine Scheibe mit Münzen verziert als Kopfschmuck.
Spaßfaktor kommt nicht zu kurz
»Tanzen mit der Tracht ist sehr anstrengend und sehr warm«, gesteht Chrisuola Ioannidou, die seit 25 Jahren im Verein ist und schon immer in der Tanzgruppe war. »Ich bin damit groß geworden.« Sie hat ihre Tracht in Griechenland anfertigen lassen, hat Stoff und Accessoires dazu ausgesucht. »Jeder kann seine eigene bestellen und anfertigen lassen. Oder sich beim Verein eine ausleihen.« Wie auch die Jungs, darunter der elfjährige Nino, der, obwohl schon vier Jahre dabei, vor den Auftritten immer noch aufgeregt ist. »Aber es macht Spaß«, bestätigt er, bekleidet mit der Männertracht »Zipka« mit lässiger Hose und Weste, hohen Stiefeln, Kopfbedeckung und einem Tuch für die Taille, um das Messer aufzubewahren.
Tanzgruppen par excellence
Theodosiadis ist der Tanzlehrer der insgesamt drei Tanzgruppen mit gut 100 Aktiven von drei Jahren bis Ü50. Sie treten auf verschiedenen internationalen Festivals in Europa auf. In der Lichtensteinhalle zeigte neben den Jüngsten die Gruppe der jungen Erwachsenen ihre Tanzkünste, belohnt - wie alle Darbietungen - mit heftigem Applaus der Gäste. Dann der Messertanz, in dem zwei Männer den Kampf mit dem Messer vortäuschten. »Das ist ein sehr schwieriger Tanz«, versichert Theodosiadis. Beste musikalische, traditionelle Unterhaltung bot zudem die aus Griechenland stammende Band um Irini Sachtaridou, die den Toulum beherrschte.

Livemusik mit traditionellen Instrumenten
»Die Musik für unsere Tänzer machen Profis aus unserem Verein. Die jungen Leute sind in der dritten und vierten Generation und sind hier aufgewachsen«, so der Vorsitzende. Zum einen mit der Lyra, einem dreisaitigen Streichinstrument, der Davoul, einer Trommel, einer Dudelsack ähnlichen Sackpfeife, dem Touloum und Gesang. Ihre Musik holte auch das Publikum auf die Tanzfläche, das sich von den traditionellen Weisen begeistern und mitreißen ließ, auch zum Mitsingen.
»Gesellschaft braucht Vielfalt«
Darunter auch Apostolos Efremidis, der früher Mitglied der Tanzgruppe war und das Fest mit der Familie verbrachte. »Das ist schon was Tolles, dieser Abend. Man trifft viele Bekannte und kann sich austauschen.« Für ihn gibt Kultur schon was her, da sei Geschichte drin. »Die kulturelle Vielfalt ist ein unverzichtbarer Beitrag in unserer Gemeinschaft«, unterstreicht Bürgermeister Peter Nußbaum. Er beglückwünschte den Verein zum Jubiläum und betonte die gegenseitige Wertschätzung. »Sie sind Teil dieser Gemeinschaft und sie haben den Verein geformt, dass er jetzt da steht, wo er steht.« Es sei wünschenswert, weiterhin erfolgreich bei der Pflege von Tradition und Bewahren von Brauchtum zu sein. »Unsere Gesellschaft braucht Vielfalt, dass sie wachsen kann. Und das mit Wertschätzung, Respekt und Anerkennung. Bitte machen Sie weiter so.«