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Die Föhnerquellen in Honau sprudeln jetzt als neuer Wasserfall

Die langen, ergiebigen Regenfälle haben die Föhnerquellen wieder fließen lassen.

Die Föhnerquelle in Honau sprudelt wie ein Wasserfall.
Die Föhnerquelle in Honau sprudelt wie ein Wasserfall. Foto: Gabriele Böhm
Die Föhnerquelle in Honau sprudelt wie ein Wasserfall.
Foto: Gabriele Böhm

LICHTENSTEIN-HONAU. Der Albtrauf hat einen neuen Wasserfall – zumindest für einige Wochen. Durch den Dauerregen sprudelt jetzt die Föhnerquelle wieder, ein Quellgebiet mit mehreren Ausläufen in der Nähe der Echazquelle. Um das Phänomen zu erläutern, hat Frank Schüler von der Höhlenforschungsgruppe Pfullingen vor Kurzem, sozusagen genau passend, eine sehr anschauliche Erläuterungstafel am Parkplatz aufgestellt.

Am Samstag waren viele Spaziergänger unterwegs, um sich die Föhnerquellen anzusehen. Sie sprudeln munter abwärts, überschwemmen - wie auch die Echazquelle selbst - die Zugangswege und vereinigen sich in einem seltenen Naturschauspiel mit der Echaz: Das Föhnerquellenwasser ist grünlich, das Echazwasser braun und für wenige Meter laufen beide Farbstränge nebeneinander her in selben Flussbett.

Das grünliche Föhnerwasser und die bräunliche Echaz bilden ein seltenes Farbenspiel.
Das grünliche Föhnerwasser und die bräunliche Echaz bilden ein seltenes Farbenspiel. Foto: Gabriele Böhm
Das grünliche Föhnerwasser und die bräunliche Echaz bilden ein seltenes Farbenspiel.
Foto: Gabriele Böhm

Woher die Föhnerquellen ihren Namen haben, ist unbekannt, sagt Schüler. Möglicherweise rühre er von der Zugluft her, die an der Höhle zu spüren sei, an der eine der beiden Hauptquellen austritt und einen kleinen Wasserfall bildet. »Im Sommer spürt man einen kalten Wind, im Winter einen warmen. Die Windgeschwindigkeit beträgt enorme 2,5 Meter pro Sekunde.« Die kleine Höhle müsse also noch einen zweiten Ausgang haben, nach dem man schon lange suche. Auf jeden Fall gebe es eine Verbindung zum Aufberger Loch, einer 17 Meter tiefen Doline nördlich der L 230.

»Als man dort in den 1960er-Jahren zu Forschungszwecken Farbe hineingab, trat es in kürzester Zeit an den Föhnerquellen aus«, so der Fachmann. »In kurzer Zeit« – das bedeute aber auch, dass das Wasser ungehindert fließen könne, ohne dass es sich durch Felsen zwängen müsse. »Deshalb gehen wir davon aus, dass sich ein Hohlraum dazwischen befinden muss.«

Dafür spreche auch, dass das Quellwasser seit Tagen gewaltig plätschert und rauscht. »Das kann trotz der sehr ergiebigen Regenfälle der vergangenen Tage nicht mehr passen«, sagt Schüler. Es sei zu viel Wasser, das austrete. In früheren Zeiten, als sich ein Pegelmesser an den Quellen befand, seien rund 1.000 Liter pro Sekunde ermittelt worden. Daher wird von einem größeren Hohlraumsystem als Sammler ausgegangen, das jetzt wegen des Überdrucks überlaufe. »Vermutlich gehört es zum Einzugsgebiet der Echazquelle, das über 50 Quadratkilometer groß ist.«

Die Höhlenforschungsgruppe hat bereits tagelang den Hang der Föhnerquellen abgesucht, um eventuell einen zweiten Höhleneingang zu finden. Bisher ohne Erfolg. »Aber wir machen so lange weiter, bis wir ein Ergebnis haben.« Die Arbeit geht der Gruppe sicherlich nicht aus, denn sie arbeitet parallel auch noch an einer Doline bei Bleichstetten (wir berichteten).

Am Nordhang des Albtraufs brächen nach langen Regenfällen immer mal wieder Quellen aus, so Schüler. So habe beispielsweise Wilhelm Kinkelin im Pfullinger Heimatbuch von einer Quelle am Ohafelsen 1856 berichtet. Die Bevölkerung habe diese zeitweisen Phänomene als »Hungerquellen« bezeichnet, denn man kannte sie als Anzeiger für große Wassermengen, die auch die Ernte verfaulen ließen. (GEA)