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Der Lichtensteiner Lorenz Allramseder macht Platz für die Jüngeren

Über die Bundesgartenschau oder den Neubau des Albaufstiegs der B 312 hätte Gemeinderat Lorenz Allramseder schon noch gern mitentschieden. Gleichwohl trat er bei der Wahl nicht mehr an. Aus gutem Grund.

Lorenz Allramseder saß 25 Jahre für die CDU im Lichtensteiner Gemeinderat.
Lorenz Allramseder saß 25 Jahre für die CDU im Lichtensteiner Gemeinderat. Foto: Sautter
Lorenz Allramseder saß 25 Jahre für die CDU im Lichtensteiner Gemeinderat.
Foto: Sautter

LICHTENSTEIN. Als »junger Kerle« ist Lorenz Allramseder 1999 im zweiten Anlauf für die CDU in den Lichtensteiner Gemeinderat eingezogen. Platz war da, »weil die Etablierten sich zurückgezogen haben«, sagt er. Und Allramseder, der mit 63 Jahren nicht gerade zum alten Eisen im Rat gehört, ist heute ein Etablierter, der seinen Sitz für die Jüngeren freigemacht hat. Jetzt sei es einfach an der Zeit, die Verantwortung und die Chance zum Mitgestalten weiterzugeben.

Aufgewachsen ist Allramseder in Unterhausen, hat das Malerhandwerk gelernt und ist dann zur Bundeswehr gegangen. Keine schlechte Zeit, findet er. »Ohne den Bund könnte ich noch heute keine Krawatte binden.« Zwei Jahre hat er dann noch Betriebswirtschaft studiert, mit dem Abschluss und der Meisterprüfung in der Tasche, ist er 1984 mit in den elterlichen Betrieb eingestiegen, denn er dann über Jahrzehnte gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern führte. Schritt für Schritt zieht er sich seit März aus dem Unternehmen zurück. Auch ein Grund, warum er nicht noch einmal antreten wollte. Der Rückzug ins Private soll komplett sein, davon war er schon immer überzeugt.

Der Zeitaufwand hält sich in Grenzen

Sein Einstieg in den Gemeinderat verlief auf dem fast üblichen Weg bei der Wahl in einer Kommune, in der man sich noch kennt. »Weil mich die CDU als erste gefragt hat«, landete er Mitte der 90er-Jahre auf deren Liste. Später wurde er dann auch Parteimitglied, »obwohl das eigentlich nie meine Intention war«, sagt er. Denn eigentlich findet er es schön, dass im Lichtensteiner Gemeinderat die politische Bindung so nicht zu spüren ist und jeder mit seiner Meinung zu Wort kommen kann. Er wollte etwas näher am Ortsgeschehen sein, »vielleicht auch die Lust am Mitentscheiden« ließ ihn damals kandidieren. Spaß, sagt er, hat es ihm immer gemacht.

Und der Aufwand halte sich mehr als in Grenzen, gibt er allen mit auf den Weg, die glauben, keine Zeit für ein Engagement zu haben. »Da wird einem keine wichtige Lebenszeit abgezwackt.« Allramseder gehörte zu den Räten, die ihre Vorlagen immer gelesen hatten, bevor die Sitzung begann. Manchmal auch zweimal, räumt er ein, damit er auch wirklich alles erfasst hatte. Ab und zu bruddelte er deshalb in den Sitzungen ein bisschen, wenn seine Ratskollegen Fragen stellten, die die Verwaltung schon beantwortetet hatte: »Das steht doch in der Vorlage.«

Tempo 30: Schwierige Entscheidung

Richtig geärgert hat er sich aber selten, kontrovers gestritten schon. Das gehöre im Gremium dazu, aber hinterher sei man sich nie böse gewesen, lobt er. »So muss es auch sein.« Der Lichtensteiner Gemeinderat habe in den vergangenen Jahren in den meisten Fällen im Sinne der Bürger entschieden. Dafür seien seine Mitglieder auch gewählt und keinesfalls als die Vertreter der eigenen Interessen. So sehe er das jedenfalls.

Wichtige Entscheidungen stünden für den Gemeinderat jetzt an. Dazu gehören für ihn Schulumbau und -sanierung in Unterhausen. »Das muss man unbedingt machen«, sagt er, weil’s wichtig sei für den Wohnstandort Lichtenstein. Eine wichtige Entscheidung sei die Einführung von Tempo 30 auf den meisten Durchfahrtsstraßen der Gemeinde gewesen. Damit habe sich Lichtenstein damals die Chance erhalten, mit dem Neubau des Albaufstiegs in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans zu kommen. Was ja letztlich auch geklappt hat.

Allramseder setzt auf die Bundesgartenschau

Wenn er in die Zukunft schaut, setzt er auf die Bundesgartenschau 2039. Die könnte seiner Meinung nach »ein Booster« sein, »die kann uns Aufschwung bringen«. Da ist er schon etwas neidisch auf die neuen Räte, dass sie sowohl über die Buga als auch über den Albaufstieg mit entscheiden können. Apropos entscheiden: Die Spielräume der Gemeinde, Dinge zu regeln, seien in den vergangenen Jahren immer kleiner geworden. Ein Beispiel sei die Sperrung der Göllesbergsteige: »Da haben wir gar keine Wahl als Gemeinde«, sagt er.

Herrlich gelegen, mitten in der Natur, offen in Richtung Pfullingen und Reutlingen und noch mit einer akzeptablen Infrastruktur ausgestattet sei Lichtenstein. In der Hoffnung, dass Letztere erhalten werden könne, vor allem der Einzelhandel, weiß Allramseder um das dringendste Problem der Gemeinde: Nämlich die anstehenden großen Aufgaben zu erledigen und gleichzeitig mit dem knappen Geld auszukommen. Das forderte auch in den vergangenen Jahren manche Kompromisse. Aber die müssen jetzt andere aushandeln. (GEA)