PFULLINGEN. Auch wenn die große Party erst 2024 steigt, die Vorbereitungen laufen bereits seit einer ganzen Weile auf Hochtouren. Denn richtig groß gefeiert werden soll im nächsten Jahr der Geburtstag eines besonderen »Sohnes der Stadt Pfullingen«, wie Bürgermeister Stefan Wörner es ausdrückt: 2024 wäre der Heilige Wolfgang, Missionar, Bischof von Regensburg und Namensgeber der hiesigen katholischen Kirchengemeinde, 1.100 Jahre alt geworden. Das wollen Kirchengemeinde und Stadt gebührend zelebrieren, unter anderem mit etwas ganz Besonderem: einem neuen Pilgerweg, der künftig die Echazstadt, Geburtsstätte des Heiligen, mit seinem einstigen Bischofssitz in Regensburg verbinden wird – dem neuen Wolfgangweg.
Als Mönch, Missionar, Lehrer, Berater des Kaisers und nicht zuletzt als Bischof inspirierte »Wolfgang von Regensburg« seinerzeit im 10. Jahrhundert die Menschen und als Heiliger tut er dies auch heute noch. Hinterließ »als echter Europäer«, so Wörner, seine Spuren in großen Teilen des Kontinents.
Eines stellt Dekan Hermann Friedl gleichwohl direkt zu Beginn des Pressegesprächs fest: »Das ist nicht der Heilige Wolfgang von Regensburg, sondern der Heilige Wolfgang von Pfullingen.« Denn dass der Heilige im Jahr 924 tatsächlich in der Echazstadt das Licht der Welt erblickte, werde immer wieder infrage gestellt. Einen handfesten historischen Beleg für die Geburt in Pfullingen gebe es vor Ort leider nicht, so Friedl, Archivschriften aus dem Kloster in Zwiefalten würden aber auf die Echazstadt als den Geburtsort des Heiligen schließen lassen.
340 Kilometer, 19 Tagesetappen
Der neue Pilgerweg soll nun vom Kirchplatz der St. Wolfgangskirche in Pfullingen bis zur Grabstätte des Heiligen in St. Emmeram in Regensburg führen. Die 340 Kilometer lange Wegstrecke kann in 19 Tagesetappen mit durchschnittlich 18 Kilometern zurückgelegt werden. In Regensburg schließt der Weg dann an den bereits bestehenden Wolfgangweg an, der weitere 280 Kilometer bis nach St. Wolfgang in Österreich führt, dem wohl bekanntesten Wallfahrtsort am malerischen Wolfgangsee.
Mit dem neuen Pilgerweg wolle man einen Beitrag zur spirituellen Suche der heutigen Zeit leisten, erklärt Werner Bothe, der sich als einer von sechs äußerst engagierten Ehrenamtlichen in der Kirchengemeinde schon seit knapp einem Jahr für die Umsetzung dieses aufwendigen Projekts einsetzt. Viele Stunden haben die Mitglieder der Projektgruppe seither in die Konzeption und Organisation des Wegs gesteckt, viele Gespräche geführt, mit der Stadt oder den Pfarrern der Wolfgang-Gemeinden.
Die Stadt Pfullingen sei schnell von dem Vorhaben überzeugt gewesen, erzählt Bürgermeister Wörner, der das große Engagement der Ehrenamtlichen lobt: »Das ist wirklich eine Riesenleistung, das alles im Ehrenamt zu stemmen.« Die Stadt Regensburg sowie die entsprechenden Diözesen unterstützen das Projekt ebenfalls. Bei der großen St. Wolfgang-Konferenz in Österreich im April dieses Jahres konnten zudem weitere wichtige Kontakte geknüpft und das Projekt publik gemacht werden.
Geschätzte Gesamtkosten von rund 60.000 Euro
Die geschätzten Gesamtkosten in Höhe von rund 60.000 Euro – da sind sämtliche Marketingmaßnahmen und die Bespielung des Wegs mit Aktionen und Veranstaltungen in den nächsten drei Jahren bereits eingepreist – werden zu zwei Dritteln von der Stadt Pfullingen und zu einem Drittel von der Stadt Regensburg getragen. Die Seelsorgeeinheit Echaztal übernimmt die Trägerschaft.
Aber wie genau sehen die Pläne für den neuen Pilgerweg nun aus? Fest steht: »Wir möchten einen Pilgerweg für alle, ganz egal, ob mit oder ohne Konfession«, betont Bothe. Für die Route habe man sich an den verschiedenen Wolfgang-Gemeinden und spirituellen Orten orientiert. Etappen sind unter anderem Bad Überkingen, Giengen, Donauwörth oder Ingolstadt. Tafeln mit spirituellen Impulsen sollen unterwegs Anstöße für die eigene Reflexion, Impulse für den Tag und Infos zum Ort und Leben des Heiligen Wolfgangs bieten. Grundsätzlich verläuft die Route auf bereits bestehenden Wanderwegen.
Gemeinsam mit den Kommunen und Kirchen aus Regensburg und St. Wolfgang wolle man so auch die mittelalterliche Tradition des Pilgerns neu beleben. »Die Unterstützung vor Ort ist sehr groß«, betont Bothe, die Anliegergemeinden, aber auch Touristikverbände wollen das Projekt unterstützen. Geplant ist, dass es in den Anliegergemeinden verschiedene Angebote für die Pilger gibt, auf der Homepage www.wolfgangweg.eu soll demnächst auch der neue Wolfgangweg zu finden sein.
Ab September mit GPX begehbar
Damit möglichst viele Menschen von dem neuen Weg erfahren – und ihn dann natürlich auch gehen –, soll auch ordentlich die Werbetrommel gerührt und sollen verschiedene Veranstaltungen angeboten werden. Ein Infostand auf der CMT, aber auch Trauerwanderungen sind dafür etwa im Gespräch. Denn: »Das ganze lebt davon, dass die Leute sich auf den Weg machen«, betont Bothe.
DER HEILIGE WOLFGANG
Biografie eines Suchenden
Der Heilige Wolfgang wurde um 924 in Pfullingen geboren. Als Zehnjähriger besuchte er die Klosterschule Reichenau und kam später an die neu gegründete Domschule in Würzburg. 956 übernahm er die Leitung der Domschule von Trier und wurde 964 Mitarbeiter der kaiserlichen Kanzlei in Köln. Dort lehnte er es ab, sich zum Bischof von Trier weihen zu lassen und trat 965 in das Benediktiner-Kloster Einsiedeln in der Schweiz ein. 971 ging Wolfgang als Missionar nach Ungarn, wurde jedoch 972 zurückgerufen. 974 wurde er zum Bischof von Regensburg geweiht. Im Jahr 975 gründete er dort eine Domschule mit Chor, aus dem die heutigen Regensburger Domspatzen hervorgingen. 994 starb er in Pupping an der Donau, bestattet wurde er in St. Emmeram in Regensburg. 1052 wurde er heiliggesprochen. St. Wolfgang im österreichischen Salzkammergut entwickelte sich bereits im Mittelalter zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte in ganz Europa. (GEA)
Feierlich eröffnet wird der Weg zwar erst in mehr als einem Jahr, am 3. Oktober 2024, wenn der 1.100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang in der Echazstadt mit einem Festwochenende groß gefeiert wird. Bis dahin sollen aber alle Wegweiser und die komplette Beschilderung angebracht sein, denn das steht nun als Nächstes auf der To-do-Liste. Ein Radpilgerweg sowie die Beschilderung in die andere Richtung, sprich von Regensburg nach Pfullingen, sollen anschließend ebenfalls folgen, so Bothe.
Wer nun neugierig geworden ist und den Weg schon früher erkunden möchte, kann dies bereits ab September via GPX-Streckenführung tun. Die Route wird dann schon in den gängigen Wander-Apps zu finden sein. Die Organisatoren hoffen auf zahlreiche »Test-Pilger«, die Anregungen und Verbesserungsvorschläge gerne per E-Mail (stwolfgang.pfullingen@drs.de) an die Arbeitsgruppe weitergeben können. (GEA)