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Biosphärengebiet: Lichtenstein will komplett dabei sein

Die Gemeinde Lichtenstein will mit seiner gesamten Gemarkung beitreten. Nur eine Gegenstimme gab's im Rat.

Bisher ist nur ein kleiner Teil Lichtensteins im Biosphärengebiet. Das soll sich bald ändern. Der Gemeinderat hat jetzt den Weg
Bisher ist nur ein kleiner Teil Lichtensteins im Biosphärengebiet. Das soll sich bald ändern. Der Gemeinderat hat jetzt den Weg für eine Gebietserweiterung freigemacht. FOTO: REISNER
Bisher ist nur ein kleiner Teil Lichtensteins im Biosphärengebiet. Das soll sich bald ändern. Der Gemeinderat hat jetzt den Weg für eine Gebietserweiterung freigemacht. FOTO: REISNER

LICHTENSTEIN. »Sie sind ein sehr freundlicher Gemeinderat«, bilanzierte Achim Nagel, Leiter der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Da hatten die Bürgervertreter Lichtensteins gerade beschlossen, wenn möglich, mit der gesamten Gemarkung dem Biospährengebiet (BSG) beizutreten. Nach dem verhaltenen Auftakt vor 16 Jahren, als Lichtenstein gleich mehrere Anläufe brauchte, um letztlich mit einer kleinen Fläche mitzumachen, ein deutlicher Beleg für die Erfolgsgeschichte des Gebietes. Da konnte auch das scherzhafte: »Wir können auch anders«, das SPD-Gemeinderat Rolf Goller dem Geschäftsführer mit auf den Weg gab, nichts dran ändern und sollte es auch nicht.

Bisher ist Lichtenstein ein »kleiner, aber wichtiger Teil« des BSG machte Nagel zum Auftakt der Diskussion deutlich. Die letztlich relativ knapp ausfiel, weil vor Kurzem bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Holzelfinger Greifensteinhalle viele Fragen der Bürgervertreter, aber auch von Landwirten beantwortet wurden (wir berichteten). Unter anderem hatte dort der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Gebhard Aierstock deutlich gemacht, dass die Chancen für die Landwirtschaft bei einem Beitritt überwiegen.

Eine entsprechende Frage hat Holzelfingens Ortsvorsteher und FWV-Rat Martin Schwarz am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Rathauses gestellt. Es gebe in der sogenannten Entwicklungszone keine Einschränkungen für die Landwirtschaft und in dieser würden die Flächen für eine intensive Bewirtschaftung liegen, so Nagel. Dort könnten die Betriebe weitermachen wie bisher, aber auch die Chance ergreifen, sich neu aufzustellen.

Sendler dagegen

Der Geschäftsführer machte deutlich, dass gerade die Entwicklungszone eine große Bedeutung für das BSG habe. »Dann hat das Gebiet Bewohner und es kommt Leben rein«. Schon bei der Informationsveranstaltung hatten die Vertreter des BSG betont, dass das Gebiet Chancen bietet, diese aber auch genutzt werden müssten. Um neue Ideen zu unterstützen, hat das BSG momentan einen Fördertopf von jährlich 200 000 Euro, erleichtert aber auch den Zugang zu anderen Fördergeldern.

Letztlich stimmte nur Arnold Sendler (OGL) gegen den Antrag auf Gebietserweiterung. Er wandte sich vor allem gegen eine mögliche Erweiterung der Kernzone für Lichtenstein. In diesem Bereich ist quasi keine Nutzung mehr möglich, kann kein Holz gemacht werden, darf nicht gejagt werden, auch die Wege werden dort zurückgebaut. Die Kernzone ist der Urwald von Morgen.

»Ein zusätzlicher Bannwald schränkt die Entwicklung ein«, so der Vertreter der Offenen Grünen Liste. Außerdem müsste man die zusätzlichen Kosten, die bei einem Beitritt mit der gesamten Gemarkungsfläche (3 424 Hektar) anfielen, nutzen, »um eigene Entwicklungen zu befördern«. Sendler hatte zuvor davon berichtet, dass Ranger des Gebiets, die laut Nagel die Aushängeschilder des BSG sind, eine Kindergartengruppe, die im Randbereich der Kernzone unterwegs war, äußerst kleinlich behandelt hatten.

Außer Sendler sah offensichtlich niemand im Rat in einer möglichen Erweiterung der Kernzone Probleme. Zum einen, das hatte Bürgermeister Peter Nußbaum erklärt, muss die Gemeinde dafür keine weitere Fläche anbieten. Mit dem bereits 2007 eingebrachten Gebiet am Imenberg erfüllt die Gemeinde schon jetzt die Bedingungen, die bei einem Beitritt mit der gesamten Gemarkung gefordert sind. Es kann also mehr Kernzone werden, es muss aber nicht. Außerdem, so Nußbaum, und wurde da von einigen Ratsmitgliedern bestätigt, könne es durchaus sinnvoll sein, weitere Wälder aus der Nutzung zu nehmen. Eventuell auch, um ein Mehr an diesem besonders geschützten Bereich als Tausch mit anderen Kommunen zu haben. Diese könnten dafür rechnerisch Pflegezone an Lichtenstein abgeben, an der es der Gemeinde fehle.

Entscheidung im April

Letztlich galt für die Mehrheit des Gremiums der Satz von Susanne Kromer (OGL): »Ich sehe keinen Grund, warum wir keinen Antrag stellen sollten«. Über diesen entscheidet der Lenkungskreis des BSG im April. Stimmt der zu, tritt Lichtenstein mit seiner gesamten Gemarkung in das BSG ein.

Bisher ist die eingebrachte Fläche 251 Hektar groß. Davon entfallen auf die Kernzone knapp 107 Hektar und auf die Pflegezone rund 142 Hektar. In der sogenannten Entwicklungszone liegen lediglich 1,25 Hektar der Gemarkungsfläche. Wie die dann zusätzliche Fläche von rund 3 175 Hektar auf die drei Zonen verteilt wird, entscheiden die Vertreter des Biosphärengebiets und die Gemeinde gemeinsam in enger Abstimmung bis Ende 2024. (GEA)