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Bahnfieber schwappt nach Eningen über

ENINGEN. »Ich find’s auf jeden Fall cool«, sagt Adrian (7) und wartet darauf, dass seine Schwester Lawinja (3) die Bedienung für die Steuerung der Modelleisenbahnzüge freigibt. Andrej (ebenfalls 7) inspiziert genau die Einzelheiten des Modellnachbaus der Täles-Bahn mit den Endbahnhöfen Neuffen und Nürtingen und auch Mike ist trotz seiner gerade mal drei Jahre begeistert von der Modellbahn. »Ich bin extra wegen ihm hergekommen«, erzählt seine Mutter Petra Spallek. Drei Modelleisenbahnanlagen sind im Schuppen des Bahnhofsgebäudes ausgestellt und begeistern vor allem den Nachwuchs.

Doch ist es nur ein kleiner Teil der Ausstellung im Südbahnhof, den die Eisenbahnfreunde im Rahmen der Reutlinger Heimattage drei Tage lang zeigen. Schon im Eingangsbereich staunt man über die Hauptsignalflügel und die schwarz-weißen Vorsignale. Sie sind ein Teil der Dauerleihgaben von Peter Wengk, einem Reutlinger, der so Rudolf Pöhlmann von den Eisenbahnfreunden, als Lehrling bei der Deutschen Bahn begann und als Amtsrat nach 51 Jahren aufhörte. Von ihm stammen viele Originalgeräte aus den Bereichen Signal- und Bremstechnik sowie Lokomotivteile in der Halle.

Außerdem ist in der frisch gestrichenen und zurückgebauten Halle eine Schaffneruniform von 1941 zu sehen. Für Kinder faszinierend: der alte Schalter mit dem Schiebefenster. »Das Gebäude selbst ist das Highlight der Ausstellung«, erklärt Pöhlmann, der zusammen mit seiner Frau und einigen Helfern viele Stunden Arbeit in das Gebäude gesteckt hat.

Doch auch in der oberen Etage gibt es einiges zu entdecken: eine Eisenbahnanlage aus den 50er-Jahren. Sie gehörte Pöhlmanns Vater Andreas. Großformatige Bilder zeigen im angrenzenden Zimmer die Büscheles-Bahn, die Eningen mit Reutlingen verband und alte Fahrpläne können an den Stellwänden studiert werden. Zudem gibt es hier Informationen über den großen Eisenbahner Eugen Kittel, der vor 150 Jahren in Eningen geboren wurde.

Eine Ausstellung, die wachsen soll, denn die Eninger Eisenbahnfreunde wollen den Südbahnhof nicht nur als Vereinsheim, sondern auch als Eisenbahnmuseum nutzen. Und schon bei dieser ersten Präsentation boten Besucher weitere interessante Exponate an.

Während am Freitag und Samstag immer mal wieder Besucher kamen, stetig, aber nicht so viel wie erhofft, brachte der Sonntag dann den erwünschten Besucherstrom. Rege wurden die historischen Schnauzenbusse des RSV genutzt, die Gäste aus Reutlingen brachten, angekündigt von einem durchdringenden Hupen. Eintrittskarten mussten nachgedruckt werden: Etwa 500 seien insgesamt weggegangen, freut sich Pöhlmann als einer der drei Vorsitzenden des jungen Vereins.

Er weiß auch den Grund: In Reutlingen sind an diesem Tag zwei Lokomotiven der Baureihe E 94, das sogenannte deutsche Krokodil, unterwegs. »Bei uns gibt es drei E 94er zu sehen«, so Pöhlmann und fügt lachend hinzu: »Allerdings nur als Modell.« (kab)