PFULLINGEN. Die Entscheidung steht an. Am Sonntag, 16. Mai, geht’s darum, ob Martin Fink oder Stefan Wörner Pfullingen in die Zukunft führen. In den vergangenen Wochen sind zahlreiche Positionen im Wahlkampf ausgetauscht worden. Doch was wollten die beiden eigentlich schon immer mal ihren Mitbewerber fragen? 20 Minuten hatten sie – nach Schnelltest und unter Einhaltung der Abstandsregeln – in den Räumen der GEA-Redaktion Zeit, ihrem Kontrahenten bei der Bürgermeisterwahl auf den Zahn zu fühlen. In der ersten Folge stellt Stefan Wörner die Fragen.
Stefan Wörner: Die 16- bis 20-Jährigen sind eine sehr wichtige gesellschaftliche Gruppe und unsere Zukunft. Was möchten Sie tun, um sie in Pfullingen einzubinden und ihre Ideen und Bedürfnisse ernst zu nehmen?
Martin Fink: Es gibt ja bereits das Gremium des Jugendgemeinderats. Das empfinde ich als sehr gut, da kommen sehr gute Impulse und es bildet die Altersspanne gut ab. An erster Stelle würde ich das gewählte Gremium nutzen und bei Jugendthemen auch einbinden.
Wörner: Ich habe in den vergangenen Wochen die Rückmeldung bekommen, dass dieses Einbinden den Jugendlichen nicht offensiv genug und auch nicht kontinuierlich war.
Fink: Da kann man, wie in vielen Bereichen, noch besser werden. Aber letztendlich haben wir versucht, bei den wesentlichen Themen die Jugendlichen und speziell den Jugendgemeinderat einzubeziehen. Was im vergangenen Jahr coronabedingt natürlich schwieriger war. Mir war wichtig, dass man etwas gemeinsam macht. Wir hatten eine gemeinsame Informationssitzung. Aber natürlich muss das noch verstärkt werden.
Wörner: Die Pandemie hat uns ja gezeigt, dass es auch Formate gibt, etwa Videokonferenzen, mit denen man die Jugendlichen und natürlich auch andere gut einbinden kann. War es nie eine Überlegung, auch solche Formate zu nutzen?
Fink: Doch. Wir sind jetzt gerade dabei, zu schauen, wie man Online-Sitzungen gestalten könnte. Und dabei sehe ich die Generationen im Austausch.
Wörner: Mein Ansatz wäre es, die Jugendlichen viele früher einzubinden.
Fink: Der Jugendgemeinderat hat ein Teilnahmerecht an jeder Ratssitzung. Das wird auch punktuell wahrgenommen. Wobei ich mir da doch noch etwas mehr Verzahnung und eine bessere Zusammenarbeit wünschen würde. Zum Beispiel bei der Quartiersarbeit kann ich mir gut vorstellen, dass die beiden Gremien gemeinsam unterwegs sind, um auszuloten: Was können wir gemeinsam machen? Und das nicht erst im Zuge von Sitzungen. Man muss aber beachten, dass die Jugendlichen stark gebunden sind durch die Schule. Manchmal war es schwierig Sitzungstermine zu finden. Das ist momentan nicht einfach.
Wörner: Im Grunde ist alles, was länger wirkt, ein jugendrelevantes Thema. Nur punktuell Themen rauszunehmen, ist auch ein bisschen …
Fink: Ein jugendrelevantes Thema ist natürlich die Regionalstadtbahn. Und da waren die natürlich dabei. Auch die Digitalisierung gehört dazu. Hier müssen die Gremien gemeinsam unterwegs sein. Und natürlich auch beim Thema Mobilität.
»Wir müssten den Innenausbau machen und die Räume teuerst mieten«
Wörner: Wie rechtfertigen Sie eine Investition von rund 500 000 Euro für eine Zwischenlösung des Stadtbüros in den Rathausarkaden?
Fink: Das ist keine Zwischenlösung, Herr Wörner, sondern ein erster Schritt für die Barrierefreiheit, die wir in den Rathäusern so gut wie nicht haben. Und wir haben wöchentlich viele Fälle, wo Leute, die mobilitätseingeschränkt sind, als Bittsteller einen Termin brauchen. Das Stadt- und Bürgerbüro in den Rathausarkaden ist ja von Dauer. Wir müssen das ja im Zusammenhang sehen mit dem Rathausergänzungsbau, wo jetzt die Auslobung läuft und wir die ersten Ergebnisse im Mai/Juni erwarten. Das ist ein klarer Start und mit dem Neubau haben wir dann die Barrierefreiheit für das ganze Rathaus II.
Wörner: Eine Zwischenlösung ist es aber doch, weil da in Zukunft wieder ein Café sein soll. Sie sprechen von einer schnellen Lösung, aber wenn das Bürgerbüro erst 2022 fertiggestellt wird, nach der Marktplatzsanierung, dann ist es ja keine schnelle Lösung. Da gäbe es doch andere Möglichkeiten in der Innenstadt, um das schnell in Angriff zu nehmen.
Fink: Diese Alternativen sind keine schnellen Lösungen (er zeigt Bilder von den Räumen im DEZ). Die Leerstände sind im Rohbauzustand. Das bedeutet, dass wir den Innenausbau machen und dann die Räume teuerst anmieten müssten. Von daher sind die von Ihnen angedachten Alternativen keine Alternativen. Das rechnet sich garantiert nicht.
Wörner: Die schnelle Lösung ist dann frühestens 2022 ein Stadtbüro in den Arkaden zu haben.
Fink: Ja, im Frühjahr 2022. Jetzt startet ja der Marktplatzumbau – abschnittsweise. Und das Stadtbüro ist in der Planung. Und die Umsetzung im kommenden Frühjahr ist sehr zeitnah.
Wörner: Sie haben gesagt, die Auslobung für die Rathauserweiterung läuft. Aber es gibt ja noch gar keine zusammenhängende Planung, beziehungsweise die ist noch nicht bekannt.
Fink: Doch, es gibt schon eine grobe Vorabplanung. Das Ziel ist, hier alles zu zentralisieren, damit kommen wir mittelfristig von fünf auf drei Rathäuser. Das Gesamtkonzept ist ausgelobt und wir erwarten Lösungen auch in Bezug auf den Denkmalschutz und für den Ausbau unseres Sitzungssaals. Denn der ist nicht mehr zeitgemäß.
Wörner: Und wo ist dann das Café?
Fink: Das wird – Stand jetzt – im Übergang sein zwischen Rathaus II und dem Ergänzungsbau an der Ecke Griesstraße/Klemmenstraße, etwa unter dem jetzigen Sitzungssaal. Und man kann wohl nicht von einem Café sprechen, eher von einem Snack-Angebot. Ein klassisches Café wird es dort sicher nicht geben.
Wörner: Also nichts Belebendes, wie bisher die Bäckerei, die den Marktplatz mit bespielt hat?
Fink: Man darf das nicht an einer Bäckerei festmachen, sondern es ist das Gesamtkonzept. Die Stadt tritt hier in 1a-Lage mit dem Stadtbüro an und der Touristinfo, die wird ja da mit integriert. Und natürlich müssen wir Trends setzen bei den Öffnungszeiten, zum Beispiel auch samstags. Denn wir wissen, dass diese Samstagsfrequentierung gegeben ist, und da ist es wichtig, dass das Stadtbüro hier verortet ist.
Wörner: Welche Wohnformen wollen Sie in der Stadt verwirklichen?
Fink: Was noch fehlt, ist das typische Mehrgenerationenwohnen, so wie man es von früher her kennt. Wir wollen entsprechende Angebote machen. Das kann sicher nur im Innenstadtbereich sein, weil wir von anderen Kommunen wissen, wenn das zu weit draußen ist, ist es nicht optimal. Wir müssten da mal eine Abfrage machen, ob da etwa eine Genossenschaft ein Modell für Pfullingen wäre. Was passen würde – und in Pfullingen schon gut läuft – ist die Privatinitiative: Die jüngere Familie unterstützt, auch bei der Gartenarbeit und wohnt mit im Haus der Älteren. Ein Trend ist auch, dass sich das Wohnen im Alter verlagert von den Außenbereichen ins Zentrum. Deshalb muss man schauen, dass barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen zur Verfügung stehen. Für mich wäre das Mehrgenerationenwohnen sicher mal ganz interessant.
»Trend ist: Das Wohnen verlagert sich im Alter wieder ins Zentrum«
Wörner: Bei der Digitalisierung gibt es ja einige Defizite, besonders an den Schulen. Was wollen Sie dagegen tun?
Fink: Da sind natürlich auch Bund und Land gefragt. Schwierig sind diese Genehmigungsverfahren. Wir haben zum einen die örtlichen Schulen, die wir natürlich aufrüsten müssen, das haben wir im Sommer mit dem Förderprogramm des Landes gemacht. Wir brauchen aber auch die Unterstützung des Kreismedienzentrums und müssen das auch in Zusammenhang mit der regionalen Schulentwicklung auf Landkreisebene sehen. Das muss passen. Wir brauchen da ein Gesamtkonzept, auch im Hinblick auf die Breitbandversorgung. Da gibt’s keine schnelle Lösung.
Wörner: Es ist ja Aufgabe der Stadt als Schulträger, für die städtischen Schulen die Infrastruktur und damit letztlich auch den Breitbandanschluss zur Verfügung zu stellen. Wie ist da der konkrete Plan?
Fink: Da ist eine Arbeitsgruppe im Aufbau, das läuft über den Fachbereich 3 und das muss mit den Schulen abgestimmt werden. Da gibt es unterschiedliche Wünsche und Anforderungen.
Wörner: Können Sie mir als Gemeinderat sagen, was Ihnen wichtig ist in der Zusammenarbeit mit einem neuen Bürgermeister?
Fink: Eine offene und stetige Kommunikation, das ist das A und O.
Wörner: Das kann ich Ihnen bieten.
DIE LETZTE FRAGE
Die letzte Frage dieses Interviews stellt die GEA-Redaktion.
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