Logo
Aktuell Literatur

Auftakt zur Veranstaltungsreihe über Brigitte Neske in der Pfullinger Klosterkirche

Am Sonntag eröffneten Schauspieler Klaus Hemmerle und Jazzgitarrist Jo Ambros die Sommerreihe über die Schriftstellerin Brigitte Neske.

Klaus Hemmerle (links) und Jo Ambros vermittelten an anschauliches Bild der Schriftstellerin Brigitte Neske
Klaus Hemmerle (links) und Jo Ambros vermittelten an anschauliches Bild der Schriftstellerin Brigitte Neske Foto: Gabriele Böhm
Klaus Hemmerle (links) und Jo Ambros vermittelten an anschauliches Bild der Schriftstellerin Brigitte Neske
Foto: Gabriele Böhm

PFULLINGEN. Brigitte Neske, die im Jahr 2007 starb und in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, steht im Zentrum einer Veranstaltungsreihe der Neske-Bibliothek. Am Sonntag gestalteten Klaus Hemmerle, Schauspieler, Regisseur und Hochschuldozent, und Jo Ambros, mehrfach ausgezeichneter Jazzgitarrist, den Auftakt. Dies geschah an einem besonderen Ort – im zweiten Obergeschoss der ehemaligen Klosterkirche, das durch den Anbau des neuen Kulturhauses jetzt wieder genutzt werden kann.

Felicitas Vogel, Leiterin der Neske-Bibliothek, begrüßte auch im Namen der VHS und der Initiative für ein Kulturhaus (i'kuh) die Gäste im voll besetzen Raum. Brigitte Neske - geborene Gayler, sie heiratete später den Verleger Günter Neske - wuchs im Haus neben dem ehemaligen Klostergarten auf und hatte schon als Kind ein Gespür für die besondere Aura des Anwesens. Sie beobachtete die Tiere dort, erlebte die Aufzucht eines Falken, schloss Freundschaft mit den Bäumen und machte sich Gedanken um die früheren Klostergebäude (»Ich kreise um den uralten Turm.« - »Am Mauerwerk zersprüht die Zeit.«).

Musik verleiht weitere Dimension

Briefe, Essays und Gedichte entstanden, die Klaus Hemmerle vortrug und denen er mit angenehmer Stimme Leben einhauchte. Mit mal heiterem, mal beschwörendem Tonfall führte er dem Publikum ein plastisches Bild der Schriftstellerin vor Augen. Jo Ambros gelang es mit seinem beseelten, einfühlsamen Gitarrenspiel, dem Vortrag eine weitere Dimension hinzuzufügen. Stärker über Intuition und Gefühl als über den Intellekt bekam man auf diese Weise Zugang zur Lebens- und Gedankenwelt Brigitte Neskes, die ihre Umwelt mit allen Sinnen wahrnahm und sie mit Liebe und Hingabe schilderte.

Verse wie »Mein Garten ist Niemandsland. Mein Niemandsland ist Cäcilie geweiht« oder »Rosenfeuer bricht aus dem Stein« drücken die tiefen Empfindungen Brigitte Neskes zu ihrem Lebensort aus und lassen auch die Verbundenheit mit den Nonnen spüren, die einst an dieser Stelle lebten. Gefühlvoll rezitierte Klaus Hemmerle »Es wächst der Rost seit 700 Jahren« aus dem Gedicht »Sprechgitter«, während Jo Ambros mit der Gitarre eine Membran schuf, die die mittelalterliche Klosterzeit halb entrückte, halb erahnen ließ. Ebenso untermalte er mit gleichförmigem Rhythmus die endlosen Schritte des »Panthers« im Gedicht von Rainer Maria Rilke.

Programm läuft im Sommer fort

»Der Wald«, in dem Brigitte Neske von »Sonnenträumen« und dem Gefühl, zu Hause zu sein, schreibt, schloss sich an die Erzählung »Baumkinder« an: Das Mädchen beobachtete, wie junge Bäume, gezogen in der Baumschule Rall in Eningen, im Klostergarten gepflanzt wurden. Und musste als Erwachsene mit ansehen, wie die ganze Pracht innerhalb von Minuten für den Bau des Gymnasiums abgeschoben wurde. Neske ist realistisch und sucht zugleich das Positive: »Zum Glück ist noch ein kleiner Teil erhalten.« Ähnlich ist es mit der Schilderung von unbeschwerten Kindertagen mit den Spielgefährten, die später im Krieg fallen oder in Gefangenschaft geraten. Für sie selbst galt es jetzt »neu leben zu lernen und den eigenen Weg zu suchen.«

Fortgesetzt wird das Programm im Laufe des Sommers in der Reihe »Literatur und Limo im Klostergarten« jeweils an Sonntagnachmittagen. (GEA)