Die Glückwunschurkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die Heß ebenfalls dabeihatte, geriet darüber ein wenig ins Hintertreffen. Denn Herta Oeser zögerte nicht lang und zog sich, mit der Hilfe des Bürgermeisters, das Trikot kurzerhand über.
Heß hatte ebenfalls Spaß an der Sache. »So ein Geschenk hat eine 109-Jährige sicher noch nie bekommen«, meinte er und bekannte: »Es freut mich saumäßig, dass das geklappt hat.«
Gekleidet im Nationaldress, ließ sich Herta Oeser auf eine kleine Fachsimpelei über Fußball ein. »Ganz vorn sind die Bayern, dann kommt Dortmund und danach Schalke 04.« Die Spitze der Bundesliga-Tabelle hat sie parat. Und – obwohl ihr »alles, was über Deutschland hinausgeht«, nicht so wichtig ist – wagte sie zumindest eine Negativ-Prognose bezüglich des künftigen Weltmeisters: »Deutschland wird’s bestimmt nicht!« Denn im Spiel gegen Ghana habe die deutsche Elf »mit Ach und Krach« gerade noch so das 2:2 erreicht.
Herta Oeser ist geistig noch sehr rege, nimmt Teil am Geschehen in Pfullingen und drum herum. Sie freut sich, wenn Nachbarn und Bekannte vorbeischauen und ihr Neuigkeiten aus der Stadt mitteilen, oder wenn ihre Tochter ihr aus dem Echaz-Boten vorliest. Gut in Erinnerung ist ihr der Bürgerbus, mit dem sie vor zwei Jahren eine Fahrt durch die Stadt hat machen können. »Das ist ebbes gut’s für Pfullingen«, betont sie und ergänzt: »Dem möchte ich etwas stiften.«
Die Aufmerksamkeit, die ihr Geburtstag hervorruft, genießt die 109-Jährige mit Gelassenheit, aber es amüsiert sie auch. Als die Pressefotografen, die mit im Wohnzimmer sitzen, unablässig Bilder machen, kommentiert sie das mit der Bemerkung: »Na, ein gescheites Bild werden Sie ja wohl hinkriegen.« (GEA)