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Warum in Lichtenstein mitten in der Nacht die Bauarbeiter anrückten

Zur Geisterstunde setzte ein Unternehmen in Unterhausen Kanaldeckel. Das freute nicht jeden.

So oder so ähnlich sieht’s aus, wenn ein Kanaldeckel neu eingebaut wird.
So oder so ähnlich sieht’s aus, wenn ein Kanaldeckel neu eingebaut wird. Foto: adobestock
So oder so ähnlich sieht’s aus, wenn ein Kanaldeckel neu eingebaut wird.
Foto: adobestock

LICHTENSTEIN. Nicht nur das Erstaunen, sondern auch der Ärger und das Unverständnis waren bei einem Lichtensteiner groß, als vor Kurzem mitten in der Nacht vor seinem Haus Bauarbeiten begannen. 0.30 Uhr zeigte der Wecker, als der Mann aufgrund des Lärms das Fenster öffnete und auf die B 312 blickte. Dort hob ein Bauunternehmen einen Kanaldeckel aus, um einen neuen in die Fahrbahn einzulassen.

Rund zwei Stunden waren die Bauarbeiter am Werk, bis der neue Kanaldeckel saß und mindestens so lange war auch der Unterhausener samt seiner Kinder wach. Die fühlten sich in ihrer Nachtruhe so gestört, dass der Mann am nächsten Morgen nicht zur Arbeit konnte und die Kinder nicht in die Schule, berichtet er. Und, dass er im Ärger über die Störung auch die Polizei gerufen habe, da die Bauarbeiter auf seine Nachfragen nach Sinn und Zulässigkeit ihres Tuns nicht reagiert hätten. Die Ordnungshüter kamen auch, stellten aber schnell fest, dass die Ruhestörer eine Erlaubnis hatten, tief in der Nacht zu Werke zu gehen.

Das könne doch nicht sein, sagt der in der Nachtruhe Gestörte. Einen Kanaldeckel zu tauschen, könne man doch auch tagsüber erledigen. Licht in das nächtliche Treiben bringt Achim Neuffer, der bei der Gemeinde Lichtenstein für den Tiefbau verantwortlich ist. An dem besagten Abend des 4. März sei ein Unternehmen, das sich im Zuge der Jahresvergabe um das Kanalnetz der Gemeinde kümmert, unterwegs gewesen, um insgesamt drei Kanaldeckel neu einzubauen – zwei davon in Honau, als letzter stand der Unterhausener auf dessen To-do-Liste.

Verkehrsfluss nicht behindern

Grund dafür war: Im Bereich der Schächte hatte sich der Boden gesetzt, was einerseits die Gefahr eines Rohrbruchs erhöhte und zum anderen der Kanaldeckel nicht mehr plan mit der Fahrbahn schloss, was zu mehr Lärm führte. Deshalb sei der Austausch, beziehungsweise die Erneuerung der Schächte in Auftrag gegeben worden. Der weitere Ablauf der Maßnahme habe dann in den Händen des Unternehmens gelegen, das sich unter anderem auch um die verkehrsrechtliche Genehmigung der Baustelle gekümmert hat. Dafür ist in Lichtenstein das Landratsamt zuständig und das ordnete an, dass die Bauarbeiten in den Nachtstunden ausgeführt werden müssen, so Neuffer.

Warum erläutert auf Nachfrage des GEA die Landratsamtssprecherin Anna Ioannidis: Das Landratsamt habe in Abstimmung mit der Gemeinde angeordnet, dass die Sanierungsarbeiten nachts durchgeführt werden müssen. »Hintergrund dieser Entscheidung war, den Verkehrsfluss am Tag nicht zusätzlich zu beeinträchtigen, da derzeit eine teilweise Sperrung der Honauer Steige vorliegt.« Sprich: Die Autofahrer sollten nicht länger im Stau stehen als nötig. Deshalb wurde zur Geisterstunde gearbeitet. Die Anlieger wird die Erklärung vermutlich nicht zufriedenstellen. (GEA)