BAD URACH. Sie klingt entspannt, im Lot. »Erstmal in aller Ruhe im Kreis der Familie ankommen« möchte Katharina Maichle. Nach zweieinhalb Jahren Haft in Venezuela ist die gebürtige Bad Uracherin vor drei Wochen entlassen worden und in ihrer Heimat in der Region Neckar-Alb angekommen. »Sie haben mich alle sehr gut aufgenommen«, sagt sie im Telefonat mit dem GEA, bei dem sie sich gemeldet hat. Und die 30-Jährige dankt: den vielen Spenderinnen und Spendern, die indirekt mit dafür gesorgt haben, dass sie schließlich freigelassen wurde.
Hohe Anwalts- und Verfahrenskosten waren angefallen. Auch Hafterleichterungen wurden erst durch Geld möglich, das Maichles Unterstützerkreis um die treibende Kraft Margit Amon nach Venezuela transferiert hatte. Gespendet haben unter anderem die Besucher eines Benefizkonzerts mit der Band 21 Anfang März 2023 im Pfullinger Klostergarten. 150 Gäste waren gekommen. Viele andere haben online gespendet.
Später ein Fest
Ende 2021 war Katharina Maichle zusammen mit ihrem damaligen Freund, einem Venezolaner, im Grenzgebiet zwischen Venezuela und Kolumbien wegen angeblichen Besitzes von 561 Gramm Marihuana verhaftet und von zwei Gerichten jeweils zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden - aufgrund einer einzigen Zeugenaussage; es gab auch gegenläufige. Das damalige Paar hatte die Vorwürfe immer bestritten. Die Haftbedingungen waren lange Zeit unwürdig, vor allem im ersten der beiden Gefängnisse, in denen sie einsaß. Maichle hatte ihnen und der permanenten Unsicherheit um ihre weitere Lage stark widerstanden.
Margit Amon hatte auf rechtlicher wie auf diplomatischer Ebene die ganze Zeit für die junge Frau gekämpft, auch mithilfe von Bundestagsabgeordneten und dem Anwalt Dr. Nicolas Gazeas, der auch den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny verteidigt hatte. Den Durchbruch hatte vor wenigen Wochen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) geschafft, die bei ihrem venezolanischen Amtskollegen auf die Freilassung der jungen Deutschen gedrungen hatte. Deren Ex-Freund sitzt noch immer im Gefängnis.
Sehr berührt
Zurück in der Heimat in der Region Neckar-Alb, braucht Katharina Maichle Ruhe. Später will sie mit ihren Unterstützern und Spendern feiern. Ort und Zeit folgen. Jetzt ist sie erstmal im Ankommensprozess. »Ich genieße es, wieder hier zu sein«, bekennt sie und betont: »Es hat mich sehr berührt, wie groß die Spendenbereitschaft und der emotionale Beistand besonders aus der Heimat waren.« (GEA)