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Wie der Uracher Wald zukunftsfähig gemacht wird

Man kann auf sieben Kilometern viel erleben. So lang beziehungsweise: kurz war der 2023er-Waldumgang des Uracher Gemeinderats. Forstbereichsleiter Michael Herb und seine beiden Uracher Förster Uli Meyer und Ulrich Wahl führten die Runde vom Modellflugplatz in Hengen über einen Schlenker übers Schafhaus zum Feldherrenhügel und zurück. Zur Sprache kamen nicht nur ureigene Wald-Themen wie die Naturverjüngung oder Zukunftsbäume, sondern auch Themen wie erneuerbare Energien auf Uracher Markung oder das künftige Schafhaus - Dinge also, die die Stadt nicht weniger bewegen.

Beim Waldumgang des Uracher Gemeinderats markiert Stadträtin Petra Mayer-Bock unter den Augen von Forstbereichsleiter Michael He
Beim Waldumgang des Uracher Gemeinderats markiert Stadträtin Petra Mayer-Bock unter den Augen von Forstbereichsleiter Michael Herb einen »Z-Baum«. Die drei Punkte am Stamm zeigen den Waldarbeitern an, dass sie besonders darauf achten müssen, dass er nicht von anderen fallenden Bäumen beschädigt werden darf. Foto: Andreas Fink
Beim Waldumgang des Uracher Gemeinderats markiert Stadträtin Petra Mayer-Bock unter den Augen von Forstbereichsleiter Michael Herb einen »Z-Baum«. Die drei Punkte am Stamm zeigen den Waldarbeitern an, dass sie besonders darauf achten müssen, dass er nicht von anderen fallenden Bäumen beschädigt werden darf.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Man kann nicht mit einem Förster durch den Wald gehen, ohne über kurz oder lang auf den Klimawandel zu sprechen zu kommen. Er ist da. Sichtbar. Schon lange, wie die Wald-Experten wissen. Sie sehen es in der Veränderung im Waldbild. An neuen Phänomenen wie der Herbst- und der Wintertrockenheit. Und natürlich an den zunehmenden Stürmen, die Bäume ebenso über den Haufen werfen wie Pläne zum Holzeinschlag. Bäume, die dem Sturm zum Opfer gefallen sind und deshalb aus dem Wald rauskommen, verbuchen die Förster in ihren Plänen unter der Rubrik »zufällige Nutzung«.

»Ein Windkraft-Hotspot wird Bad Urach nicht werden«

Das aktuellste Thema – das nicht allzu viel mit dem Wald zu tun hat – kam gleich am Anfang des Waldumgangs zur Sprache: Zwischen dem städtischen Schafhaus und dem Modellflugplatz könnten sich in nicht allzu ferner Zeit Rotoren von Windrädern drehen. Bürgermeister Elmar Rebmann berichtete von »diversen Sitzungen der Dialoggruppe«, deren Ergebnisse bei einer Bürgerinfo am 15. November bekannt gegeben werden. Der Verwaltungs-Chef will noch in diesem Jahr einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zum Thema – sowohl in Bezug auf Windenergie als auch auf Photovoltaik und Geothermie. Rebmann: »Die Bereitschaft ist da, unseren Teil beizutragen.«

»Ein Windkraft-Hotspot wird Bad Urach nicht werden«, beruhigte er schon vorab Zweifler und Gegner. Schon deshalb nicht, »weil unsere Markung reich gesegnet ist mit diversen Schutzgebieten«. Nachgedacht wird über eine Zusammenarbeit in Sachen Windenergie und Photovoltaik mit den Nachbargemeinden Grabenstetten und Römerstein.

Einen Steinwurf entfernt der Standort für den neuen Schafstall für Stadtschäfer Christoph Röhner. »Wir arbeiten mit Hochdruck an den Zuschussanträgen«, sagt Bürgermeister Rebmann. Gute Nachrichten: »Bei dem Anderthalb-Millionen-Euro Projekt könnten bis zu 70 Prozent der Kosten gefördert werden.«

Die Förster müssen im Wald einen schwierigen Spagat leisten: Auf kurzfristige Ereignisse wie einen Sturm müssen sie ebenso reagieren wie auf mittelfristige wie das Eschentriebsterben – und ganz nebenbei ein Stück Kulturlandschaft schaffen, das erst zukünftige Generationen erleben werden. Die Uracher Förster Ulrich Meyer und Ulrich Wahl und ihr Chef, Forstbereichsleiter Michael Herb, zeigten ihre Arbeit auf zwei Flächen, die kaum zwei Kilometer voneinander entfernt liegen: Hier ein 0,6 Hektar großes Areal, das mal eine rotfauler Fichtenbestand war. Eine »abgegangene Fläche«, sagen die Förster. Im Klartext: Die Fichten sind schon lange weg, die Fläche abgeräumt.

In einer ehemaligen Fichten-Monokultur ist nicht viel los mit Naturverjüngung, keine Chance also, dass sich hier der Wald mit seinem eigenen Nachwuchs selber geholfen hätte. »Wir haben hier nur die Möglichkeit, einen Wald zu pflanzen«, so Förster Ulrich Meyer, »in der Hoffnung, dass in die Arten in 50 Jahren richtig sind.« Meyer hat sich auf der trockenen Fläche für einen Eichenwald entschieden. Die haben in Bezug auf den Klimawandel recht gute Zukunftsaussichten, denkt der Förster. Nebenan hat er ein paar Hundert Schwarzkiefern setzen lassen. Wegen des Pflanz-Zeitpunkts und des buchstäblich ver-rückten Wetter in diesem Jahr hatten die Pflänzchen einen ganz schweren Start. Mit der Folge, dass bestimmt 80 bis 90 Prozent schon wieder eingegangen sind, wie sein Kollege Wahl bedauert.

Damit die jungen Eichen nebenan besser und sicherer hochkommen, sind sie mit grünlichen Wuchshüllen aus Plastik eingehaust. Hier sind sie nicht nur vor den Gelüsten von Rehen sicher, sie wachsen auch in einer Art Mini-Gewächshaus auf. Eigentlich eine tolle Sache – wären die Wuchshüllen nur nicht aus Kunststoff, der sich entgegen den ursprünglichen Versprechungen nicht schnell zersetzt. Heißt: Ab dem kommenden Jahr sind die Hüllen tabu. Auf der Suche nach Nachfolgern wird um die Wette geforscht. Sicher ist bis jetzt nur, dass alles, was kommt, teurer wird. Überhaupt ist eine Wiederaufforstung eine richtig teure Angelegenheit, betonen die Förster.

Der erst mal kostenlose Königsweg ist immer noch die Naturverjüngung. Wobei auch die früher oder später gepflegt werden will, damit ein richtiger Wald entsteht mit Bäumen, die sich in ein paar Generationen zu Geld machen lassen. Bäume, denen die Förster eine gute Zukunft einräumen, bezeichnen sie als »Z-Bäume« – Z wie Zukunft. Die brauchen erstens Platz und zweitens Licht. Heißt im Umkehrschluss, dass Nachbarbäume, die ihnen das eine oder andere wegnehmen, bei den regelmäßigen Durchforstungen umgesägt werden. Was liegt, wird als »Reißschlag« - Brennholz also - vermarktet. Die Z-Bäume werden mit drei Punkten markiert. Sie zeigen den Waldarbeitern an, dass sie besonders darauf achten müssen, dass der betreffende Baum nicht von anderen fallenden Bäumen beschädigt werden darf. Die Bäume mit einem schrägen Strich fallen, die Z-Bäume mit drei Punkten »haben dann noch gut hundert Jahre vor sich«, sagt Förster Uli Meyer.