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Aktuell Tag der offenen Tür

Wechselvolle Geschichte

Führungen und Festvortrag: Haus auf der Alb in Bad Urach feiert »100 Jahre Bauhaus«.

Zuhörer erfuhren, wie Schneck vom Polsterer zum Möbeldesinger avancierte.  FOTOS: ÖCHSNER
Zuhörer erfuhren, wie Schneck vom Polsterer zum Möbeldesinger avancierte. FOTOS: ÖCHSNER
Zuhörer erfuhren, wie Schneck vom Polsterer zum Möbeldesinger avancierte. FOTOS: ÖCHSNER

BAD URACH. Das größte zusammenhängende Gebäude im Bauhausstil in Süddeutschland besticht durch Funktionalität und Transparenz, einer ganz eigenen Schlichtheit und ist sozial inspiriert: »Man muss das Haus auf sich wirken lassen«, weiß Kai-Uwe Hecht, Abteilungsleiter der Landeszentrale für politische Bildung.

Das Angebot nahmen am Sonntag mehrere Hundert Besucher ausgiebig wahr, die beim Tag der offenen Tür im Haus auf der Alb unter dem Motto »100 Jahre Bauhaus« vieles geboten bekamen von thematisch unterschiedlichen Hausführungen bis zu einem hochkarätigen Festvortrag von Dr. Cornelius Tafel. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand Adolf G. Schneck, der Architekt des Hauses.

Beim Tag der offenen Tür wurde den Besuchern eines deutlich: Hoch über Bad Urach steht ein geschichtsträchtiges Haus mit einer wechselvollen Geschichte – gebaut wurde es als Kaufmannerholungsheim, später diente es als Lazarett und seit 1992 wird es von der Landeszentrale für politische Bildung als Tagungszentrum genutzt. Noch heute ist das denkmalgeschützte Haus auf der Alb von einem ganz speziellen Charme, einer ganz eigenen Aura geprägt. »Es handelt sich um ein mit Leben gefülltes Denkmal«, machte Kai-Uwe Hecht deutlich. Eines, in dem jährlich 6 500 Gäste und 8 000 Übernachtungen gezählt werden, allein 12 000 Mittagessen bereitet das Küchenteam zu und 230 Veranstaltungen finden statt: »Die Tendenz ist steigend«, erklärt Hecht. »Hier ist etwas los«.

Nina Deiß freut’s, auch das überaus große Interesse am Tag der offenen Tür findet die Leiterin des Tagungszentrums einfach »toll«. Gekommen waren Architektur-Kenner ebenso wie Kunst-Interessierte, Wanderer schauten vorbei und Menschen, die sich einfach nur das landschaftsprägende Gebäude anschauen wollten. Genau diese Mischung machte es für Nina Deiß aus: Das Haus auf der Alb sei ein Haus für jedermann und nicht nur für Intellektuelle und Tagungsgäste. »Wir hoffen, mit dem Programm einen guten Bogen zu schlagen«, erklärt Deiß, die gemeinsam mit Julia Telegin das Tagungszentrum leitet. Als das Haus auf der Alb geplant und gebaut wurde, sei die Demokratie entstanden und in vielen Bereichen sei man neue Wege gegangen – auch in der Architektur: »Wir hoffen, dass die Besucher ein Gefühl bekommen für dieses Haus.«

»Es handelt sich um ein mit Leben gefülltes Denkmal«

Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete auch Festredner Dr. Cornelius Tafel, der 1991 mit einer Arbeit über den in Esslingen geborenen und aufgewachsenen Adolf G. Schneck (1883 bis 1971) promovierte. Er zeichnete dessen Lebensweg vom Handwerker-Sohn, der zunächst eine Lehre als Polsterer absolvierte, später die Kunstgewerbeschule besuchte und zum Möbeldesinger avancierte, nach. Der Kampf um die Anerkennung als Architekt, so der Referent, habe Schnecks Vita lange Jahre geprägt: Das habe sich erst mit seinen Bauten in der Weißenhof-Siedlung und eben dem Haus auf der Alb geändert.

Das Programm rundeten Hausführungen ab: Dr. Markus Hug, bis Februar 2018 Leiter des Tagungszentrums, informierte über die Architektur und Kunsthistorikern Jutta Fischer über die Kunst im Haus auf der Alb. Auch gab’s eine Bilderschau über die wechselvolle Geschichte des Gebäudes und Filmvorführungen über das Leben von Dr. Georg Goldstein. Der Tag der offenen Tür war eingebettet in ein Bauhaus-Seminar, bereits am Samstag hatte ein viel beachteter Konzertabend mit Sängerin Barbara Zechel und Pianistin Stefanie Bießecher stattgefunden: Die Musikerinnen präsentierten Schlager aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, die von jüdischen Komponisten geschrieben worden waren. (GEA)

 

Festredner Cornelius Tafel referierte über den Architekten Adolf G. Schneck.
Festredner Cornelius Tafel referierte über den Architekten Adolf G. Schneck. Foto: Kirsten Oechsner
Festredner Cornelius Tafel referierte über den Architekten Adolf G. Schneck.
Foto: Kirsten Oechsner