METZINGEN. Einträchtig stehen ein Abrissbagger mit gereckter Zange und ein Aushubbagger mit gesenkter Schaufel nebeneinander. Dahinter: der Metzinger Weinberg. Im Vordergrund spricht Ulrike Fezer, die Schulleiterin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG), an einem Demo-Sandhaufen poetisch über den bergigen Weg zum Ziel: dem Naturwissenschaftlichen Trakt (NWT) der Schule. »Ein kniffeliger Zustieg zum Monte DBG.« Denn die Planung und schließlich der Baubeginn hatten sich über Jahre hingezogen. »Corona zwang uns in ein längeres Biwak.« Nicht das einzige Hindernis. Schon seit dem Hagelsturm 2013 gab es Neubaupläne.
Mit Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh, anderen Mitgliedern der Stadtverwaltung, Vertretern des Architekturbüros Trint+Kreuder, der Bauunternehmung Brodbeck, der Elternschaft und einer jungen Gymnasiastin hat Fezer an dem Sandhaufen am Donnerstagnachmittag die ersten Spaten für den 22 Millionen Euro teuren Dreigeschosser gestochen. Er ist neben dem im Herbst 2023 in Betrieb gegangenen Zentrum für Feuerwehr und Bauhof das bislang teuerste Projekt der Stadt. »Es ist ein bedeutsamer Schritt für die Zukunft der Bildung junger Menschen in der Stadt«, wertet die Rathauschefin. Zum Schuljahr 2026/27 soll der Kubus in Betrieb gehen und Biologie, Physik, Chemie und ansprechende Architektur vereinen.
»Ein kniffeliger Zustieg zum Monte DBG«
Gezielt im Hintergrund des Schulgeländes wird der NWT-Trakt stehen und eine Achse mit dem DBG-Hauptgebäude und der Neuen Aula bilden. »Die Idee ist, dass alle drei Gebäude über eine 'Straße' mit Pergola verbunden sind«, erläutert Matthias Breithack, Projektleiter von Trint+Kreuder, das, was viele in Metzingen »Schulboulevard« nennen. Rechts neben dem Neubau wird Platz für eine Erweiterung (»wie an einer Perlenkette«) sein. Und vorne, zum Öschweg hin, wird es eine große Freifläche für den Schulhof geben.
Dort, wo bis Juli einer der beiden Schulpavillons von 1966 stand. In den großen Ferien wurde er abgebrochen. Der zweite Pavillon im Rückraum neben dem NWT-Baufeld steht noch teilweise. Sein Abbruch verzögert sich, nachdem die Arbeiter auf eine Bodenbeschichtung mit Bitumen gestoßen sind, die nach umweltbehördlicher Draufsicht aufwendig entsorgt werden muss. Der Bagger mit seiner Stahlzange (Fezer: »Der Blechdinosaurier fasziniert die Schülerinnnen und Schüler«) macht sich an dem Gebäudetorso zu schaffen, vieles ist aber auch Handarbeit. »Ende November soll es geschafft sein«, blickt Konrad Berger voraus, der Leiter des Amts für Planen und Bauen bei der Stadt Metzingen.

CDU-Stadträtin Karin Theis war beim Spatenstich für den Neubau wie gut 50 andere Interessierte dabei. Sie hat schon 1968 als Fünftklässlerin in den damals neuen Pavillons Unterricht gehabt. »Es war nie schön«, blickt sie auf das nüchterne Ambiente zurück. Das neue wird mehr zum Lernen, Forschen und Ausprobieren animieren, optisch, mit großzügigen Räumen und viel Equipment. »Vielleicht kommt ja mal eine Nobelpreisträgerin oder ein Nobelpreisträger von hier«, sinniert OB Haberstroh. Was den langen Weg zum Ziel angeht, bittet sie darum, die »Fehlerkultur« zu pflegen, Raum für Nachbesserung zu geben, statt zu schnell auf den bildungsbaulichen Gipfel zu wollen. »Qualität geht vor Schnelligkeit.«
»Vielleicht kommt ja mal eine Nobelpreisträgerin oder ein Nobelpreisträger von hier«
DBG-Schulleiterin Fezer blickt derweil im Bergdeutsch schon mal in die Zukunft: »In großer Gemeinschaft gehen wir auf die nächsten Etappen.« Will heißen, die Sanierung des DBG-Hauptgebäudes, die nach der Fertigstellung des Naturwissenschaftlichen Trakts ansteht. Ab 2030 ist dieses nächste Großbauvorhaben geplant, zusammen mit dem NWT wird es gut 50 Millionen Euro kosten. Die Stadt als Schulträgerin wird sie in enger Abstimmung mit dem G-9-Gymnasium angehen. (GEA)