METZINGEN/DETTINGEN/BAD URACH. »Wir haben große Sorge, wie sich die Krisenherde weiterentwickeln«, machte Metzingens Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh mit Blick auf Russland und die Ukraine, aber auch auf die Rolle der USA deutlich, »umso wichtiger ist es, jede Gelegenheit zu nutzen, Solidarität zu zeigen.« Das tut die Sieben-Keltern-Stadt gemeinsam mit Dettingen und Bad Urach in einer Soldaritätspartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Arzis im Gebiet bei Odessa im heutigen Bessarabien.
Einstimmig hat der Metzinger Gemeinderat beschlossen, dafür 7.650 Euro bereitzustellen und den FWV-Stadtrat Holger Weiblen, eine der treibenden Kräfte im Verein »Ermstal hilft«, mit der Koordination der Solidaritätspartnerschaft und der Vorbereitung von Förderanträgen zu betrauen. Geld kann von Land oder Bund kommen und dient ukrainischen Kommunen. Voraussetzung ist, dass es Solidaritätspartnerschaften mit Städten und Gemeinden aus Deutschland gibt. Weiblen und andere ehrenamtlich Aktive wie Martin Salzer und Simon Nowotni waren bereits mit unzähligen Hilfstransporten im Oblast Odessa im Süden der Ukraine.
Leise Kritik in Bürgerfragestunde
Im Gemeinderat gab es keine Diskussion über den Aufbau der Solidaritätspartnerschaft, nur einmütig gehobene Hände. So einmütig und einstimmig wie in Dettingen. Nur in der Metzinger Bürgerfragestunde hatte sich eine Frau zwischen den Zeilen nach der Verhältnismäßigkeit der Dinge erkundigt: »Die Kita-Gebühren sind immer weiter gestiegen, in der Haushaltsdiskussion hieß es 'wir müssen sparen' und die Gewerbesteuer wurde erhöht. Wer entscheidet, welches Budget in welchen Bereich reinkommt?« Die Antwort der Rathauschefin bestand zunächst aus einem Satz: »Der Gemeinderat beschließt in öffentlicher Sitzung, wie die finanziellen Ressourcen verteilt werden.«
Später ergänzte sie: »Wir verwenden das Geld für etwas, von dem wir wieder profitieren.« Für die Hilfe zur Selbsthilfe in dem von Russland überfallenen Land und in der Hoffnung, dass sich der Ukraine-Krieg nicht ausweitet. Eine andere Hilfsmaßnahme aus Metzingen ist schon geplant, aber noch nicht umgesetzt: Ein ausgedientes Feuerwehrfahrzeug wird an eine ukrainische Kommune gespendet. Welches es sein wird, ist erst klar, wenn die Metzinger Wehr ein Neufahrzeug bekommen und ein älteres an die Abteilung Glems abgegeben hat.
Die Flucht hierher verhindern
Einstimmige Zustimmung für die Solidaritätspartnerschaft mit Arzis auch im Uracher Gemeinderat. »Toll, dass Metzingen, Dettingen und Bad Urach hier zusammen auftreten«, sagte Petra Mayer-Bock für die FDP. Auch FWV-Fraktions-Chefin Uthe Scheckel freut sich, »dass wir Menschen in einem kriegsgebeutelten Land helfen«. Einigermaßen rat- und fassungslose Blicke hinterließ die Formulierung von CDU-Fraktions-Chef Michael Schweizer: Er sei am Anfang »ehrlicherweise skeptisch« gewesen. Jetzt könne er aber zustimmen, »weil das Geld nicht für die Integration hier vorgesehen ist, sondern dafür, vor Ort die Flucht der Menschen hierher zu verhindern«. (GEA)