RIEDERICH. 23. Juni und 28. Juni 2021: Wenn diese beiden Daten genannt werden, wissen alle Riedericher Bescheid und erinnern sich an den Starkregen, der an diesen beiden Tagen jeweils über den Ort hinwegging und für erhebliche Schäden gesorgt hat. »In wenigen Minuten war die Kanalisation voll und stand das Wasser auf den Straßen«, erinnert sich Bürgermeister Tobias Pokrop, zudem liefen unzählige Keller voll. »Wir werden mit weiteren extremen Niederschlag-Ereignissen rechnen müssen«, so seine Prophezeiung. Wichtig sei es, die Schäden zu minimieren oder gar zu vermeiden: Deshalb gibt die Gemeinde die Erstellung eines kommunalen Starkregenrisikomanagements in Auftrag, den Ingenieurleistungen in Höhe knapp 40 000 Euro stimmte der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Mittwoch zu – 70 Prozent der Kosten werden über ein Landesprogramm finanziert. Jedes erdenkliche Instrument, das Milderung der Schäden verspreche, so das Fazit des Bürgermeisters in der Sitzungsunterlage müsse genutzt werden – der Einsatz von finanziellen Eigenmitteln in Höhe von 12 000 Euro sei durchaus gerechtfertigt. Immo Gerber vom Ingenieurbüro Rieber stelle das Verfahren vor und machte dem Gemeinderat sowie einigen Besuchern der Sitzung klar, wann von Starkregen gesprochen werden kann: Es handelt sich um ein räumlich und zeitlich begrenztes Ereignis, mit einer sehr starken Intensität. Leider, so die Erfahrung des Fachmanns, sei die Brisanz des Themas noch nicht im Bewusstsein der Menschen angekommen und mangele es vielfach noch an Risikobewusstsein. »Die Gefahr lauert im Keller«, machte Gerber deutlich. Die Reaktionszeit sei gering, Starkregen habe auch Auswirkungen für Hangbewohner: »Die rechnen nicht damit.«
In etwa einem Jahr, wenn die Erstellung einer Starkregengefahrenkarten abgeschlossen sei, könnten die Riedericher abschätzen, ob sie in einem gefährdeten Bereich leben: Die Karte wird im Zuge der Informationsvorsorge einsehbar sein. Sie habe zwar – anders als das Hochwassermanagement – keinen rechtlich bindenden, sondern nur informativen Charakter, aber Privatpersonen, Kommunen und vor allem die Blaulichtfraktionen würde die Starkregengefahrenkarte das Krisenmanagement erleichtern, Orientierung bieten und man können sich baulich darauf einrichten.
Die Karte stellt, so Gerber, seltene und außergewöhnliche und extreme Oberflächenabschluss-Szenarien dar. Auch werden kritische Objekte, Bereiche und Infrastruktureinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Altenheime, aber auch Tiefgaragen und Einrichtungen der Energie- und Wasserversorgung identifiziert und mögliche Schadenspotenziale abgeschätzt. Auf der Analyse baut sich dann ein kommunales Handlungskonzept auf. Polizei, Feuerwehr und auch die Rettungsdienste werden beispielsweise über einen Workshop mit dem Thema vertraut gemacht. Der Auftakt ins Thema sei geschafft, so Bürgermeister Pokrop: »In etwa einem Jahr werden wir Ergebnisse in den Händen haben.« Gemeinderat wie auch Bürger werden regelmäßig über den Stand der Dinge informiert, so seine Zusicherung. (oech)